Basteibrücke: Check-up in 40 Metern Höhe

Sie ist das beliebteste Fotomotiv in der Sächsischen Schweiz: die Basteibrücke bei Lohmen. Am Montag stand der rund 170 Jahre alte Sandsteinkoloss erneut Motiv. Allerdings nicht für die Touristen. Bergsteiger Dieter Krebs nahm die Brücke mit seiner Kamera ins Visier - an mehreren Seilen hängend, unter ihm der etwa 40 Meter tiefe Abgrund.
Der 59-Jährige hat die Basteibrücke als Gutachter auf Schäden kontrolliert. Alle sechs Jahre setzt die Nationalparkverwaltung solch eine "handnahe Prüfung" an, das heißt ohne Drohne oder Teleskop. Der Kontrolleur muss dafür selbst nah ran an den Sandstein.
Basteibrücke nach Rissen absuchen
Dieter Krebs legt das Klettergeschirr an. Dann steigt er über die Brüstung und gleitet am Seil nach unten. Mit Fotoapparat und Notizblock kann er eventuelle Schadstellen erfassen. Einen Zollstock legt er an, um Größenverhältnisse und Schadensdimension darzustellen, was hilfreich ist für spätere Reparaturangebote. Mit einem kleinen Hammer klopft er das Mauerwerk nach hohlen, losen Stellen ab. Mit Spachtel und Drahtbürste werden grober Dreck und Moos entfernt. Jeder Brückenbogen, jeder Pfeiler muss auf Risse, Abplatzungen und Durchfeuchtung untersucht werden. Auch Bewuchs, der das alte Bauwerk beeinträchtigt, erfasst er.

Dieter Krebs ist ein Fachmann für Sandstein. Der Bergsteiger kontrolliert auch die Barbarine. Alle zwei bis drei Jahre wird die Felsnadel in Zusammenarbeit mit der Klettertechnischen Abteilung beim Sächsischen Bergsteigerbund auf ihre Standfestigkeit überprüft.
Über vier Stunden Arbeit im Klettergurt
Touristen, die über die Basteibrücke flanieren, bleiben am Montag staunend stehen. Sie verfolgen gespannt, wie sich Dieter Krebs mit jeweils seitlich fixierten Seilen, mehreren Abseilgeräten und Seilklemmen entlang der Brückenpfeiler vorarbeitet. So erreicht er auch die komplizierten Winkel und Ecken. Erst zur Mittagszeit, nach über vier Stunden im Klettergurt und auf dem Sitzbrett, steigt der 59-Jährige wieder nach oben. Etwas außer Atem berichtet er über den Zustand der Brücke: „Es gibt ein paar Stellen, wo der Fugenmörtel fehlt, aber nichts gravierendes.“ Teilweise sei die Brücke durchfeuchtet, was zu Frostschäden führen könne.

Die Basteibrücke verbindet die Bastei mit einem vorgelagerten Felsriff mit den Felsen „Steinschleuder“ und „Neurathener Felsentor“. Eine erste hölzerne Brücke über die tiefe Schlucht „Mardertelle“ wurde bereits 1826 gebaut. Damals begann sich der Tourismus in der Sächsischen Schweiz zu entwickeln. Zwischen 1850 und 1851 wurde die Holzbrücke wegen des gestiegenen Besucherverkehrs durch die noch heute stehende Sandsteinbrücke ersetzt. Sie hat eine Länge von 76,5 Metern und überspannt mit sieben Bögen die 40 Meter tiefe Felsenschlucht.
Von Bergsteigern saniert nach Feierabend
Die sandsteinerne Brücke musste immer wieder repariert werden. Eine grundlegende Sanierung übernahmen erstmals 1980 bis 1982 Sebnitzer Bergsteiger - an ihren Wochenenden und nach Feierabend. Seitdem folgten mehrere Instandsetzungen, unter anderem wurden aufgeplatzte Fugen im Mauerwerk vermörtelt oder Bewuchs entfernt. Zuletzt wurden an der metallenen Seitenbrücke zur Aussichtskanzel ein neuer Anstrich mit Rostschutzfarbe angebracht und die Eichenbohlen des Stegs gewechselt.
Die Bastei mit Aussichtsplattform und Brücke zählt zu den bekanntesten Touristenattraktionen der Sächsischen Schweiz. Das Ausflugsziel wird jährlich von rund 1,5 Millionen Touristen besucht.
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