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Viele queere Menschen fühlen sich in Sachsen nicht sicher

Eine Studie hat die Lebenslagen von Lsbtiq-Personen in Sachsen untersucht. Fast die Hälfte berichtet von Diskriminierung in Ämtern, Behörden und Schulen.

Von Andrea Schawe
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Etwa zehn Prozent der Bevölkerung fühlt sich lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter oder queer.
Etwa zehn Prozent der Bevölkerung fühlt sich lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter oder queer. © dpa

Dresden. Menschen, die sich nicht eindeutig als Mann oder Frau identifizieren, erleben in Sachsen oft Diskriminierung. Das ergab eine Studie zu den Lebenslagen von Lsbtiq-Personen – die Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer.

Nach der Studie gaben zwar zwei Drittel der Befragten an, mit ihrem Leben in Sachsen zufrieden zu sein. Allerdings hat fast die Hälfte der Befragten in den vergangenen fünf Jahren Beleidigungen, Bedrohungen und Übergriffe erfahren. Besonders häufig erleben lsbtiq-Menschen Diskriminierung bei Polizei und Justiz, in Schulen sowie bei Ämtern und Behörden, aber auch im medizinischen Bereich und der Pflege. Im öffentlichen Raum fühlt sich nur ein Viertel der Befragten sicher.

Die Erkenntnisse aus der Studie sollen helfen, Diskriminierung abzubauen und die Gemeinschaft zu stärken, sagte Gleichstellungsministerin Katja Meier (Grüne). Mit der Studie liege erstmals ein umfassendes Bild über die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Sachsen vor. Das soll die Grundlage für die Fortschreibung des Landesaktionsplans zur Vielfalt von Lebensentwürfen bis Sommer 2023 sein.

Schulungen in allen Bereichen nötig

Handlungsbedarf gibt es vor allem auf drei Gebieten: dem Schutz der Menschen vor Diskriminierung und Übergriffen, mehr Unterstützung bei der Familiengründung sowie Aufklärung und Schulungen für Behörden, Ämter, Polizei, in Schulen aber auch für medizinisches Personal. Die Betroffenen gaben an, dass es "oft vom Zufall abhängt, ob sie Diskriminierung erleben – je nach dem, ob sie auf eine geschulte Fachkraft treffen oder nicht", sagte Studienleiterin Christina Rauh.

Für die Studie nahmen im Dezember und Januar fast 1.500 Personen an einer Online-Befragung teil. Außerdem wurden Interviews mit Experten bei Polizei, Strafvollzug oder in Schulen geführt.

Queere Menschen leben auch auf dem Land

"Die Zahlen sind sehr wichtig, denn sie zeigen erstmals eine ausführliche und sehr spezifische Betrachtung der Lebenslagen queerer Menschen in Sachsen", sagte die Grünen-Abgeordnete Lucie Hammecke. Die Studie räume auch mit dem Mythos auf, im ländlichen Raum gäbe es queere Menschen nicht. Sie seien nur weniger sichtbar. Nach der Studie gibt es im ländlichen Raum Sachsens überproportional viele Menschen, die nicht oder nur teilweise geoutet sind.

Die Linke sieht großen Handlungsbedarf im Bereich Behörden, Polizei und Justiz. "Im Kontakt mit Ämtern und Beamten erleben queere Menschen oft fehlenden Respekt und sind mit ausgrenzenden Regelungen konfrontiert", so Sarah Buddeberg.

"Alle Menschen verdienen den gleichen Respekt und Verständnis für ihre Lebenssituation." Öffentliche Institutionen müssten beispielhaft vorangehen. Dafür brauche es eine breite Sensibilisierung und geschulte Ansprechpersonen. Amtliche Regelungen müssen die vielfältigen Lebensrealitäten in Sachsen berücksichtigen.