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Sprach-Probleme bei Sachsens Behörden

Bekanntmachungen oder Anschreiben von Behörden sind nicht immer leicht zu verstehen. Doch nur ganz langsam werden einfach formulierte Texte verschickt.

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Ein Prüfsiegel für die sogenannte Leichte Sprache.
Ein Prüfsiegel für die sogenannte Leichte Sprache. © picture alliance / dpa

Dresden. Um für Menschen mit Sprachbehinderung verständlicher zu werden, bemühen sich die Behörden in Sachsen bei ihren Informationen zunehmend um leicht verständliche Sprache. Einen Zeitplan, dem zufolge etwa die Informationen der Regierung durchgängig sprachlich barrierefrei gestalten sein sollen, gibt es jedoch weiter nicht, wie das Sozialministerium in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion unter Verweis auf das Sächsische Inklusionsgesetz mitteilte.

Dort ist allgemein geregelt, dass die Verwaltungen "im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit auch Informationen in Leichter Sprache bereitstellen" und die Staatsregierung deren Kompetenzen für das Verfassen von Texten in Leichter Sprache stärken soll. Die Ministerien wollten bis Ende des Jahres ihre Internet-Auftritte zumindest teilweise barrierefrei gestaltet haben.

Wie weit die sächsischen Behörden dabei gekommen sind, vermag das Sozialministerium nicht zu sagen. Auch zur Frage, wie viele Menschen von den einfacheren Texten profitieren, könnten keine Aussagen gemacht werden, hieß es. Es sei aber "sicher keine sehr kleine Zahl". Zu ihnen gehörten neben Menschen mit Lernschwierigkeiten auch gehörlose Menschen, Menschen mit Lese- und Rechtschreibstörung, die der deutschen Sprache nicht ganz mächtig seien oder auch Menschen mit Demenz.

Es gibt auch positive Beispiele

"Wir hätten uns da bei den betreffenden gesetzlichen Bestimmungen etwas mehr Verbindlichkeit gewünscht", sagte die Sprecherin des Landesbehindertenbeauftragten, Miroslawa Müller. Die Angebote der Stadt Dresden oder der Internet-Auftritt, die Publikationen oder auch die Projekte des Sächsischen Landtages seien gute Beispiel für die Anwendung der Leichten Sprache. Müller verweist auf eine EU-Regelung, der zufolge seit September öffentliche Stellen in Bund, Ländern und Kommunen verpflichtet seien, ihre Internet-Seiten und mobilen Anwendungen barrierefrei zu gestalten.

Künftig solle es auf der Internet-Seite der Stadt einen eigenen Sprachzweig in Leichter Sprache geben, kündigte die Dresdner Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, Manuela Scharf, an. Gemeinsam mit der TU Dresden und dem Dienstleister Verso sollen in Pilotprojekten leicht verständliche Anträge, Förderrichtlinien und Formulare entwickelt werden. "Das Ziel ist, in vielen Bereichen eine bürgernahe, leicht verständliche Sprache anzubieten", sagte Scharf. Denn das nütze ganz vielen Menschen.

Die Stadt Chemnitz bemüht sich nach eigenen Angaben seit Jahren, verständlicher zu werden. So seien mit dem Landesverband der Lebenshilfe mehrere Broschüren in Leichter Sprache verfasst worden wie etwa zum Chemnitz-Pass, zum Nachteilsausgleich für Menschen mit Behinderung und zu Leistungen des Sozialamtes. Mehrere Mitarbeiter des Amtes hätten eine Weiterbildung zum Thema "Verständliche Behördensprache" absolviert, eine Projektgruppe sei gegründet worden, die Schreiben und Antragsformulare in einfacher Sprache formulieren soll. Auch in den Kultureinrichtungen soll es künftig regelmäßige Angebote in Leichter Sprache geben.

Leichte Sprache ist gar nicht leicht

Einfache Sprache kann aus Sicht von Thorsten Lotze vom Vorstand des Netzwerkes Leichte Sprache von den Mitarbeitern in den Verwaltungen mit etwas Mühe eingeübt werden. Im Unterschied dazu gebe es noch die Leichte Sprache und die sei gar nicht leicht. Die 48 Regeln für Leichte Sprache seien zwar schnell erlernt, sagte Lotze. "Ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln und zu wissen, wo die Schwierigkeiten im Alltag für Menschen mit Lernschwierigkeiten liegen, geht jedoch nur im Umgang mit diesen Menschen."

Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) hat schon 2016 eine Internet-Seite in Leichter Sprache geschaltet. Laut Museumssprecherin Jutta Boehme wurde die Seite in diesem Jahr bisher gut 1300 Mal aufgerufen. Zudem werden unter anderem Audioguides und Führungen in Leichter Sprache und Gebärdensprache angeboten.

Laut Kunstministerium bieten auch andere Kulturbetriebe wie etwa die Semperoper oder auch die aktuelle Landesausstellung Informationen in Leichter Sprache an.

Bisweilen profitieren jedoch nicht nur Menschen mit Behinderung von Publikationen in Leichter Sprache. Eine Broschüre zur Landtagswahl, von der 5.000 Exemplare herausgegeben wurden, sei rasch vergriffen gewesen, sagte Miroslawa Müller vom Landesbehindertenbeauftragten. Zum Beispiel auch Schulen hätten da gern zugegriffen. (dpa)