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Sächsische Schweiz: Wo am besten parken?

Kein freier Stellplatz, ärgerliche Knöllchen - ein Ausflug mit dem Auto kann stressig werden. Erstmals gibt es für die Region eine Übersicht aller legalen Parkplätze.

Von Anja Weber
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Wildes Parken auf der Straße bei Waltersdorf am Gamrig. Trotz Verbotes schrecken Kraftfahrer nicht davor zurück. Sie riskieren Knöllchen und blockieren oft Rettungswege.
Wildes Parken auf der Straße bei Waltersdorf am Gamrig. Trotz Verbotes schrecken Kraftfahrer nicht davor zurück. Sie riskieren Knöllchen und blockieren oft Rettungswege. © Marko Förster

Dicht an dicht reihen sich die Fahrzeuge an der Straße in Richtung Kurort Rathen. Der Parkplatz am Gamrig bei Waltersdorf ist längst voll. Deshalb wird an der Straße geparkt. Doch das ist nicht erlaubt. Deshalb finden die Kraftfahrer bei ihrer Rückkehr ein Knöllchen an der Windschutzscheibe. So auch wieder vor wenigen Tagen.

Künftig könnten sie noch einen weiteren Zettel unterm Scheibenwischer finden, mit dem freundlichen Hinweis: "Liebe Besucher der Sächsischen Schweiz, Sie blockieren in diesem Moment Ihren eigenen Rettungsweg und den Ihrer Mitmenschen. Parken Sie bitte nur auf den vorgesehenen Parkflächen". Daneben ist ein QR-Code aufgedruckt. Scannt man den, kommt man zur Übersicht der Parkplätze in der Sächsischen Schweiz. Diese gibt es erst seit wenigen Tagen, sie ist Teil des längerfristigen Konzeptes zur Besucherlenkung in der Sächsischen Schweiz.

Feuertaufe bei Parkplatzsuche zu Pfingsten

Der Sommer 2020 ist in der Sächsischen Schweiz noch gut in Erinnerung, zu Tausenden strömten die Touristen ins Elbsandsteingebirge. Das Parkchaos war eigentlich vorprogrammiert. Folge: Dringend benötigte Rettungswege waren komplett verstellt. Und natürlich hatten die Fahrer der Kirnitzschtalbahn oft Probleme, die historischen Wagen durch das enge Tal zu lenken, weil ihnen nahe an den Gleisen geparkte Autos den Weg versperrten. Doch nicht nur hier, sondern auch in anderen Wandergebieten herrschten zum Teil chaotische Zustände auf den Parkplätzen und an Straßen.

Die große Lösung des Problems soll ein Park- und Besucherleitsystem sein. Doch bis dieses auf den Weg gebracht ist, wird es noch einige Zeit dauern. Aus diesem Grund gab es eine Gemeinschaftsinitiative von Landkreis, Kommunen, Tourismusverband, Nationalparkverwaltung und dem Verein Landschaf(f)t Zukunft. Ziel dieser Aktion war es, in einer Übersicht alle vorhandenen Parkplätze in touristisch wichtigen Regionen in der Sächsischen Schweiz darzustellen. Inzwischen ist die fertig und soll zu Pfingsten ihre Feuertaufe bestehen. Die Macher werden das Ganze beobachten und auswerten, um Details nachbessern zu können.

Jeder Parkplatz in der Sächsischen Schweiz erfasst

Die Vorbereitung des Leitsystems war ziemlich umfangreich und hat einige Zeit in Anspruch genommen. Das weiß Ulrike Roth vom Verein Landschaf(f)t Zukunft bestens. "Zunächst mussten wir klären, welche technischen Möglichkeiten haben wir überhaupt, um transparent für jeden Besucher die zur Verfügung stehenden Parkplätze in einer Übersicht zusammenzufassen." Danach mussten alle Parkplätze zusammengetragen und untersucht werden, was dort tatsächlich möglich ist.

Das alles ist in enger Abstimmung mit den Kommunen und den naturschutzrechtlichen Gremien wie zum Beispiel der Landesdirektion erfolgt. Das heißt, es musste zum Beispiel geklärt werden, ob sich die Flächen im Außen- oder Innenbereich befinden oder im Nationalparkgebiet. Dazu kommt, dass auch die von den Kommunen ausgewiesenen Interimsparkflächen mit betrachtet werden mussten. Diese sind auf der Karte nicht extra ausgewiesen, da sie sich zu 90 Prozent an bereits bestehende Parkflächen angliedern. Um rechtskonform zu sein, musste alles genau geprüft werden. "Wir haben hier echte Pionierarbeit geleistet", sagt Ulrike Roth.

