Aufruhr um versperrten Weg in der Sächsischen Schweiz

Ein absichtlich versperrter Weg im Nationalpark Sächsische Schweiz hat Kritik an der Nationalparkverwaltung ausgelöst. Es geht um den Fremdenweg nahe des Großen Winterbergs unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze. Während des großen Waldbrands im Sommer war dieser historische und unpassierbare Weg freigesägt und per Radlader beräumt worden, um der Feuerwehr eine Zufahrt ins Waldbrandgebiet zu verschaffen.
Vor wenigen Tagen hat die Nationalparkverwaltung dort wieder einen Zaun errichtet. Dies hatten selbst Kritiker erwartet, denn der betreffende Wegeabschnitt führt durch die Kernzone des Nationalparks, ist nicht markiert und darf schon seit vielen Jahren nicht mehr begangen werden. Der Zaun stand auch vorher da.
Für heftige Kritik allerdings sorgt die Tatsache, dass die Nationalparkverwaltung den Weg komplett blockiert hat. Zusätzlich zum Geländer wurden etwa ein Dutzend Bäume quer über den Weg gefällt. "Wenn es dort hinten irgendwann mal wieder brennen sollte, darf die Feuerwehr dann unter Zeitdruck erstmal wieder diese Bäume beiseite räumen", schreibt etwa Markus Ehrentraut auf seinem Blog Felsenheimat.de.

Protest kommt auch von der IG Stiegen- und Wanderfreunde. "Statt über die Forderung, Rettungswege frei zu halten auch nur zu
diskutieren, wurden wieder vollendete Tatsachen geschaffen", erklären die Stiegenfreunde. Die Interessengemeinschaft agitiert seit Jahren gegen den Nationalpark und hat sich jetzt der Forderung angeschlossen, das Gebiet in einen Naturpark umzuwandeln.
Nationalpark räumt Fehler ein
Die Nationalparkverwaltung hat inzwischen reagiert und einen Fehler eingeräumt. "Das Umschneiden der Bäume, um die Sichtachse zu verbergen war an dieser Stelle vorschnell und wird korrigiert", sagt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr. Es habe zuvor Beschwerden von Wanderern gegeben, die der neu entstandenen Sichtachse entlang des breiten, freigeschnittenen Weges gefolgt seien und dadurch den Abzweig in die Richterschlüchte verpasst hätten. Anschließend mussten diese Wanderer weite Umwege laufen, um wieder ins Kirnitzschtal zu gelangen.
Künftig soll ein Schild am Holzgeländer die Wanderer informieren, kündigt der Nationalpark an. Das Geländer an sich bleibt stehen, da der Weg dahinter nicht zum abgestimmten Wegenetz im Nationalpark gehört und deshalb tabu ist. Das Holzgeländer sei so konstruiert, dass die Feuerwehr im Ernstfall leicht die Zufahrt freimachen kann.
Warten auf die Expertenkommission
Wie langfristig mit solchen während der Löscharbeiten neu entstandenen oder freigeschnitten Wegen in der Kernzone des Nationalparks umgegangen wird, ist noch offen. "Dazu werden wir die
Ergebnisse der Expertenkommission und das Waldbrandschutzkonzept für die
Nationalparkregion Sächsische Schweiz abwarten", erklärt Mayr.
Die Expertenkommission, in der Fachleute für Katastrophenschutz, Brände, Forst und Naturschutz sitzen, wertet derzeit den großen Waldbrand aus. Bis zum Jahresende sollen erste Ergebnisse vorliegen. In die Abstimmung zu den Wegen sollen auch die Feuerwehren und Kommunen mit einbezogen werden, kündigt Nationalparksprecher Hanspeter Mayr an.
Feuerwehr benötigt den Weg nicht
Kein Problem mit dem unpassierbar gemachten Weg haben indes die, die bei einem Waldbrand als erste damit umgehen müssen: die Feuerwehrleute von Bad Schandau. "Die Feuerwehr Bad Schandau kann damit leben, die paar Bäume im Einsatzfall zu beseitigen", schreibt Wehrleiter Kai Bigge in einem Online-Kommentar. Und weiter: "Es ist wichtig, den Besucherstrom zu lenken und die 'verbotenen' Wege wieder zurück zu bauen. Die Natur brennt nicht von alleine, da muss der Mensch schon nachhelfen …".
Auf Nachfrage von Sächsische.de bestätigt der Bad Schandauer Feuerwehrchef diese Einschätzung. Der fragliche Wegabschnitt liegt in der Kernzone des Nationalparks, war seit Jahrzehnten nicht zugänglich und wurde folglich jetzt wieder abgesperrt. Das war mit der Feuerwehr abgesprochen.
Bis auf den jüngsten Waldbrand sei der Weg auch nie benötigt worden. "Wir müssen dort nicht mit dem Auto hin", sagt Kai Bigge. Der Fremdenweg habe nie zu den definierten Rettungswegen im Nationalpark gezählt und sei auch keine "Feuerwehrzufahrt", wie die Kritiker schreiben.
Anders verhalte es sich beispielsweise bei der Unteren Affensteinpromenade oder dem Elbleitenweg nach Schmilka. Diese Wege würden als Rettungswege gebraucht und sollen deshalb für schwere Löschfahrzeuge befahrbar gemacht werden. Das habe die Nationalparkverwaltung der Feuerwehr bereits zugesagt - und zwar schon vor dem Waldbrand.