Sächsische Schweiz: Wo man noch wandern kann

Echte Wanderfreunde lassen sich auch von den eher winterlichen Temperaturen nicht abhalten. Und so waren in den letzten Tagen auch einige in der Sächsischen Schweiz anzutreffen. Allerdings wird hier die Lage immer unübersichtlicher. Fast täglich müssen neue Wege im Nationalpark gesperrt werden. An einer Auflistung für Ausweichrouten wird zwar gearbeitet. Bis sie fertig ist, dürfte es noch eine Weile dauern.
Der Bad Schandauer Kartograf Rolf Böhm, ein ausgesprochener Experte und Kenner des Wandergebiets Sächsische Schweiz, kann nur mit dem Kopf schütteln. "Hier geht eine Jahrhunderte alte Wanderlandschaft in die Binsen", sagt er. Auch ihm fällt es schwer, noch passierbare Wanderwege zu finden. Aber mit dem ihm eigenen Humor hat er doch noch einige originelle Strecken in Nationalparknähe aufgetan. Alle müssten seiner Meinung nach was dafür tun, damit das Wandern als natürliche Art draußen zu sein weiter erhalten bleibe. "So schnell lassen wir uns hier nicht nach Struppen, Stolpen oder Kyritz an der Knatter rausgraulen", sagt Rolf Böhm scherzhaft. Vier Wanderrouten hat der Experte für Saechsische.de herausgesucht. Eine Garantie gibt es aber nicht. Wer diese in den nächsten Tagen abgewandert, sollte dennoch auf die aktuelle Beschilderung und mögliche Sperrungen achten.

Zschand: Wandern im Borkenkäferwald
Ab Felsenmühle in den Kleinen Zschand. Der grüne Strich über die Queenenwiesen und durch das Heringsloch – links Bärenhorn, rechts Heringsstein – stellt einen der schönsten und doch nur relativ selten gemachten Aufstieg auf den Großen Winterberg dar. Dann klassisch über Fremdenweg und Roßsteig zum Zeughaus (möglicherweise geöffnet). Zschandabwärts, nach etwa 500 m km links Zeughausstraße, das Hintere Raubschloss (zur Zeit nicht zugänglich) links liegen lassen. Etwas vor Beginn Talgefälle rechts den Knorreweg hinein. Hier innehalten und das gewaltige 360-Grad-Panorama betrachten, dass sich dank dem Borkenkäfer auftut und wo noch vor ein paar Jahren alles völlig zugewachsen war. Kurz vor den Spitzsteinschlüchten ist als kleiner Kinderklettergipferl der Konradfels zu empfehlen. Über die Spitzsteinschlüchte ins Kirnitzschtal zurück.
- Ausgangspunkt: Felsenmühle, Neumannmühle oder Buschmühle, je mit Haltestelle und Parkplatz, vorzugsweise Neumannmühle (mit Parkgebühr).
- Besonderheit: Im Frühling führt manchmal der unbekannteste Wasserlauf der Sächsischen Schweiz Wasser, das ist die Queene, der auf dem Winterberg entspringende Bach im Heringsloch.
- Abkürzung: Von den Queenenwiesen gleich zur Knorre.
- Böhm-Wanderkarte: Kleiner Zschand 1:10000, 2,80 Euro.
- Länge: 11,5 km
- Dauer: 4,5 Stunden

