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Riskante Manöver am Sandsteinfels

An der Amselfallbaude sind die Felssanierer wieder im Einsatz. Nicht nur das Terrain ist schwierig.

Von Anja Weber
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Gefährliche Situationen am Felsen muss das Spezialistenteam oberhalb der Amselfallbaude meistern.
Gefährliche Situationen am Felsen muss das Spezialistenteam oberhalb der Amselfallbaude meistern. © Mike Jäger

Ziemlich waghalsig, wie die Männer am Felsen hoch über der Amselfallbaude hängen.  Sie gehören zum Expertenteam der Firma BST Freiberg GmbH (Bergbau, Stollen- und Tunnelbau). Schon der Materialtransport dahin auf das Areal zwischen dem Kurort Rathen und dem Hohnsteiner Ortsteil Rathewalde ist schwierig. Derzeit wird der überhängende Felsen noch untermauert.  Stein für Stein muss dafür in einem Eimer abgelassen werden.  

Nah am Felsen hängen die Spezialisten immer darauf hoffend, dass sich keine weiteren Brocken lösen und sie mit in die Tiefe reißen. Aber sie sind Experten und als solche in den letzten Tagen auch ein beliebtes Fotomotiv. Dabei ist der Weg in Richtung Amselfall aus Sicherheitsgründen gesperrt und eine Umleitung ausgeschildert. Aber das störte diese Tage kaum eine Wandergruppe. Immer wieder müssen die Arbeiter an der steilen Felswand Ausflügler darauf hinweisen, dass sie doch die Umgehung der Stelle nutzen müssen, weil in diesem Bereich Lebensgefahr herrscht.

Noch bis zum 16. Oktober werden sie hier zu tun haben. Damit sind in den Herbstferien keine Umleitungen auf dem Wanderweg von Rathewalde in den Kurort Rathen mehr notwendig.  Doch was gibt es für die Männer überhaupt dort zu tun? "Im Rahmen der im Februar durchgeführten Felssicherungsmaßnahmen im Amselgrund wurde bei einem Großblock an der südöstlichen Felswand Handlungsbedarf erkannt", sagt Tobias Loren vom zuständigen Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). So muss zum Beispiel der große Felsbrocken mit Drahtseilen gesichert und diese wiederum an Ösenankern befestigt werden. Außerdem müssen die sich kreuzenden Seile mit Drahtseilklemmen fixiert werden, um alles zu stabilisieren. Damit der Brocken dann auch wieder fest aufsitzt, wird der Sandstein noch untermauert.

Derzeit werden die Felsen über der Informationsstelle der Nationalparkverwaltung gesichert.
Derzeit werden die Felsen über der Informationsstelle der Nationalparkverwaltung gesichert. © Marko Förster

Die jetzigen Arbeiten sind noch Teil der sogenannten Sofortmaßnahmen. Diese konzentrieren sich seit dem Frühjahr 2020 im Bereich der Gebäudegruppe Amselfallbaude und Informationsstelle der Nationalparkverwaltung. Weitere Arbeiten sind an der südwestlichen und der nordöstlichen Felswand notwendig. 

Mit den etwa 100.000 Euro teuren Sofortmaßnahmen ist es nicht getan. Die weiteren mittelfristigen Sicherungsmaßnahmen bedürfen einer Planung und der Genehmigung durch die Naturschutzbehörde. Da es umfassende Abstimmungen geben muss, könnten derzeit noch keine Aussagen zu einem Zeitplan gegeben werden. Darüber hinaus müsse auch die Finanzierung geklärt werden. Allein die Sicherung der einen Felswand kostet reichlich eine Million Euro. Als Maßnahmen sind Sicherungsnetze, das Untermauern von Schichtfugen sowie ein Schutzzaun im Gespräch.

Seit Längerem laufen die Besucher bereits durch einen Gang über das ansonsten abgesperrte Areal der geschlossenen Amselfallbaude. Auf einer Länge von etwa 50 Metern ist der Wanderweg komplett überdacht. Besonders oberhalb der Baude auf den Stufen in Richtung Rathewalde ist künftig gegenseitige Rücksichtnahme gefragt - oder Baucheinziehen. 

Zukunft der Amselfallbaude noch unklar

Ob Gastwirtschaft und Informationsstelle  wieder öffnen, ist im Moment unsicher.  Zunächst einmal geht es darum, die Felsen oberhalb des Areales zu sichern. Diese werden immer poröser und bröckliger.

Im Sommer 2017 kam es zu einem größeren Felssturz, bei dem eine Steinplatte auf das Dach des Nebengebäudes der Amselfallbaude schlug und in mehrere Stücke zerplatzte. Etliche Brocken, einer maß circa 40 Zentimeter im Durchmesser, fielen in den Biergarten. Ein Tisch wurde in Mitleidenschaft gezogen und ein Stuhl verbogen. Zum Glück wurde damals niemand verletzt.

Seither gibt es immer wieder Felskontrollen oberhalb der Amselfallbaude. Die letzte fand im September 2018 statt. Geotechniker prüfen die Felsformation auf Stabilität, um einzuschätzen, ob Wanderer künftig in Gefahr sein könnten. Und das sind sie offenbar. Ursprünglich sollte deshalb der gesamte Wanderweg von Rathewalde in den Kurort Rathen gesperrt werden. Eine Bürgerinitiative hatte sich dagegen gewehrt und auch die Bürgermeister der betreffenden Gemeinden. Seitdem geht es darum, das Areal zu sichern. Der Pachtvertrag mit Baudenwirt Uwe Knaak wurde jedenfalls bislang nicht verlängert. Der alte Vertrag endete mit Ablauf des Jahres 2018. Zuständig ist der Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement Sachsen. Die Amselfallbaude ist Eigentum des Freistaates. Und dort lässt man sich alle Optionen offen, zumal die Felssicherungsarbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind.

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