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Fast 230 Borreliosefälle durch Zecken in Sachsen

Fast ganz Sachsen ist inzwischen Zecken-Risikogebiet. Die Gefahr einer schweren Infektion steigt. Nur gegen eine Zeckenerkrankung gibt es eine Impfung.

Von Stephanie Wesely
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In Sachsen haben sich in diesem Jahr bislang 228 Menschen nach Zeckenstichen mit Borreliose infiziert.
In Sachsen haben sich in diesem Jahr bislang 228 Menschen nach Zeckenstichen mit Borreliose infiziert. © Bernd Weißbrod/dpa (Symbolbild)

Dresden/Berlin. Das feuchte und kühle Frühjahr hat ideale Lebensbedingungen für Zecken geboten. Damit steigt die Gefahr von Infektionen durch Zeckenstiche wie Borreliose und Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). So haben sich in Sachsen bis Ende Mai dieses Jahres bereits 228 Menschen mit Borreliose infiziert. Die meisten Infektionen gab es laut Robert Koch-Institut (RKI) in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (43), Mittelsachsen (34) und im Erzgebirgskreis (32). Im vergangenen Jahr wurden im Freistaat insgesamt 1.709 Borreliose-Fälle registriert.

Die Spinnentiere passen sich immer besser an den Klimawandel und an zunehmende Trockenperioden an, wie Parasitologen der Uni Hohenheim/Stuttgart festgestellt haben. Ein Zeichen dafür sei, dass bereits im Februar und März die ersten Erkrankungsfälle auftraten.

Typische Wanderröte oft Wochen später

Borreliose wird durch Bakterien – die Borrelien – ausgelöst, die von Zecken übertragen werden können. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung trägt in Deutschland je nach Region bis zu ein Drittel der winzigen Blutsauger die Erreger in sich. Es dauert etwa zwölf Stunden, bis die Zecke die Bakterien ins Blut des Menschen abgibt. Deshalb sei es wichtig, die Zecke so früh wie möglich fachkundig zu entfernen, so das RKI. Dazu eignen sich Splitterpinzetten oder Zeckenkarten, die in Apotheken erhältlich sind. Wichtig ist, die Zecke dabei nicht zu drücken, um die Abgabe von Bakterien zu vermeiden.

Ein typisches Indiz für eine Borreliose-Infektion ist die sogenannte Wanderröte – eine ringförmige Hautrötung, die unter Umständen erst mehrere Wochen nach dem Stich auftritt. Wird dann nicht mit Antibiotika behandelt, können chronische Gelenk- und Nervenentzündungen, aber auch Herzprobleme die Folgen sein. Ein Borreliose-Impfstoff ist in Entwicklung und wird bereits in Studien getestet, so die Uni Hohenheim. Bis zur allgemeinen Verfügbarkeit könnten aber noch zwei bis drei Jahre vergehen.

Nur jeder Dritte gegen FSME Geimpft

Gegen eine andere Zeckenerkrankung gibt es bereits eine gut wirksame Impfung. Die Rede ist von FSME – eine gefährliche Viruserkrankung. Die FSME-Viren werden im Gegensatz zu den Borrelien sofort beim Stich übertragen. Es gibt hier keinen Zeitvorteil, wenn die Zecke schnell entfernt wird. Bis auf die Kreise Nordsachsen und Leipzig sind alle Regionen in Sachsen vom RKI als Risikogebiet eingestuft worden. 45 Fälle wurden im vergangenen Jahr in Sachsen registriert – zehn davon im Vogtlandkreis. Das ist eine Zunahme gegenüber 2021 um 30 Prozent. Bis Mai 2023 gab es im Freistaat drei FSME-Erkrankungen.

Die FSME-Impfung wird in Risikogebieten als Kassenleistung angeboten. Viele Krankenkassen übernehmen sie auch als kostenlose Reiseimpfung. Doch die Impfbeteiligung sinkt. Selbst in Hotspots liegt die Teilnahme nur bei 30 bi 40 Prozent, wie die Uni-Wissenschaftler analysiert haben.

Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, sollte bei Aktivitäten im Freien körperbedeckende Kleidung getragen werden. Kurze Zeit helfen auch Zeckenabwehrmittel zum Aufsprühen oder Einreiben in die Haut. Doch da es gegen FSME keine Behandlungsmöglichkeiten gibt, bleibt die Impfung der effektivste Schutz.