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Etwa 400 Sachsen warten auf ein Spenderorgan

Nicht nur die Corona-Pandemie sorgt für einen Rückgang bei den Organspenden in Sachsen. Auch das zentrale Register fehlt.

Von Andrea Schawe
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Die Zahl der Organspenden in Sachsen ist 2022 zurückgegangen.
Die Zahl der Organspenden in Sachsen ist 2022 zurückgegangen. © Jens Kalaene/dpa

Dresden. Von Januar bis Oktober wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation 52 Organspender in Sachsen registriert, 152 Organe wurden gespendet. Im vergangenen Jahr waren es 56 Spender und 185 Organe. Nach Angaben der Stiftung stehen etwa 400 Menschen, die in Sachsen wohnen, auf der Warteliste für ein Spenderorgan.

Der Organmangel hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal weiter verschärft. Bisher wurden bundesweit 8,4 Prozent weniger Organspender gezählt als im Vorjahr, teilt die Deutsche Stiftung Organtransplantation mit. Bis Ende Oktober gab es bundesweit 710 Organspender in den rund 1.200 Entnahme-Krankenhäusern. Dies sind 65 weniger als im Vorjahreszeitraum. „Nach einem unerwarteten Einbruch der Organspendezahlen um beinahe 30 Prozent im ersten Quartal 2022 haben wir in den letzten Monaten eine gewisse Erholung und Stabilisierung der Organspende erreicht“, sagte Axel Rahmel, der medizinische Vorstand der Stiftung.

Als Spender gilt nur, wer aktiv seine Bereitschaft erklärt. Die soll jetzt regelmäßiger erfragt werden, etwa von der Krankenkasse.
Als Spender gilt nur, wer aktiv seine Bereitschaft erklärt. Die soll jetzt regelmäßiger erfragt werden, etwa von der Krankenkasse. © Daniel Maurer/dpa

"Wir sehen einen dramatischen Rückgang auf bereits extrem niedrigem Niveau", sagt Gesundheitspolitikerin Susanne Schaper (Linke). Sie forderte die Bundesregierung auf, für die "solidarische Widerspruchslösung" einzutreten. Danach wäre jeder Mensch Organspender, solange er nicht selbst widerspricht oder Angehörige dies im Todesfall tun. Dadurch werde niemand gezwungen, aber die Spendenzahl erhöht. "Wenn ich nicht mehr lebe, brauche ich meine Organe nicht mehr, kann aber mit ihnen Leben retten."

Sachsens Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Coronapandemie eine wesentliche Rolle gespielt hat. Bis April 2022 sei bei positivem Testergebnis eine Organspende pauschal ausgeschlossen gewesen, daher seien einzelne Organspenden nicht zustande gekommen. Dazu kamen durch die Omikron-Welle hohe Personalausfälle in den Kliniken. "Für 2022 erwarten wir derzeit im Vergleich zu 2021 höhere Organspendezahlen", teilt das Ministerium mit.

Nach jahrelangen Diskussionen hatte der Bundestag erst im Januar 2020 die Organspende reformiert. Als Spender gilt nur, wer aktiv seine Bereitschaft erklärt, diese soll aber regelmäßiger erfragt werden, etwa von der Krankenkasse. Dafür sollte bis März 2022 ein bundesweites Online-Register eingeführt werden, in dem Bürger ihre Entscheidung dokumentieren können. Das habe sich wegen der hohen Belastungen durch die Coronapandemie verzögert, teilt das Ministerium mit. Weil sich inzwischen Fragen zur IT-Sicherheit ergeben hätte, wird eine Inbetriebnahme des Registers erst im vierten Quartal 2023 oder im ersten Quartal 2024 möglich sein. Allerdings gebe es mit dem Organspendeausweis und der Patientenverfügung Möglichkeiten, um die eigene Entscheidung nachvollziehbar und auffindbar zu dokumentieren.