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Unternehmen gehen für Saison-Arbeitskräfte weite Wege

Saison-Arbeitskräfte sind bei der Obsternte oder im Gastgewerbe zunehmend unverzichtbar. Sie sind aber immer schwerer zu bekommen. Deshalb suchen Sachsens Betriebe auch in weit entfernten Ländern.

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Ein Erntehelfer sticht den letzten Spargel der Saison.
Ein Erntehelfer sticht den letzten Spargel der Saison. © Martin Schutt/dpa

Bei der Anwerbung von Saisonkräften gehen sächsische Unternehmen neue und auch immer weitere Wege. "Wir unterstützen jetzt auch als Verband mit Aktionen die Anwerbung von Arbeitskräften vor allem in den Grenzgebieten zu Tschechien und Polen", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen, Axel Klein. Aber auch unter Ukrainern und in Vietnam werde nach Arbeitskräften gesucht.

Die Obstbauern sehen sich laut dem Geschäftsführer des Landesverbandes "Sächsisches Obst", Udo Jentzsch, mittlerweile auch in Ländern wie Moldawien, Georgien oder Usbekistan nach Helfern um, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Verbänden.

Die Bundesagentur für Arbeit vermittelt und berät laut der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung bei der Anwerbung von Saisonkräften für die Landwirtschaft. Aktuell bestünden Vermittlungsabsprachen mit Georgien sowie Moldawien, hieß es. Auf Grundlage dieser Absprachen hätten in diesem Jahr bisher 218 über die Bundesagentur vermittelte Saisonkräfte aus diesen beiden Ländern ihre Arbeit in deutschen Landwirtschaftsbetrieben aufgenommen. Im vergangenen Jahr seien es allein aus Georgien 283 gewesen. Zudem könnten Arbeitgeber georgische Saisonkräfte, die schon im Vorjahr in Deutschland gearbeitet hätten, jetzt auch direkt anfordern.

"Die Anwerbung von Arbeitskräften ist für das Gastgewerbe längst kein Saisonproblem mehr", sagte Klein. Während der Corona-Pandemie seien viele Arbeitskräfte abgewandert. Zwar seien auch viele in den alten Job zurückgekehrt. "Aber es sind zu wenige." Es gelte eine Lücke von etwa 2.000 bis 3.000 fehlenden Mitarbeitern zu schließen. Die Unternehmen müssten bei der Anwerbung neuer Kollegen immer bessere Angebote machen. Das betreffe unter anderem deren Unterbringung, die Kinderbetreuung und auch die Karrierechancen sowie die Bezahlung. Selbst bei den Sprachkenntnissen würden Abstriche gemacht. "Früher waren ausreichende deutsche Sprachkenntnisse Bedingung", sagte Klein. Jetzt werde der Spracherwerb hier nachgeholt.

Das Unternehmen Rank und Büttig betreibt in Dresden sechs Cafés und Restaurants mit etwa 250 Mitarbeitern und Restaurants. "Wir machen die marktübliche Akquise, suchen unter anderem auf einschlägigen Internetportalen, regional wie auch europaweit nach Mitarbeitern und werben auf Plakaten in Straßenbahnen", sagte Unternehmenssprecher Felix Posselt. Auch die sozialen Netzwerke würden genutzt. Den Bewerbern würden zeitweise Apartments zur Verfügung gestellt.

Ukrainische Studenten fehlen

"Im Augenblick sieht es mit den Helfern gar nicht schlecht aus", sagte Jentzsch vom Landesverband "Sächsisches Obst". Zur Erdbeerernte seien alle angeworbenen Arbeitskräfte angereist. Bei Früchten, "die oben geerntet werden" wie etwa Kirschen, gebe es ohnehin weniger Probleme. Die ukrainischen Studenten hätten in dieser Saison gefehlt, die seien in den vergangenen Jahren eine große Hilfe gewesen. Die Anwerbung von Arbeitskräften in Moldawien, Georgien oder Usbekistan laufe über Vermittler.

"Der Spargel- und Beerenobstanbau wäre ohne die Saisonarbeitskräfte nicht möglich" sagte Geschäftsführer Frank Saalfeld vom Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer. "Das gilt vor allem für die Zeit von März bis Juli, denn die Erntezeit von Spargel und Erdbeeren ist besonders arbeitsintensiv." Bei der Spargelernte seien auch deshalb genug Helfer da gewesen, weil die Spargelanbauer wegen billiger Importware bei den Discountern ihre Ernte deutlich zurückgefahren haben und nicht mehr so viele Arbeitskräfte gebraucht wurden. Bei den Erdbeeren hätten zwar viele Pflückerinnen wegen drohender Sozialversicherungsabgaben und dem Hinweis auf bessere Verdienstmöglichkeiten in Italien, Schweden oder den Niederlanden ihre Vorverträge gekündigt. Aber dann habe sich dort das gleiche Szenario wie beim Spargel abgespielt. (dpa)