Von Claudia Drescher
Aue. Steigerlied, Staatskapelle, Fußballstadion und Sachsens bekanntester Comedian Olaf Schubert: Mit einem in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlichen Festakt hat der Freistaat Sachsen sein 30-jähriges Bestehen seit der Wiedergründung 1990 gefeiert. Mitten in der Corona-Pandemie eine Großveranstaltung mit 2.000 Gästen? Mit dem Festkonzert wollte die sächsische Landesregierung auch ein Zeichen setzen: Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern sind unter strengen Auflagen seit 1. September wieder möglich. Damit geht der Freistaat bundesweit voran.
"Wir sind beisammen, wir sind vorsichtig, aber wir feiern dieses besondere Ereignis", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in seinem Grußwort. Die Teilnahme des Bewerbers um den CDU-Vorsitz und damit möglichen Kanzlerkandidaten hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt, weil in NRW deutlich strengere Corona-Regeln gelten. Der nordrhein-westfälische SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty hatte Laschet vorgeworfen, im eigenen Bundesland Wasser zu predigen und in Sachsen Geburtstagswein zu trinken.
Laschet verteidigte seinen Besuch mit einem Verweis auf den Föderalismus. Die Corona-Regeln in Sachsen seien anders als in Nordrhein-Westfalen. "Die Infektionszahlen in Sachsen sind aber auch andere als in Nordrhein-Westfalen", sagte er am Nachmittag vor dem Festakt beim Besuch eines Schaubergwerks mit seinem CDU-Amtskollegen Kretschmer bei Schwarzenberg (Erzgebirgskreis).
Der Großteil der Sitze in dem Fußballstadion, das sonst bis zu 16.000 Menschen Platz bietet, blieb am Abend gemäß den Corona-Bestimmungen leer. Unter den Besuchern waren auch zahlreiche Ehrengäste, darunter Sachsens erster Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), der mit lang anhaltendem Applaus im Stadion begrüßt wurde.
Das Festkonzert selbst wurde von der Sächsischen Staatskapelle gestaltet, die damit ihre Premiere in einem Fußballstadion spielte. Auch das traditionelle Steigerlied durfte dabei nicht fehlen. Zudem ließ der Dresdner Comedian Olaf Schubert die Sachsen hochleben, in gewohnt flapsiger Weise und mit reichlich Augenzwinkern.
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer würdigte in seiner Rede den Mut und das Engagement der Menschen in Sachsen nach dem Ende der DDR. "Es sind große Lebensleistungen, die wir in diesem Jahr miteinander feiern", sagte Kretschmer. Was der Freistaat in 30 Jahren erreicht habe, könne sich sehen lassen.
Zugleich betonte der Regierungschef, dass Sachsen ein Land der Freiheit sei. "Aber wenn bei Demonstrationen eine Reichskriegsflagge gezeigt wird, dann endet die Diskussion. Dann braucht es Widerspruch", sagte Kretschmer mit Blick auf die Ereignisse am vergangenen Wochenende in Berlin. Eine solche Flagge sei nichts anderes als ein Synonym für Hakenkreuz und Hitlergruß. (dpa)