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Sachsen schließt die Corona-Zahnarztpraxen

Wie sich positiv getestete Patienten nun verhalten sollen, erklärt Dr. Holger Weißig von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen.

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In Sachsen werden speziell für Corona-Patienten ausgestattete Zahnarztpraxen wie diese in Dresden geschlossen.
In Sachsen werden speziell für Corona-Patienten ausgestattete Zahnarztpraxen wie diese in Dresden geschlossen. © Robert Michael/dpa-Zentralbild (Archiv)

Herr Dr. Weißig, die Inzidenzen steigen gerade wieder. Warum werden die Spezialpraxen dennoch geschlossen?

Zum einen ist der Bedarf momentan nicht da. Zum anderen gehen wir davon aus, dass jede Zahnarztpraxis in Sachsen mittlerweile so ausgestattet ist und ein entsprechendes Hygieneregime hat, dass sich alle Mitarbeiter ausreichend schützen können.

Wie groß war denn die Nachfrage?

Wir haben in diesem Jahr 80 Patienten an die sechs Spezialzahnarztpraxen in Dresden, Kamenz, Chemnitz, Leipzig und im Vogtland vermittelt. Den letzten Fall hatten wir Mitte Mai. Wir sehen daher keine Notwendigkeit mehr, sie zu erhalten.

Was für Patienten waren das?

Patienten, die unter akuten Zahnschmerzen gelitten haben und bei denen das Coronavirus nachgewiesen oder für die Quarantäne angeordnet wurde.

Was war das Besondere an diesen Praxen?

Der normale Alltag lief dort weiter, zusätzlich gab es eine Corona-Sprechstunde für Patienten, die infiziert waren. Dafür wurden die Mitarbeiter mit geeigneter Schutzausrüstung, wie Anzügen, ausgestattet. Wir hatten dafür ausschließlich Praxen ausgewählt, die ausreichend Abstand zwischen den Patienten im Wartebereich gewährleisten konnten und wo die zeitliche Eintaktung funktionierte.

Kam es dort zu Infektionen?

Nein. In der ersten und zweiten Welle mussten einige Zahnarztpraxen vorübergehend schließen, weil Mitarbeiter infiziert waren. Sie hatten sich allerdings nachweislich nicht in der Praxis angesteckt. In der dritten Welle kam es ganz selten auch direkt in Praxen zu Infektionen, jedoch nie in den Spezialeinrichtungen.

Könnten die Spezialpraxen bei Bedarf wieder hochgefahren werden?

Im Grunde schon. Es ist jedoch der falsche Denkansatz, auf Spezialpraxen zu setzen. Das Coronavirus wird nicht das letzte Virus sein und die Delta-Variante nicht die letzte. Wir müssen uns künftig auf weitere Katastrophenszenarien einstellen. Dazu gehört, die Zahnarztpraxen mit ausreichend Schutzmaterial auszustatten. Vor allem aber kommt es darauf an, dass sich die Bevölkerung schützt, indem sie sich impfen lässt. Sie schützt ja damit nicht nur sich selbst, sondern auch uns Zahnärzte.

Wie verhalte ich mich nun als Patient, wenn ich Zahnschmerzen habe und positiv getestet bin oder Symptome habe?

Es ist notwendig, vor Betreten der Praxis beim Zahnarzt anzurufen und das offen zu sagen. Klagt jemand lediglich über Grippesymptome, kann der Zahnarzt einen Corona-Test durchführen. Er schützt sich während der Behandlung sowieso. Die größere Gefahr besteht eher darin, andere Patienten in der Wartezone anzustecken. Daher wird der Patient erst am Ende der Sprechstunde oder kurz vor der Mittagspause bestellt. Ist jemand positiv getestet, muss es schon schwerwiegende Gründe geben, ihn zahnärztlich zu untersuchen oder zu behandeln. Nicht alles bedarf einer sofortigen Behandlung. Das sollte dann mit dem Zahnarzt am Telefon besprochen werden.

Reichen denn die Hygienestandards in allen Praxen aus?

Standardmäßig auf jeden Fall. Wir hatten schon immer ein gutes Hygieneregime, das wir in der Pandemie noch verstärkt haben. Dazu gehört zum Beispiel auch, das Patientenaufkommen zu entzerren, Lüftungskonzepte zu installieren und konsequent auf den Mund-Nasen-Schutz zu achten. Das alles hat sich bewährt. Da es auch andere ansteckende Krankheiten gibt, mussten wir schon vor Corona von potenziell infizierten Patienten ausgehen.

Der Gang zum Zahnarzt ist also sicher?

Ja. Doch einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Das ist wie im Straßenverkehr: Jeden Tag gibt es Unfälle, dennoch setzt man sich immer wieder ans Steuer. Ziel ist, das Risiko zu minimieren, was wir mit unseren Hygienemaßnahmen tun. Wir sind daher der Ansicht, dass jeder Zahnarzt nun in der Lage sein muss, auch wieder alle seine Patienten zu behandeln.

Das Gespräch führte Kornelia Noack.