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Kolumne: Vorsicht, das ist ein Staatsgeschenk!

Wer arm ist, ist besser dran. Zumindest, wenn es um Schecks für die eigene Zuckertüte geht, erklärt uns SZ-Redakteur Gunnar Saft in seiner satirischen Kolumne.

Von Gunnar Saft
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Sachsen will künftig "Zuckertüten-Schecks" an jeden Abc-Schützen verschenken. Das Problem: Nicht alle Schulanfänger könnten wirklich etwas davon haben. Es ist kompliziert.
Sachsen will künftig "Zuckertüten-Schecks" an jeden Abc-Schützen verschenken. Das Problem: Nicht alle Schulanfänger könnten wirklich etwas davon haben. Es ist kompliziert. © dpa/SZ

Stell dir vor, der Freistaat will dir etwas schenken, aber du bis zu arm dafür. Genau dieses Schicksal droht jetzt sächsischen Schulanfängern, deren Familien Hartz-IV-Leistungen beziehen. Sie müssen womöglich auf einen „Zuckertüten-Scheck“ im Wert von 100 Euro verzichten, den der Freistaat künftig allen Abc-Schützen im Land überreichen will. Das Problem: Der Scheck könnte dann auf bereits ausgezahlte Hartz-Leistungen angerechnet werden – sprich von dem Geschenk hätten sie nix, ganz im Gegensatz zu jenen vielen anderen armen Kindern in Sachsen, die täglich mit Muttis neuem SUV zur Schule gebracht werden müssen, weil Bus und Bahn so teuer sind.

Nun ja, liebe sächsische Hartz-IV-Kids, macht euch nichts daraus. Noch vorm ersten Schultag lernt ihr damit schon ganz viel fürs Leben. Lektion Eins: Arm sein und arm dran sein, ist das Gleiche. Lektion Zwei: Wer reich ist, hat auch mehr Probleme. Nehmen wir nur mal eure künftigen Kontoauszüge. Da ist es doch völlig ausreichend, wenn die meisten von euch dreistellige Zahlen beherrschen. SUV-Kids haben es da schwerer, die müssen Zahlen mit viel mehr Stellen auswendig lernen. Außerdem stehen die Autos von deren Muttis oft im Stau, wenn sie ihren Nachwuchs nach der Schule zum privaten Nachhilfelehrer oder zum Yoga-Kurs schaffen und zuvor noch mal eilig zur Bank müssen.

Aber aufgepasst, liebe Landeskinder mit langjähriger Grundsicherungserfahrung: Es ist noch nicht vorbei. Manchmal spielt der Freistaat ja total verrückt. Und sollten es Sachsens Politiker von CDU, Grünen und SPD tatsächlich noch hinkriegen, dass auch ihr einen „Zuckertüten-Scheck“ geschenkt bekommt, den ihr sogar behalten dürft, dann seid bitte nicht traurig. Für 100 Euro gibt es keinen SUV, keinen Privatlehrer und auch keinen Stress, vor der Bank einen Parkplatz zu finden. Versprochen!