So funktioniert das Parkplatz-Leitsystem

Neben der Gesamtübersicht wurde für jede Region eine Detailkarte erstellt.
Neben der Gesamtübersicht wurde für jede Region eine Detailkarte erstellt. © Verein Landschaf(f)t Zukunft

Die Parkplatzübersicht besteht aus einer Gesamtkarte und 17 Einzelkarten für die Region, inklusive größerer Städte wie Pirna. Auf diesen Detailkarten sind alle Parkplätze im jeweiligen Gebiet erfasst. Dazu gibt es in einer Legende verschiedenste Informationen. Der Besucher erfährt zum Beispiel, ob es ein Wanderparkplatz ist. In der Nähe befinden sich meist touristisch interessante Ausflugziele. Außerdem gibt es Hinweise darauf, ob ein Caravanplatz, Campingplatz oder Zeltplatz in der Nähe ist. Oder auch darüber, ob man mit seinem Wohnmobil stehen darf oder nicht, ob eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, also P&R, vorhanden ist.

Der QR-Code, mit dessen Hilfe man die Einzelkarten aus den Regionen aufrufen kann.
Der QR-Code, mit dessen Hilfe man die Einzelkarten aus den Regionen aufrufen kann. © Landschaf(f)t Zukunft e.v.

Kommunen, touristische Leistungsträger und weitere Informationsstellen in der Region können die Karten auf der Internetseite des Vereins Landschaf(f)t Zukunft herunterladen und nutzen. Damit können die Karten auf deren Internetseiten eingebunden werden oder vor Ort als Aushang auf weitere Parkplätze hinweisen. Das ist zum einen hilfreich, wenn der ausgewählte Parkplatz bereits voll ist, und zum anderen könnte es durchaus ein Tipp für den Besuch weniger überlaufener Wandergebiete sein. Natürlich kann aber auch jeder Ausflügler oder Tourist sich die Karten selbst herunterladen. Der Aufwand ist gering, der Nutzen groß. Das weiß, wer schon einmal vergeblich nach einem Parkplatz gesucht hat.

"Nicht jeder kann in der ersten Reihe parken. Das ist nun mal so. Aber mit der Übersicht können wir den Besuchern weitere Parkangebote unterbreiten. Und vielleicht kommen sie auf diese Art und Weise auch mal in eine Gegend, in der sie noch nicht waren und die touristisch nicht so überlaufen ist", sagt Ulrike Roth. Also: Nebeneffekt Besucherlenkung.

400 zusätzliche Stellflächen in den Kommunen

Ein weiterer positiver Effekt der Übersicht ist, dass für die Kommunen geklärt werden konnte, dass sie mit ihren Interimsflächen nicht in Konflikt mit naturschutzrechtlichen Belangen kommen. Diese speziellen Flächen wurden aus der Erfahrung vom letzten Sommer heraus von einigen Kommunen ausgewählt. Insgesamt stehen im Außenbereich nun acht zusätzliche Interimsflächen zur Verfügung mit etwa 400 zusätzlichen Stellplätzen. Diese gibt es vor allem im Großraum Hohnstein, Wehlen, Bad Schandau und an den touristischen Hotspots.

In der Gesamtübersicht sind diese nicht aufgeführt, da sie auch nicht immer zur Verfügung stehen, also nur, wenn Not am "Parkplatz" ist. Die Kommunen sind selbst dafür zuständig. "Sie können entscheiden, ob sie die Interimsflächen öffnen oder auch nicht. Falls sich zum Beispiel schönes Wetter ankündigt oder absehbar ist, dass die normalen Parkplätze nicht ausreichen", sagt Landrat Michael Geisler (CDU), zugleich Vorsitzender des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz. Das heißt, die Kommunen sorgen selbst für entsprechende Beschilderung, Absperrbänder, Parkautomaten und ähnliches. Gleichzeitig bekommen die Kommunen den bereits beschriebenen aufmunternden Zettel für die Besucher. "Bevor es Knöllchen gibt, wollen wir damit die Besucher informieren und natürlich speziell für das Thema Rettungswege sensibilisieren", so der Landrat.

Food-Trucks und Toi-Häuschen noch Zukunftsmusik

Die Überlegungen für die Parkplätze gehen aber noch weiter, vor allem in Richtung Service. Dass es an Toiletten fehlt, ist kein Geheimnis. Die Ver- und Entsorgung auf Parkplätzen ist ein Problem. Und dem wolle man sich künftig widmen. Laut Landrat Geisler soll so unter anderem geprüft werden, ob Food-Trucks, also fahrbare Verkaufsstände, bestimmte Parkplätz ansteuern könnten. Nicht auf allen Parkplätzen liegt zum Beispiel Strom an, der dafür aber gebraucht würde. Dann wiederum müssten auch Toi-Häuschen aufgestellt werden. Das alles kostet Geld. Nicht zuletzt müssten die mobilen WCs sauber gehalten werden, damit sie nutzbar bleiben. Alles Fragen, die in Zukunft eine Rolle spielen werden.

Zumindest die Versorgungssituation und das Toilettenproblem dürften sich bald entspannen, wenn die Außengastronomie auch in der Sächsischen Schweiz wieder öffnen darf.

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