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Sächsische Schweiz: Weniger Auto wagen

Die Sächsische Schweiz ist als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert. Dabei geht es um Mobilität, um Arbeitskräfte und darum, was auf den Tisch kommt.

Von Dirk Schulze
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Baumscheibe als Auszeichnung: Tourismusministerin Barbara Klepsch (li.) mit Yvonne Bethage vom Tourismusverband, Landrat Michael Geisler (re.) und Unternehmer Sven-Erik Hitzer.
Baumscheibe als Auszeichnung: Tourismusministerin Barbara Klepsch (li.) mit Yvonne Bethage vom Tourismusverband, Landrat Michael Geisler (re.) und Unternehmer Sven-Erik Hitzer. © Steffen Unger

Die Sächsische Schweiz ist nun ganz offiziell ein nachhaltiges Reiseziel - und zwar das erste in ganz Sachsen. Im Beisein von Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) wurde der Region am Freitag dieses Zertifikat verliehen. Viele redeten nur darüber, die Sächsische Schweiz aber sei seit vielen Jahren in Sachen Nachhaltigkeit engagiert, sagte die Ministerin bei der Verleihung im Bio- und Nationalparkrefugium in Schmilka. Es gehe darum, Natur, Mensch und Wirtschaft in Einklang zu bringen.

Der Tourismusverband Sächsische Schweiz hatte sich für dieses Gütesiegel über sieben Monate lang von der gemeinnützigen Zertifizierungsstelle TourCert begutachten lassen. Verbandsgeschäftsführer Tino Richter sprach von einem Meilenstein. "Wir sind stolz darauf, dass wir in Sachsen Vorreiter sein konnten." Ein Meilenstein bedeute aber auch, dass noch viel Strecke vor einem liege.

Urlauber zum Umstieg in Bus und Bahn motivieren

Ein wesentlicher Bestandteil auf dem Weg zum sanften Tourismus in der Sächsischen Schweiz ist die Mobilitätskarte für Gäste. Urlauber können damit den gesamten öffentlichen Nahverkehr in der Region kostenfrei nutzen: Busse, Bahnen und Elbfähren. Abgegolten wird das Ganze über die Kurtaxe, die die Gäste an ihren Urlaubsort zahlen. Der Tourismusverband hat dafür die Konditionen mit dem Verkehrsverbund Oberelbe ausgehandelt.

Bislang haben schon Pirna, Sebnitz und Königstein die Mobilitätskarte eingeführt. Ab 2022 wollen Bad Schandau, Reinhardtsdorf-Schöna und Rathmannsdorf nachziehen. Mit weiteren Kommunen sei man im Gespräch, erklärte der Tourismusverband. Das Ziel ist es, dass möglichst alle Städte und Gemeinden im Elbsandsteingebirge diese mobile Gästekarte einführen. "Wir sind auf dem Weg, unsere Gäste vom Individualverkehr zum ÖPNV zu lenken", sagte Landrat Michael Geisler (CDU).

Doch beim abstrakten Thema Nachhaltigkeit ist oft viel Überzeugungsarbeit nötig, und es dauert seine Zeit, bis die Erfolge sichtbar werden, erklärt Yvonne Bethage. Sie beschäftigt sich seit fünf Jahren hauptamtlich damit. Ihre Stelle als Nachhaltigkeitsmanagerin beim Tourismusverband Sächsische Schweiz wurde eigens geschaffen.

Regionale Produkte in den Restaurants

Neben der Verkehrsthematik mit Mobilitätskarte und Wanderbussen, geht es auch darum, dass in den Restaurants regionale Produkte auf den Tisch kommen. Dafür steht die Initiative "Gutes von hier", die Erzeuger und Gastronomen vernetzt. Auch die Wertschätzung der Mitarbeiter fällt darunter - dass man sie möglichst das ganze Jahr beschäftigt und nicht nur eine Saison.

Das Besondere an der Zertifizierung als nachhaltiges Reiseziel ist, dass damit kein einzelner Ort ausgezeichnet wird, sondern eine ganze Region. Es sind vor allem die Gastgeber, die dazu beigetragen haben: das Ferienhaus Winterbergblick in Hinterhermsdorf, das in komplett ökologischer Bauweise errichtet wurde, das Hotel und Restaurant Brückenschänke in Sebnitz, in dem fast ausschließlich regionale Zutaten gekocht werden, der Gasthof Hertigswalde, der seinen eigenen Strom erzeugt oder die Brotzeittour von Kristin Arnold aus Reinhardtsdorf-Schöna, die beim kleinen Bäcker und Fleischer einkauft und mit ihren geführten Wanderungen abseits des Nationalparks zur Besucherlenkung beiträgt.

Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in der Sächsischen Schweiz - oder auch "Bionier" - gilt Unternehmer Sven-Erik Hitzer mit seinem Biodorf in Schmilka, der als Gastgeber für die Zertifikatsverleihung fungierte. Im Restaurant Strandgut des Biohotels Helvetia werden zu 100 Prozent Bio-Speisen und -Getränke serviert. Das jetzt wiedereröffnete Restaurant wurde in den vergangenen Monaten komplett umgebaut.

Nun stammen auch 90 Prozent der Einrichtung aus der Region, erklärte Hitzer, darunter Glaslampen und Holzmöbel aus dem nahen Böhmen. Hitzer hat zudem mit der thüringischen Porzellanmanufaktur Kahla eine Geschirredition mit Naturmotiven aus dem Nationalpark aufgelegt - inklusive eines wiederverwendbaren Porzellantrinkbechers für den Coffee to go.