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„Wir können nicht auf die Wessis warten“

Die sächsischen Schriftsteller Marcel Beyer und Lukas Rietzschel über Aggressivität, Depression – und Grund zur Freude.

Von Karin Großmann
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Marcel Beyer (l) und Lukas Rietzschel
Marcel Beyer (l) und Lukas Rietzschel © Christian Juppe / Carmen Schumann

Diese arme Sau. Das ist der Nachruf auf Uwe. Er hat sich ertränkt in dem See, der ein Steinbruch war. Es gab Gerüchte. Er soll seine Frau geschlagen haben, er soll für die Stasi gespitzelt haben, und gesoffen hat er auf jeden Fall. Nun treten vier Leute an Uwes Grab. Mehr sind es nicht. Der Pfarrer hat gut geredet, sagen sie später an den Stehtischen beim Bäcker. Die alten D-Mark-Preise sind überklebt. Der Teppichboden ist abgelaufen und fleckig. Ein solches Stimmungsbild aus der ostdeutschen Provinz liefert der Schriftsteller Lukas Rietzschel in seinem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“. Er könne nicht versprechen, dass das nächste Buch optimistischer wird. „Ich sehe mich nicht fröhliche Entwürfe schreiben.“

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