Sachsen
Merken

Sachsens Polizei warnt vor nachlässigem Umgang mit Böllern und Raketen

In Sachsen wurde dieses Jahr besonders viel illegale Pyrotechnik beschlagnahmt. Was die Böller anrichten und wie sich Verbraucher schützen können.

Von Connor Endt
 3 Min.
Teilen
Folgen
Diese Gummihand verdeutlicht, welche Schäden Böller bei falschem Gebrauch anrichten können.
Diese Gummihand verdeutlicht, welche Schäden Böller bei falschem Gebrauch anrichten können. © dpa

Es dauert ungefähr zehn Sekunden, dann zerreißt ein Knall die Luft. Die Hand, die gerade noch einen "Cobra 12"-Böller gehalten hat, liegt in tausend Fetzen über den Parkplatz verstreut. Es handelt sich glücklicherweise nur um ein Anschauungsobjekt, das Kriminalhauptkommissar Axel Brehm hochgesprengt hat.

Brehm gehört zur USBV-Gruppe. Die Abkürzung steht für "unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen". Die USBV-Gruppe entschärft und sichert normalerweise Brief-, Paket- oder Rohrbomben. Eine Kernaufgabe besteht aber auch darin, Pyrotechnik, die in Deutschland nicht zugelassen ist, zu beschlagnahmen und zu vernichten.

Dieser Böller mit Blitzknallsatz wird gleich in die Luft gejagt.
Dieser Böller mit Blitzknallsatz wird gleich in die Luft gejagt. © dpa
Die Explosion zerreißt die gesamte Gummihand.
Die Explosion zerreißt die gesamte Gummihand. © dpa
Ermittler Axel Brehm sammelt die Überbleibsel nach der Explosion auf.
Ermittler Axel Brehm sammelt die Überbleibsel nach der Explosion auf. © dpa

Immer mehr illegale Böller in Sachsen

"Die Menge an illegaler Pyrotechnik hat dieses Jahr stark zugenommen", erklärt Brehm. Bei den beschlagnahmten Produkten handele es sich in diesem Jahr oft um Pyrotechnik mit gefälschten Prüfzertifikaten. Diese Böller und Raketen seien sehr gefährlich, da man als Laie meistens nicht erkennen könne, ob es sich um handelsübliche Produkte oder um die illegalen, wesentlich stärkeren Knallkörper handeln würde. Diese sind nicht mit Schwarzpulver, sondern einer chemischen Mischung, einem so genannten Blitzknallsatz, gefüllt.

Der Unterschied zwischen dem illegalen und dem legalen Knallkörper ist enorm. Die blaue Gummihand, die einen handelsüblichen D-Böller umklammert hat, trägt nur leichte Schmauchspuren davon. Die illegalen Böller mit Namen wie "Big Bang" oder "Little Joe" richten hingegen große Schäden an: Eine Gummihand büßt mehrere Finger ein, die andere wird komplett zerfetzt.

CE-Kennzeichen schützt vor illegalen Böllern

Wie kann man aber ausschließen, dass man gefälschte Artikel kauft und sich selbst gefährdet? "Wenn man seine Raketen und Böller in Deutschland kauft, dann hat man eine sehr große Sicherheit, dass man es mit geprüften Waren zu tun hat", erklärt Brehm.

Experten würden alle in Deutschland verkäuflichen Böller prüfen, bevor diese über die Ladentheke gehen dürfen. Nach erfolgreicher Prüfung versehen die Experten die Feuerwerkskörper mit einem CE-Kennzeichen, wie man es auch von elektrischen Haushaltsgeräten kennt. "Aber auch diese Kennzeichen werden gefälscht und bergen keine hundertprozentige Sicherheit", erklärt Brehm.

Bei Missbrauch drohen hohe Strafen

Man könne hierzulande nur Feuerwerk kaufen, dass man ohne Genehmigungen auch benutzen darf, so Brehm. Anders sieht es mit Böllern und Feuerwerk aus Ländern wie Polen oder Tschechien aus. Dort können Kunden auch Feuerwerk der Stufe F3 kaufen, dass in Deutschland aber nur mit Genehmigung gezündet werden darf. Wer sich nicht an diese Regelungen hält, muss mit einer Strafanzeige oder mehreren tausend Euro an Schadenersatz-Zahlungen rechnen, warnt das Landeskriminalamt.

Insgesamt wurden in den ersten elf Monaten dieses Jahres 957 Straftaten im Zusammenhang mit Pyrotechnik im Freistaat registriert, darunter 290 Sachbeschädigungen und 255 Straftaten gegen das Sprengstoffgesetz.

Nachholbedarf nach zwei Jahren Böller-Pause

"Wir haben immer ein hohes Aufkommen an illegalen Böllern", sagt Brehm. Aber in diesem Jahr sei schon eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren bemerkbar. Der Kommissar führt das auch auf die Böller-Verbote in den letzten beiden Corona-Jahren zurück. Da das Böllern jetzt gesetzlich wieder erlaubt sei "denken einige, sie müssen jetzt ordentlich was nachholen".

Der Nachholbedarf macht sich auch bei den Kollegen vom Dresdner Zollamt bemerkbar. Bis Ende November dieses Jahres haben die Beamten bereits 1,7 Tonnen nicht zugelassene Pyrotechnik beschlagnahmt. Im Vorjahr waren es noch rund 730 Kilogramm. Axel Brehm und sein Team werden in den kommenden Tagen viel zu tun haben.