Von Tom Pauls

Exklusiv für Saechsische.de erinnert sich Theaterchef und -namensgeber Tom Pauls zum Jubiläum der Bühne an Situationen, die ihm bis heute nachdrücklich im Gedächtnis blieben:

1

Während der Bauzeit im Jahr 2010 fanden wir im Dachstuhl einen 300 Jahre alten Hausschuh. Es war einst Brauch, solch einen Schuh dort zu verstecken, damit der Teufel ihn anzieht, um nicht gehört zu werden. Ich steckte beim Richtfest einen Filzschuh von Ilse Bähnert ins Gebälk.

2

Einen Tag vor der Eröffnung im November 2011 kam ein schwarzer Kater in das Theater. Nie zuvor war er hier. Doch an diesen Tag lief das Tier durch alle Etagen. Der Wirt vom „Café Ilse“ fotografierte mit seinem Handy den Kater, aber er war auf dem Foto nicht zu sehen.

3

Ich fand nach Vorstellungen im Zuschauersaal mehrmals Hörgeräte und auch Schuhsohlen, einmal sogar eine Sandale, die ein Zuschauer später abholte. Die Schauspielerin Jutta Wachowiak hatte nach einem Gastauftritt in der Garderobe ihre Pumps vergessen, sie war mit ihren Bühnenpuschen nach Hause gefahren.

4

Bei der Probe für sein „Krippenspiel“ ließ Olaf Schubert in einer Szene die Bühne einnebeln. Damit löste er allerdings Feueralarm aus. Innerhalb von fünf Minuten standen sechs Löschzüge der Pirnaer Feuerwehr auf dem Markt vor dem Theater.

5

2012 schlug bei einem Gewitter in den Turm der Marienkirche ein Blitz ein. Der Schlag legte bei uns im Theater alles lahm. Nicht nur die Sicherungen waren rausgeflogen, sondern auch mehrere Elektrogeräte hatten den Geist aufgegeben. Ich überlegte kurz, was mir dieses Zeichen von oben sagen sollte.

6

2013 flutete die Elbe den Keller und das Erdgeschoss des Hauses. Bevor das Wasser kam, schleppten alle Mitarbeiter sowie Freunde Möbel in den Theatersaal, der sich in der zweiten Etage befindet. Als das Wasser sank, veranstalteten wir auf dem Markt ein großes Benefizkonzert, um den Opfern des Hochwassers in und um Pirna mit einer Geldspende zu helfen.

7

Bei einer meiner Weihnachtsvorstellungen 2014 hatte ein älterer Herr den Eingang zum Zuschauersaal mit der Tür zur Künstlergarderobe verwechselt. Er lief quer über die Bühne und stolperte in den Zuschauersaal. Gerade so konnte ich ihn noch auffangen.

8

Der leider 2017 verstorbene Schauspieler Dieter Bellmann, der in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ den Professor Simoni spielte, las 2015 im Theater skurrile Geschichten. Plötzlich wurde im Zuschauerraum einer jungen Frau schlecht. Ihre Eltern riefen Bellmann zu: „Herr Doktor, bitte helfen Sie.“ Bellmann antwortete: „Ich bin nur Schauspieler.“ Es kam ein Notarzt, untersuchte die Frau und sagte: „Sie wissen schon, dass sie schwanger sind.“ Sie entgegnete: „Pssst, ich weiß es, aber meine Eltern nicht.“

9

Einen besonderen Glücksmoment erlebte ich 2018 bei der Premiere des Märchenprogramms „Es war ämal“, wo mich meine Söhne Felix, Max und Konstantin mit ihrer Band begleiteten. Konstantin hatte die Musik komponiert, meine Schwester Irina das Stück inszeniert. Theater ist wie Familie und Familie manchmal wie Theater.

10

Am 4. November 2020 mussten wir das Theater wegen der staatlichen Corona-Maßnahmen schließen. Über ein halbes Jahr keine Vorstellungen, keine Zuschauer. Wir bekamen unter anderem eine Spende von einer Pirnaerin, die schrieb dazu: „Wenn Du mehr hast, als Du brauchst, baue keinen höheren Zaun, sondern einen größeren Tisch.“

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Neulich bekam ich ein großes Paket. Ich packte es aus und in dem Karton befand sich ein edler Nerzmantel, tadellos mit Seidenfutter und Samttaschen. Dabei lag ein Zettel, darauf stand, dass dieser feine Fellmantel für Ilse Bähnert sei. Sie soll im kommenden Winter nicht frieren.

• Den 11. Geburtstag feiern wir am 11.11. mit einem Premieren-Konzert des Freddie-Ommitzsch-Studio- Ensembles, der Band meiner Söhne: „Sail on – Ein Yachtrock-Konzert“.