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Razzia wegen Betrugs- und Geldwäscheverdacht im Vogtland

Bereits zum zweiten Mal haben Ermittler eine Finanzfirma im Vogtland durchsucht. Ist sie das Zentrum eines weit verzweigten Betrugs an mindestens 10.000 Anlegern?

Von Ulrich Wolf
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Ein Anlageunternehmen mit Sitz im Vogtland steht im Zentrum eines mutmaßlich großen Kapitalanlagebetrugs.
Ein Anlageunternehmen mit Sitz im Vogtland steht im Zentrum eines mutmaßlich großen Kapitalanlagebetrugs. © Roberto Pfeil/dpa (Symbolbild)

Eichigt/Halle/Zwickau. Wegen des Verdachts illegaler Bankgeschäfte hat die Polizei am Dienstag Immobilien in neun Bundesländern durchsucht. Schwerpunkte seien Eichigt im sächsischen Vogtland und Halle in Sachsen-Anhalt gewesen, teilte die Polizeidirektion Zwickau mit. Fünf Personen seien festgenommen worden. Insgesamt seien mehr als 230 Polizisten im Einsatz gewesen.

Nach Recherchen von Sächsische.de richten sich die von der Staatsanwaltschaft Chemnitz geführten Ermittlungen gegen die in Eichigt ansässigen Firmen BC Connect GmbH und RS Systems+ GmbH sowie gegen eine als europäische Wirtschaftsvereinigung auftretende Unternehmensberatung in Halle. Die Behörde vermutet ein Schneeballsystem mit Geldanlagen. Dabei sollen die Geldanleger über Rückzahlungen mit erheblichen Gewinnen getäuscht worden sein. Bei de Razzia seien zahlreiche Unterlagen, elektronische Datenträger, viel Bargeld und Wertgegenstände beschlagnahmt worden, hieß es.

Bereits im Oktober 2021 hatten Ermittler Objekte im Eichigter Ortsteil Ebmath durchsucht. Einem Bericht der Freien Presse zufolge ist damals Bargeld in Höhe von 2,5 Millionen Euro sowie 195.000 Schweizer Franken beschlagnahmt worden. Die Ermittler gingen von mindestens 10.000 mutmaßlich geschädigten Anlegern mit einer Gesamtanlagesumme von mindestens 30 Millionen Euro aus.

Pleite im März und dennoch eine neue Firma

Im November 2021 verbot die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) der BC Connect, ihr Einlagengeschäft fortzusetzen und ordnete an, die unerlaubt betriebenen Geschäfte abzuwickeln. Sie habe Darlehensverträge abgeschlossen, finanziert mit dem Geld der Anleger. Eine Erlaubnis nach dem Kreditwesengesetz habe nicht vorgelegen. Die Bafin forderte die BC Connect auf, "die angenommenen Gelder unverzüglich und vollständig zurückzuzahlen".

Im März 2022 ging das Finanzunternehmen jedoch in die Insolvenz. Dennoch gründete der 49 Jahre alte Chef der BC Connect eine neue Firma in Eichigt namens RC Systems+ GmbH, die nach eigenen Angaben "eine Reihe von Anlagemöglichkeiten sowie Coaching im Bereich Krypto" bietet, unter anderem über eine "Betriebsstätte" in Zwickau.

In Wilkau-Haßlau im Landkreis Zwickau residierte zudem die Ainova Just Fit GmbH. Sie fungierte als Vertrieb für die BC Connect. Auch ihr untersagte die Bafin das Geschäft und verbot ihr, Darlehen für BC Connect zu vermitteln. Verbindungen gibt es zudem zu einer Wirtschaftsvereinigung in Halle, zur SQ General Trading & Consulting for Europe. Jedenfalls berichtet ein Jens L. in deren Namen, Kunden des Eichigter Unternehmens sollten nicht überstürzt versuchen, ihr investiertes Kapital zurückzuerhalten. (mit dpa)