Das ist der Wunschtraum des Bürgermeisters von Rosenthal-Bielatal

Im Gemeinderat hat er sich über mehrere Jahre warm gelaufen. Seit dem Sommer steht er selbst an der Spitze von Rosenthal-Bielatal. Tino Bernhardt (Freie Wähler Rosenthal-Bielatal) hat als neuer Bürgermeister eine Vision für seine Heimat, eine Forderung an die Landespolitik und im Gegensatz zu seinem Vorgänger nur wenig Kritik an der Stadt Königstein. Warum, erklärt er im Gespräch mit Sächsische.de.
Herr Bernhardt, Sie sind seit August neuer Bürgermeister von Rosenthal-Bielatal. Wie lief der Start für Sie?
Ein Selbstläufer war es nicht. So viel kann ich sagen. Ich war in den ersten Tagen schon aufgeregt und angespannt. Dass ich bereits über mehrere Jahre im Gemeinderat mitgearbeitet habe und deshalb einiges an Erfahrung mitbringe, war aber ein Vorteil. Auch die Räte selbst sind eine große Hilfe. Das Gremium steht hinter mir, arbeitet zielorientiert - egal welcher Fraktion man auch angehört. Alle konzentrieren sich in der Arbeit darauf, den Ort voranzubringen. Dazu gibt es viele Ideen und Vorschläge. Doch die müssen am Ende auch finanzierbar sein. Das wird nicht nur für unsere Kommune immer mehr zum Problem.
Das klingt nach Ernüchterung. Haben Sie sich die Arbeit als Bürgermeister so vorgestellt?
Als Bürgermeister hat man natürlich Träume und Wünsche. Wenn ich keine Vision hätte, wäre ich gar nicht erst angetreten. Aber jeder Wunsch hängt am Geld oder einem großen bürokratischen Aufwand. Zum Beispiel bei der Beantragung von Fördermitteln. Der Aufwand dafür ist teilweise riesig. Oft muss auch ein Planungsbüro beauftragt werden. Das kostet immer Geld - und bremst die Arbeit in den Kommunen aus.
Was kann sich Rosenthal-Bielatal dieses Jahr leisten?
Für den Doppelhaushalt 2023 und 2024 haben wir eine Prioritätenliste erstellt. Denn der finanzielle Spielraum ist knapp, schon für die Pflichtaufgaben. Priorität hat im Moment die Grundschule in Rosenthal. Die Sanitäranlagen stammen noch aus den 90er-Jahren. Für die Sanierung haben wir die finanziellen Mittel im Haushalt eingeplant. Selbst wenn wir dafür keine Finanzspritze bekommen, wie leider in den letzten Jahren, können wir das Projekt stemmen. Wir hoffen aber auf ein spezielles Förderprogramm. Außerdem wollen wir die Straßenbeleuchtung komplett auf energiesparende LED-Technik umrüsten und in der Ottomühle zwei kleinere Brücken sanieren, die mehr als in die Jahre gekommen sind und dringend erneuert werden müssen.
Was war das erste Projekt, das Sie als neu gewählter Ratschef umgesetzt haben?
Es gibt viele Projekte, die von meinem Vorgänger Gebhard Moritz vorbereitet wurden und die ich jetzt fortsetzen konnte. Dazu gehört die Sanierung der Rosenthaler Straße, die Rosenthal und Bielatal miteinander verbindet. Der Ausbau wurde über die Flurneuordnung organisiert und ist eine tolle Sache. Es konnte auch ein Teil der Alten Tetschener Straße ertüchtigt werden.
Außerdem wurde weiter in den Kinder- und Jugendbereich investiert. Wir haben über Corona-Fördermittel zwei Tischtennisplatten finanziert. Eine wird am Jugendclub in Rosenthal aufgebaut, die andere am Spielplatz in Bielatal. Letzterer soll generell aufgehübscht werden, unter anderem durch einen Kletterparcours. Zudem bekommt die Kita Robies Zwergenland in Rosenthal eine neue Rutsche. In der Einrichtung müssen auch der Zaun und das Tor erneuert werden. Diese Aufträge sind schon ausgelöst.
Sie sind hauptberuflich weiter bei der Polizei beschäftigt. Bleibt da überhaupt genug Zeit für die Kommunalpolitik?
