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Sachsens Kliniken fürchten Engpässe bei Long-Covid

Nach einer Covid-Erkrankung leiden viele unter Langzeitfolgen. Kliniken fordern mehr spezielle Post-Covid-Ambulanzen. Dabei gibt es aber ein Problem.

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Medizinische Mitarbeiterinnen in Schutzausrüstung behandeln einen Corona-Patienten in einem Krankenhaus.
Medizinische Mitarbeiterinnen in Schutzausrüstung behandeln einen Corona-Patienten in einem Krankenhaus. © Felipe Dana/AP/dpa

Dresden. Die Krankenhäuser in Sachsen müssen sich auf die Versorgung von immer mehr Long-Covid-Patienten einstellen. Die Krankenhausgesellschaft Sachsen warnt vor Versorgungsproblemen. "Weil wir in Sachsen in der zweiten Welle eine hohe Anzahl an Erkrankten hatten, rechnen wir mit vielen Patienten, die unter Langzeitfolgen leiden", sagte der stellvertretende Geschäftsführer, Friedrich R. München, der Deutschen Presse-Agentur.

Betroffen seien nicht nur durch eine Corona-Infektion schwer Erkrankte, sondern auch Menschen, bei denen die Erkrankung leicht verlaufen sei. Zu den Long-Covid genannten Langzeitfolgen gehören etwa Erschöpfung, Müdigkeit, Atemnot, verminderte Gedächtnisleistungen und Herzschäden.

Zwar stellen sich bereits einige Krankenhäuser auf die Behandlung von Long-Covid-Patienten ein - Anlaufstellen gibt es etwa an den Unikliniken und im Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz. Nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft braucht es aber flächendeckend Ambulanzen in den Krankenhäusern, in denen verschiedene Fachrichtungen wie Innere, Neurologie und Psychiatrie für die Behandlung von Patienten zusammenarbeiten. Das Problem seien die ungeklärten Kosten. "Wir haben ein Finanzierungsproblem", so München.

Für eine solche Behandlung fehle die entsprechende Rechtsgrundlage. "Hier muss der Bund tätig werden", forderte München. Es müsse dringend gehandelt werden, weil viele Patienten nur begrenzt arbeitsfähig seien. "Das wird auch ein wirtschaftliches Problem."

Unikliniken schon im "Stand-by"-Betrieb

In Sachsen sind aktuell knapp 100 Betten auf den Normalstationen mit Covid-19-Patienten belegt, hinzu kommen rund 20 Patienten auf der Intensivstation. "Derzeit ist die Situation entspannt, die Krankenhäuser laufen im Regelbetrieb", so München. Viele Operationen, die coronabedingt verschoben werden mussten, würden nachgeholt.

Sollte es zu einem Anstieg der Corona-Zahlen kommen, sieht die Krankenhausgesellschaft die Einrichtungen vorbereitet. Entsprechende Bereiche könnten schnell hochgefahren, Intensivbetten in Betrieb genommen werden. Die beiden Unikliniken in Leipzig und Dresden sowie das Chemnitzer Klinikum stünden im "Stand-by"-Betrieb.

Die Krankenhausgesellschaft spricht sich dafür aus, die Bettenbelegung in den Krankenhäusern bei der Beurteilung der Corona-Situation stärker zu beachten. "Wir sind der Meinung, dass man Bettenkapazität eine hohe Priorität einräumen sollte, weil entscheidend ist, ob das System an die Belastungsgrenze kommt." Die Inzidenz sei auch ein wichtiger Faktor, dürfe allein aber nicht ausschlaggebend sein.

Bettenbelegung gutes "Frühwarnsystem"

In Sachsen gibt es seit Monaten ein "Frühwarnsystem", das neben dem Inzidenzwert auch die Bettenbelegung heranzieht: Liegen mehr als 1.300 Corona-Patienten auf Normalstationen oder mehr als 420 Patienten auf den Intensivstationen, droht die Rückkehr in einen harten Lockdown. Für die aktuellen Regeln ist aber nach wie vor der Inzidenzwert entscheidend.

Die Obergrenze hätte sich bewährt, die Zahlen seien realistisch, erläuterte München. Das habe sich in der Weihnachtszeit gezeigt, als etwa die Kapazitäten im Chemnitzer Raum ausgeschöpft waren und Patienten verlegt werden mussten. Sind etwa 25 Prozent der kritischen Bettenauslastung erreicht, werden die Koordinierungszentren in den Großstädten wieder hochgefahren.

München hofft, dass mit steigenden Impfzahlen auch bei einer vierten Corona-Welle nicht mehr so viele Menschen in den Krankenhäusern behandelt werden müssen. Er rief dazu auf, sich impfen zu lassen. In Sachsen gibt es 78 Krankenhäuser und rund 40.000 Mitarbeiter - darunter rund 6.600 Ärzte. (dpa)