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Sachsenarena wird 20 Jahre alt

Am 24. Oktober 1998 erfolgte der erste Spatenstich für Riesas neue Veranstaltungshalle. Damals sorgte das Bauprojekt auch für einigen Widerspruch.

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© Archiv FVG

Von Stefan Lehmann

Riesa. An das Wetter damals kann sich Dirk Mühlstädt noch ziemlich genau erinnern. Ähnlich frisch wie in diesen Tagen sei es gewesen, dazu fiel noch leichter Nieselregen, als die Vertreter von Stadt und verschiedenen Bauunternehmen fürs Foto zum Spaten griffen. Das war am 24. Oktober 1998, auf den Tag genau vor 20 Jahren. „Ich weiß noch, dass damals in der WM-Halle die Tanzwochen stattfanden“, erinnert sich Mühlstädt, seines Zeichens Veranstaltungsmanager bei der Riesaer FVG.

Der spätere Oberbürgermeister Wolfram Köhler sei da gewesen, ebenso Oberbürgermeister Horst Barth. Einige Stepptänzer sorgten noch für ein kleines Open-Air-Programm, trotz des miesen Wetters. Auch wegen der Tanzveranstaltungen hatte sich der Bedarf nach einer größeren Halle angedeutet. Außerdem hatte man sich in der Stadt das Ziel gesetzt, den Ruf der Stahlarbeiterstadt abzuschütteln. Laut Dirk Mühlstädt gab aber ein Musikkonzert den letzten Ausschlag für die Entscheidung: „Im März 1998 war Herbert Grönemeyer aufgetreten.“ Das Konzert war restlos ausverkauft. „Aber wir hätten bei der Nachfrage wohl 10 000 statt der 2 000 Karten verkaufen können. Da hat man gemerkt: Das geht so nicht mehr.“

Im Rekordtempo wurde dann das Projekt „Messe- und Mehrzweckhalle“ vorangetrieben, bis zum Baubeginn vergingen gerade einmal sieben Monate. Völlig ohne Kontroverse blieb das Vorhaben natürlich nicht, für das der Stadtrat damals 15,5 Millionen D-Mark freigab. Aus anderen Stadtratsfraktionen gab es auch Kritik, während die Halle in die Höhe wuchs, auch in der Sächsischen Zeitung war von einem „Monstrum“ die Rede. Der Gegenwind ließ erst nach, als im Frühjahr 1999 ein Tag der offenen Tür stattfand. „Damals standen schon die Außenmauer und die Dachkonstruktion“, sagt Dirk Mühlstädt.

Zwischen 4 000 und 5 000 Menschen seien an diesem Tag an die Straße Am Sportforum gekommen, um sich die halb fertige Halle anzusehen. „Danach war auch in der Bevölkerung die Akzeptanz da, glaube ich.“ Nicht einmal ein Jahr nach dem Spatenstich, Ende August 1999, konnte die Halle schließlich übergeben werden. Die feierliche Eröffnung verknüpfte die Stadt dann mit dem Tag der Sachsen. Einer der ersten Künstler, die in der neuen Halle auftraten, war – ausgerechnet – erneut Herbert Grönemeyer.

„Der kam Ende 1999“, erzählt Dirk Mühlstädt. „Das Konzert war mit 12 000 Leuten ausverkauft.“ Es folgten jede Menge Sportveranstaltungen, von der Sumoringen-WM über Motorsport bis hin zu Boxen und Hallenfußball. Selbst geschwommen wurde schon in der Arena. Das war im Dezember 2002. Damit die Teilnehmer der Kurzbahn-EM nach den Vorbereitungen nicht vom benachbarten Hallenbad durch die Kälte laufen mussten, organisierte die FVG eine Flugzeug-Gangway aus Dresden. Die Zugangstür von damals sieht man noch heute seitlich am Hallenschwimmbad.

Was die Veranstaltungen angeht, hat sich ebenfalls viel geändert. Auch, weil insbesondere die Shows bei Konzerten immer anspruchsvoller werden. „Würden wir die Halle heute planen, wir würden sie zehn Meter höher und fünf Meter breiter bauen“, sagt Dirk Mühlstädt. Gerade die Höhe der Halle ist ein Argument dafür, warum etwa Rammstein, die 1995 noch im Stern auftraten, heute nicht in Riesa zu sehen sind. „Denen ist heute selbst die Arena zu klein.“

Baulich hat sich die Arena tatsächlich wenig verändert. Eine Photovoltaik-Anlage kam aufs Dach, der Boden im Eingangsbereich wurde versiegelt, dazu kommen Arbeiten am Brandschutz und Wartungen. Mittelfristig soll auch einmal ein Fahrstuhl zum Vip-Bereich gebaut werden. Auch ein neuer Farbanstrich wäre in ein paar Jahren fällig. „Die Bausubstanz ist aber noch ganz gut in Schuss“, sagt das FVG-Urgestein. Investiert werde eher in neue Bühnentechnik, um flexibel umbauen zu können – eine der Stärken, mit der Riesa nach heute werben kann. Es ist deshalb nicht nur als Scherz gemeint, wenn Dirk Mühlstädt auf die Frage, was er gerne mal in der Arena erleben würde antwortet: „Etwas, das wir noch nicht hier hatten. Basketball – oder Surfen.“