Lohsdorf: Schwarzwandern im Schwarzbachtal
Ab Lohsdorf Abzweig Straße Schwarzbachtal (Parkplatz hier, sowie Ortseingang Lohsdorf) in das Schwarzbachtal, wo man die Eisenbahnstrecke nach Kohlmühle sehr gut verfolgen kann. Durch den oberen oder Maulbergtunnel oder auch um den Berg herum weiter talabwärts. Nicht bis in den unteren Tunnel, dem Raubschlosstunnel, vielmehr kurz vorher links halten. Über einen schönen Steinsteg bergan auf den Schwarzberg, Rastmöglichkeit an der Schlossruine. Dann den Schwarzweg westwärts über Grat Richtung Goßdorf, östlich um Goßdorf treffen wir auf den Lohsdorfer Hufeisenweg, diesen auf der alten Goßdorfer Straße nach Lohsdorf. Durch Lohsdorf, den gelben Strich nördlich zu Wasserbehälter und Bahnstrecke. Entlang der Straße neben Bahngleis zurück zum Parkplatz.
- Ausgangspunkt: Lohsdorf oder Straßenabzweig Schwarzbachtal.
- Besonderheit: Schmalspurbahnstrecke. Am Wasserbehälter gerade Gleisbau, neu errichtete Eisenbahnbrücke und neuer Bahnübergang.
- Abkürzung: Vor dem Maulbergtunnel den Briefträgersteig bergwärts.
- Böhm-Wanderkarte: Brand-Hohnstein 1:10000, gerade in 4. Auflage neu erschienen, 6,80 Euro.
- Länge: 9,5 km
- Dauer: 4 Stunden

Prossengründel: Das unbekannte Herz der Sächsischen Schweiz
Diese Strecke hat Rolf Böhm vor Kurzem erst abgewandert. Ab Wirtshaus „Zum alten Hansjörg“ dem blauen Strich folgen, an Gedenkstätte Waldfriedhof vorbei, dann links einbiegen Richtung Sellnitzgrund. In Mitte Sellnitzgrund spitz rechtshaltend leicht bergan, höhenquerender Weg mit alter Anmutung. Das ist der Lottersteig, einer der ältesten Wege im Elbsandstein. Man kann diesen auch bereits ab „Hansjörg“ immer geradeaus benutzen, schöne alte Forstgrenzsteine, aber Abstieg in Sellnitzgrund dann etwas verwachsen. Abstieg nach Prossen, schöner Blick auf Schloss. Dann das romantische Prossener Gründel nord- und aufwärts. Kurz vor Aufstieg Waltersdorf über verfallene Brücke rechts Ehrlichtweg Richtung Porschdorf. Scharf linkseinbiegend nun an Hauptverkehrsstraße entlang, die hier tatsächlich der Rotpunkt-Wanderweg ist. Quasi eine kleine Härtetest-Einlage, 1 km Hauptstraße. In Waltersdorf dann die Dorfstraße zurück zum „Alten Hansjörg“.
- Ausgangspunkt: Parkplätze an der Liliensteinstraße.
- Besonderheit: Ein echter Geheimtipp ist die Aussicht Leopoldsnase, siehe Karte, da er einigermaßen unwegsam, nicht auf Wanderwegen erreichbar.
- Abkürzungen: Statt Erlichtweg gleich nach Waltersdorf hoch.
- Böhm-Wanderkarte: Große Karte der Sächsischen Schweiz 1:30000, 6,80 bis 9,80 Euro.
- Länge: 9,5 km
- Dauer: 3,5 Stunden

Rathen und Polenztal einmal anders
An der Ziegenrückenstraße unterhält die Nationalparkverwaltung einen nach wie vor kostenlosen Parkplatz, denn die Ranger wollen nach Dienstschluss ja auch einmal wandern gehen. Indem wir von diesem den grünen Strich nach Kurort Rathen gehen, erreichen wir den oft überlaufenen Ort auf unkonventionelle Weise. Dann nicht Bastei, sondern zweimal rechts und den Füllhölzelweg, roter Strich Richtung Polenztal. Straße queren, Abstieg, dann das Polenztal nordwärts bis Pension Polenztal. Aufstieg über Hockstein. Zurück zum Parkplatz.
- Ausgangspunkt: Parkplatz Knotenweg oder Hockstein (mit Parkgebühr).
- Besonderheit: Der Südaufstieg auf den Hockstein ist die Wolfsschlucht.
- Abkürzung: Knotenweg an Wegweiser 1040 zum Füllhölzelweg, dann ohne Rathen.
- Böhm-Wanderkarte: Die Bastei 1:10000, 6,80 Euro.
- Länge: 10,5 km
- Dauer: 4,5 Stunden

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