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So weit ist Sachsen beim Wasserstoff

Was als Stadtgas der DDR schon Wärme lieferte, soll nun bei der Energiewende helfen - auch in Sachsen. Doch andere Bundesländer haben Vorsprung.

Von Georg Moeritz
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Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU, Mitte) hat schon eine Wasserstoffstrategie. Die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt arbeiten nun an ähnlichen Vorhabenlisten für ihre Gebiete.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU, Mitte) hat schon eine Wasserstoffstrategie. Die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt arbeiten nun an ähnlichen Vorhabenlisten für ihre Gebiete. © Archiv: AFP-Pool/dpa/John Macdougall

Dresden. Seit Nils Geißler die neue Energieabteilung in Sachsens Umweltministerium leitet, hat ihn kaum ein Thema so stark beschäftigt: Wasserstoff ist derzeit das Modethema bei Energietagungen. Dabei war das leichte Gas schon in der DDR wichtigster Bestandteil im Stadtgas. Künftig aber soll Wasserstoff zunehmend „grün“ hergestellt werden, indem Strom aus Wind- und Solaranlagen Wassermoleküle aufspaltet.

Bei einer Online-Tagung des Energieversorgers Envia-M in dieser Woche sagte Geißler, die Wasserstoffwirtschaft sei eine Chance für die sächsische Industrie – etwa für Exporteure der Anlagen. Die Braunkohleregionen setzen darauf, beim Strukturwandel wieder Arbeitsplätze in der Energiebranche aufzubauen.

Görlitz, Chemnitz, Cottbus - alle forschen an leichtem Gas

An Fördergeld von Bund mangele es nicht, sagte Geißler. Sieben Milliarden Euro stehen für die Wasserstoffstrategie zu Verfügung. Das Geld kann beispielsweise für Pilot-Anlagen eingesetzt werden. Geißler schließt aber aus, dass Landesmittel für die Verwendung von Wasserstoff als Energieträger fließen.

Wasserstoff-Tankstellen gibt es schon, auch in Dresden. Geißler ist beeindruckt davon, wie schnell sich der Tank eines Schwerlasters dank Druck füllen lässt – das ist ein Vorteil gegenüber dem Elektro-Akku. Im Leipziger BMW-Werk fahren Transportwagen mit Wasserstoff, auf dem Flughafen gelten DHL-Paketwagen als mögliches Projekt.

In Görlitz ist ein Testzentrum „Hydrogen Lab“ geplant, das sich mit Standardisierung und Zertifizierung der Technik befassen wird. Die Lausitz ist eines von neun Wasserstoff-Entwicklungszentren bundesweit. Chemnitz bewirbt sich um den Sitz eines Wasserstofftechnologie-Zentrums, das ein vorhandenes Fahrzeuglabor nutzen könnte.

Envia-M will Kunststoffpipeline bei Leuna länger testen

Cottbus in Brandenburg richtet ein Kompetenzzentrum zur Herstellung von Kraftstoffen auf Wasserstoffbasis ein – daran beteiligt sich auch das Unternehmen Sunfire, das in Dresden an Anlagen mit dieser Technologie „Power to x“ arbeitet.

Sachsen-Anhalt allerdings verfügt dank der Chemieanlagen bei Leuna schon über 160 Kilometer Wasserstoff-Pipeline – die zweitlängste in Deutschland nach einer im Ruhrgebiet. Dresdner Ingenieure des Anlagenherstellers Linde bauen dort gerade eine Wasserstoffproduktion mit 24 Megawatt Leistung.

Envia-M testet dort Rohre aus Kunststoff statt Stahl und will dieses Forschungsprojekt weiter ausbauen. Prokurist Dirk Hünlich berichtete, der Antrag zur Verlängerung für drei Jahre sei gestellt. Statt die Anlagen abzubauen, sollten lieber Langzeit-Untersuchungen angeschlossen werden. Endgeräte verschiedener Hersteller könnten dort im Chemiedreieck erprobt werden. 2019 war das Wasserstoffverteilnetz auf Kunststoffbasis in Betrieb genommen worden.