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So denkt Sachsen über ein Verbot von Feuerwerk zu Silvester

Umfragen zeigen, dass die Sachsen über Feuerwerksverbote zu Silvester etwas anders denken als die Mehrheit der Deutschen. Große Lust zum Böllerkauf verspüren aufgrund der Inflation jedoch nur wenige.

Von Fabian Deicke
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So dürfte am 31. Dezember um Mitternacht der Himmel über Dresden auch in diesem Jahr wieder aussehen. Anders als in den Jahren zuvor gibt es keine Feuerwerksverbote.
So dürfte am 31. Dezember um Mitternacht der Himmel über Dresden auch in diesem Jahr wieder aussehen. Anders als in den Jahren zuvor gibt es keine Feuerwerksverbote. © Thomas Kretschel

Dresden. Zu Silvester wird es in diesem Jahr wieder laut. Eine knappe Mehrheit der Menschen in Sachsen findet das richtig. Das ergibt eine repräsentative Umfrage von Sächsische.de und den Meinungsforschern von Civey. Allerdings offenbart die Umfrage auch, dass die Sachsen in der Diskussion um ein Feuerwerksverbot geteilter Meinung sind.

Die Lager der Befürworter und Gegner eines Verbots trennen nur 7 Prozentpunkte. Demnach sagen 49 Prozent der Befragten, sie seien gegen ein Feuerwerksverbot. 42 Prozent hingegen wünschten sich harte Einschränkungen und mehr Ruhe zum Jahreswechsel.

Eine bundesweite Auswertung derselben Umfrage hat kürzlich "Welt.de" vorgenommen. Dabei zeigt sich, dass die Deutschen insgesamt etwas anders als die Menschen in Sachsen darüber denken. In der Böller-Diskussion versammelt sich die Mehrheit (51 Prozent) hinter einem Verbot, 40 Prozent wären aber auch dagegen.

Forderungen nach einem Böllerverbot, wie sie beispielsweise die Bundesärztekammer, die Deutsche Umwelthilfe oder auch die Polizeigewerkschaft "GdP" in diesem Jahr erhoben haben, hat das Bundesinnenministerium bereits Anfang November zurückgewiesen.

Vor allem Mediziner mahnen, dass die Lage an den Kliniken aktuell jedoch angespannt sei. Gründe sind hohe Grippezahlen, das vornehmlich Kinder stärker betreffende RS-Virus, aber auch die Folgen der Pandemie auf das Personal, wie kürzlich Reinhard Berner, Leiter der Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Dresden, im Podcast "Thema in Sachsen" bei Sächsische.de sagte.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich kürzlich in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" für ein "dauerhaftes und umfassendes" Böllerverbot ausgesprochen, weil in den Tagen um die Silvesternacht in der Regel die Zahl der Notfälle steige. Insbesondere Kinder und junge Menschen bis etwa 25 Jahre seien oft von Knalltraumata, Verletzungen an Augen oder Verbrennungen betroffen.

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) hält dagegen. "Verletzungen mit Feuerwerk sind mit einer Inzidenz von 1,8 - 2,5 Fällen pro Notaufnahme deutlich seltener als gemeinhin angenommen", heißt es in einer Pressemitteilung Ende November. Der BVPK bezieht sich dabei auf eine Studie, in der Fallzahlen in Silvesterjahren untersucht und auf 1.092 Notaufnahmen in Deutschland hochgerechnet wurden.

Mehrheit der Sachsen will kein Feuerwerk kaufen

Ungeachtet dessen, wie es in der Diskussion um Feuerwerksverbote künftig weiter geht, dürfte es in diesem Jahr zwar mehr krachen als in den Corona-Jahren, aber vielleicht nicht ganz so oft wie vor der Pandemie. Denn wie eine weitere Umfrage von Sächsische.de und Civey zeigt, wollen die Sachsen, auch wenn sie gegen ein Verbot sind, mehrheitlich gar keine Feuerwerkskörper kaufen.

Demnach haben nur 28 Prozent der Menschen in Sachsen vor, sich mit Böllern und Raketen zu versorgen. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) hingegen will lieber die anderen zündeln lassen oder bevorzugen einfach einen stillen Jahreswechsel.

Das bundesweite Ergebnis der Umfrage fällt ähnlich aus: Das Lager derer, die kein Feuerwerk kaufen wollen, ist sogar noch etwas größer: 74 Prozent der Deutschen kaufen keine Pyrotechnik, 23 Prozent haben es vor.

Inflation drückt auf Böllerkauflaune

Ein weiterer Grund dafür, wieso es diesmal vielleicht etwas weniger böllern könnte als in gewöhnlichen Jahren, sind die in nahezu allen Lebensbereichen gestiegenen Kosten. Die Menschen sparen und machen beim Feuerwerk keine Ausnahme. Das Ergebnis einer dritten Civey-Umfrage von Sächsische.de legt das zumindest nahe.

Gefragt danach, ob man angesichts der hohen Inflation aktuell eher mehr oder weniger als üblich für die Knallerei ausgeben will, sagen fast zwei Drittel (63) der Sachsen "weniger". Nur 11 Prozent wollen tatsächlich mehr als sonst ausgeben, 26 Prozent sind noch unentschieden. Die Umfrage wurde ebenfalls bundesweit durchgeführt, die Ergebnisse sind fast deckungsgleich.

Informationen zu Umfragen mit Civey

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden drei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zu einem generellen Feuerwerksverbot zu Silvester besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.010 Teilnehmern, die sächsische aus 408.
  • Für die Umfrage, ob man Feuerwerk kaufen will, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.014 Teilnehmern, die sächsische aus 387.
  • Für die Umfrage, wie viel Geld man für Feuerwerk ausgeben will, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.006 Teilnehmern, die sächsische aus 387.

Die sächsischen Stichproben wurden jeweils entsprechend der Wahlbevölkerung im Land nach der River-Sampling-Methode gezogen.