Ehrenamtlich als Bürgermeister zu arbeiten ist sehr zeitintensiv. Mit einem normalen Job, der einen täglich acht Stunden fordert, wäre das undenkbar. In meinem Fall ist das aber anders. Ich habe Zwölf-Stunden-Schichten, die mir unter der Woche Freiheiten ermöglichen. Ich kann dadurch Termine wahrnehmen und die Gemeindearbeit organisieren. Lediglich in Wochen mit Nachtschichten ist das etwas schwieriger. Das gleicht sich aber am Ende aus.
Ohne die Unterstützung meiner Frau und meiner Familie könnte ich das alles nicht leisten. Sie halten mir den Rücken frei, wofür ich mehr als dankbar bin. Zudem unterstützt mich der Gemeinderat, wo er kann. Außerdem binde ich Marco Löbel als stellvertretenden Bürgermeister stark mit ein, sodass er manchen Termin für mich übernimmt. Er ist eine große Hilfe.
Teamwork ist auch im Hinblick auf Königstein gefragt, denn Rosenthal-Bielatal gehört zusammen mit Struppen, Gohrisch und dem Kurort Rathen zur Verwaltungsgemeinschaft Königstein. Die Zusammenarbeit wurde schon oft kritisiert. Wie läuft es aus Ihrer Sicht?
Es gibt regelmäßig Absprachen und Beratungen mit allen Bürgermeistern. Das läuft sehr konstruktiv und in einem vernünftigen Rahmen. Die Mitarbeiter in der Stadtverwaltung in Königstein sind immer offen und hilfsbereit. Da gibt es aktuell keinen Grund für Kritik - im Gegenteil. In einer Gemeinderatssitzung konnte ich einmal eine Frage zu einem bestimmten Bauprojekt nicht beantworten. Da habe ich die Sitzung unterbrochen, zum Handy gegriffen und eine Mitarbeiterin des Bauamtes angerufen - abends, außerhalb der Dienstzeit. Sie ging ans Handy und hat mir ohne zu zögern geholfen. Das ist nicht selbstverständlich.
Wenn man etwas kritisieren könnte, dann den Umstand, dass es generell zu wenig Personal in der Verwaltung gibt. Das steht aber auch nicht Schlange und muss finanziert werden. Zudem würde ich mir wünschen, dass die Kommunen in der Verwaltungsgemeinschaft mehr als Einheit denken und agieren. Es bietet sich zum Beispiel an, die Satzungen zu vereinheitlichen. Im Moment hat jede Kommune noch ihre eigene Satzung. Das könnte man effektiver gestalten.
Sie erwähnten, dass Sie eine Vision für Rosenthal-Bielatal haben. Wie muss man sich diese vorstellen?
Es ist eher ein großer Wunschtraum, der vermutlich nur dann in Erfüllung geht, wenn ein Milliardär nach Rosenthal-Bielatal kommt und uns seine Kaffeekasse überlässt. Dann würde ich dafür sorgen, dass alle Straßen fit gemacht werden und dass die Schule komplett saniert wird: mit Fassade und Dach. Außerdem wäre es toll, wenn alle kommunalen Wohnungen und Gebäude saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden würden.
Das wäre mein kleiner, bescheidener Wunsch für die Zukunft. Aber allein schon mit dem Zustand unserer Gebäude und der Zahl der kommunalen Wohnungen braucht man so viel Geld, dass das nicht so einfach zu realisieren ist. Im Hinblick auf die Feuerwehr müsste auch dringend etwas passieren.
Was meinen Sie konkret?
Die Waldbrände im Nationalpark im letzten Sommer haben die Problematik verdeutlicht: Wir sind eine Mini-Kommune, haben aber riesige Flächen an Wald. Wenn es bei uns brennt, dann sind unsere Feuerleute die Ersten, die den Löschangriff fahren. Je besser wir als Kommune dann ausgerüstet sind, desto besser kann ein Brand bekämpft werden. Vor allem im Anfangsstadium. Dann helfen Löschfahrzeuge mit großen Wassertanks. Unsere Tanklöschfahrzeuge haben aber nur ein kleines Fassungsvermögen. Das ist im Notfall in wenigen Sekunden aufgebraucht. Also was tun? Für die technische Ausrüstung der Feuerwehr ist die Kommune zuständig. Das können wir aber teilweise gar nicht leisten. Die Feuerwehrtechnik müsste deshalb zentral vom Freistaat beschafft werden. Das ist meine Forderung an die Politik.
Das Gespräch führte Katarina Gust.