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Insolvenzen in Sachsen: Windpark-Planer ist die Puste ausgegangen

Die WKA Construction in Glauchau plant Windkraftanlagen. Doch nun fehlt das Geld. Generell nimmt die Zahl der Insolvenzen in Sachsen wieder zu.

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Der Wirtschaftsdatenverwalter Creditreform rechnet mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen im nächsten Jahr.
Der Wirtschaftsdatenverwalter Creditreform rechnet mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen im nächsten Jahr. © Claudia Hübschmann

Chemnitz/Leipzig/Dresden. Der westsächsische Windpark-Planer WKA Construction GmbH steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Über das Vermögen der Glauchauer Firma bestimme fortan ein vorläufiger Insolvenzverwalter, teilte das Amtsgericht Chemnitz am Dienstag mit.

Im zuletzt veröffentlichen Abschluss für das Jahr 2019 bezifferte die Firma die Zahl ihrer Mitarbeiter auf 45 und die Bilanzsumme auf 3,2 Millionen Euro. Erst Mitte November war der seit der Unternehmensgründung im Jahr 2014 amtierende Mit-Geschäftsführer Dirk Eger ausgeschieden. Er sehe sich "aus persönlichen Gründen nicht mehr in der Lage, das Amt des Geschäftsführers zum Wohle der Gesellschaft auszüben", teilte er mit. Seitdem leitete der 54 Jahre alte Finanzökonom Rainer Seidemann aus Meerane die Firma allein. Hauptgesellschafter ist die ENO Windservices GmbH in Rerik an der Ostsee, die zur großen Windkraft-Gruppe Eno Energy gehört.

Das Insolvenzgespenst schwebt zudem über der Da Vinci Kitchen GmbH in Leipzig, einem Start-Up, das mit der Entwicklung eines Küchenroboters den Durchbruch schaffen wollte. Auch in der Technologiefirma Pemodo Hightechnology GmbH, die mit der Marke Randlight in der LED-Branche ebenfalls in Leipzig unterwegs ist, hat jetzt ein vorläufig eingesetzter Insolvenzverwalter das Sagen.

In Sachsen waren zuletzt unter anderem der Anlagenbauer Hollstein in Freital und Crimmitschau, die Baufirmen Kleber-Heisserer und Böpple in Königswartha, die Großbäckerei Erntebrot in Döbeln und die Biomarktkette Biomare in Leipzig in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

Zahl der Insolvenzen ist in Sachsen gestiegen

Ohnehin verzeichnet Sachsen in diesem Jahr mehr Insolvenzen als 2021. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Demnach meldeten sich in diesem Jahr 45 von 10.000 Unternehmen im Freistaat insolvent. Das waren sechs Firmen je 10.000 Unternehmen mehr als vor Jahresfrist.

Bundesweit stellte Creditreform erstmals seit der Weltfinanzkrise im Jahr 2009 wieder einen Anstieg bei den Firmenpleiten fest. Der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik Ludwig Hantzsch, sagte, Inflation, steigende Zinsen, Energiekosten sowie ein sich zunehmend verschärfender Wettbewerb gingen bei vielen Unternehmen an die Substanz. Insgesamt sei in diesem Jahr die Zahl der Insolvenzen um vier Prozent auf 14.700 gestiegen. Direkt davon betroffen waren in diesem Jahr geschätzt 175.000 Beschäftigte, 34.000 mehr als 2021. Hantzsch wertete den Anstieg als moderat, das "dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein".

Creditreform bietet weltweit Wirtschaftsinformationen und Inkasso-Dienstleistungen an. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge Landesgesellschaften in 22 Ländern Europas sowie in China. (SZ/uwo/dpa)