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Dulig macht sich stark für eine sächsische Investitionsgesellschaft

Sachsens Arbeitsgeberpräsident Jörg Brückner fordert, wieder mehr und länger zu arbeiten. Mit Wirtschaftminister Dulig stritt er über die richtigen Wege, Sachsen fit für die Zukunft zu machen.

Von Nora Miethke
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Wirtschaftsminister Martin Dulig am Mittwochabend beim Streitgespräch mit Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner. Foto: SMWA
Wirtschaftsminister Martin Dulig am Mittwochabend beim Streitgespräch mit Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner. Foto: SMWA © SMWA

Dresden. Das Verhältnis zwischen dem Präsidenten der Vereinigung der sächsischen Wirtschaft (VSW), Jörg Brückner, und Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ist nicht ganz reibungsfrei. Bislang haben sie hinter verschlossenen Türen über die richtigen Antworten auf die Fragen der Zukunft gestritten. Am Mittwochabend trafen nun beide erstmalig in einem öffentlichen Streitgespräch aufeinander. Das Wirtschaftsministerium hatte zum Schlagabtausch ins Dresdner Kulturkraftwerk geladen, um darüber zu diskutieren, was zu tun sei, um den Wohlstand für die künftigen Generationen zu sichern.

Brückner und Dulig waren sich darin einig, dass wieder ein „Ruck“ durch Sachsen gehen muss. Da hörte die Harmonie aber auch auf. Für den Wirtschaftsminister ist einer der obersten Prioritäten der Ausbau der Erneuerbaren Energien, deren Verfügbarkeit inzwischen eine Standortfrage ist. Statt beim Aufbau einer modernen Wasserstoff- oder Breitbandinfrastruktur immer von Förderprogrammen des Bundes abhängig zu sein, stellte er die Idee einer sächsischen Investitionsgesellschaft vor. Sie soll in erster Linie in den Infrastrukturbereich investieren, könnte sich aber auch an strategisch wichtigen Start-ups und Unternehmen beteiligen.

Finanziert werden könnte eine solche Investitionsgesellschaft unter anderem aus einem Teil der jährlichen Haushaltsüberschüssen und den Rücklagen für den Generationsfonds des Freistaats zur Sicherung der Beamtenpensionen. „Wir haben momentan 9 Milliarden Euro Rücklagen. Mit jeder Zuführung zum Generationsfonds verbrennen wir Geld, solange die Zinsen niedrig sind“, so Dulig. Er schlägt vor, die Anlagestrategie zu ändern und in Wasserstoff-, Glasfaser- und Stromnetze zu investieren. Das Geld sei nicht verschenkt, sondern würde durch Gebühren für die Nutzung aus der Wirtschaft zurückfließen. So will der SPD-Politiker den digitalen Wandel und den Umbau des Energiesystems beschleunigen.

Der Arbeitgeberpräsident findet die Idee nicht unbedingt schlecht, fragt sich aber, wer bereit sein soll, dafür Geld zu geben. Brückner pochte wiederholt darauf, der Staat dürfe nicht immer neue Schulden machen, sondern müsste alte Schulden zurückzahlen, um diese Lasten nicht den künftigen Generationen zu hinterlassen. Während er warnte: „Hände weg von einer Verfassungsänderung“, betonte Dulig, er hoffe sehr darauf, „dass wir die Schuldenbremse in der Verfassung ändern werden, damit wir mehr investieren können“. Die Schuldenbremse verpflichte zur Tilgung der Kredite für die Bewältigung der Corona-Pandemie innerhalb von achten Jahren, klagte der SPD-Politiker. Brückner hatte da wenig Mitleid: „Sie haben Corona-Darlehen an die Wirtschaft ausgezahlt, die innerhalb von zehn Jahren zurückgezahlt werden müssen. Warum soll das gleiche Prinzip nicht für den Staat gelten.“

Länger arbeiten oder mehr auf Bedürfnisse eingehen

Auch bei der Lösung des drängenden Fachkräfteproblems gingen die Positionen weit auseinander. Dulig betonte, man müsste auf die Arbeitszeitbedürfnisse der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eingehen, um die Bindekräfte an die Unternehmen zu stärken. Brückner forderte, dass Schluss sein müsste mit immer neuen Teilzeitmodellen und die Rente mit 63. Die Sachsen müssten wieder mehr und länger arbeiten, wenn sie international wettbewerbsfähig sein wollen.

Und dann schaffte es der VSW-Präsident doch, den redegewandteren Politiker sprachlos zu machen. Auf die Mahnung Duligs, weltoffener und toleranter zu sein, um das durch Ausländerfeindlichkeit beschädigte Image Sachsens zu verbessern, sagte Brückner, er hätte ein positiveres Bild von Sachsen, die Menschen seien weltoffen und würden mit allen freundlich sprechen und „ich würde meine Firma nicht nach NRW in Clan-Gebiete verlegen“. Die Diskussion, die mit jeder Minute emotionaler wurde, verdiente ihren Titel „Streitgespräch“.