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Sachsenhof schließt

Die Betreiber gehen in den Ruhestand. Vor rund 160 Jahren soll alles mit einem Lottogewinn begonnen haben.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Eine Ära geht zu Ende: Der Sachsenhof an der Hauptstraße schließt. In der kommenden Woche gehen die Betreiber Peter und Gunthild Häschel in den Ruhestand. „Wir sind schon über das Rentenalter hinweg“, erklärt Herr Häschel. Daher ist am 31. Januar Schluss. Wegen Personalmangels wurde der Mittagstisch bereits vor etlichen Monaten eingestellt. Müßig seien in den letzten Jahren auch die Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz gewesen, so Häschel.

Dass der Sachsenhof zumacht, bedauert auch Heike Kandel, Chefin der Riesa-Information: „Vor allem im Sommer haben wir viele Gäste zum Sachsenhof vermittelt. Die meisten Radtouristen, die bei uns nach einem Schlafplatz suchen, wollen etwas, was nicht so teuer ist und in der Nähe liegt.“ Schließlich ist der Sachsenhof nur ein Steinwurf von der Riesa-Info entfernt. „Der Wettiner Hof in der Hohen Straße liegt da mit drei Sternen schon wieder eine Kategorie höher und ist ja von uns aus auch noch ein Stück weiter weg“, erklärt die Touristikchefin. Da längere Zeit nicht klar war, wann die Häschels tatsächlich aufhören, ist der Sachsenhof auch noch im offiziellen Gästeführer der Riesa-Information gelistet. Das Heftchen gilt noch für das ganze Jahr 2018.

Auch andere Riesaer müssen sich wegen der Schließung umorientieren: die Piesacker zum Beispiel. Die Kabarettgruppe trifft sich laut Piesacker-Mitglied Peter Noack zum Proben bereits seit zehn Jahren im Sachsenhof. Auch ihre jährlich wichtigsten Vorstellungen in der Vorweihnachtszeit haben die Ulknudeln im Saal des Sachsenhofs präsentiert. „Auch wenn die Räume nicht mehr die frischesten sind, für uns waren sie perfekt. 100 Zuschauer passen in den Saal – nicht zu viel und nicht zu wenig. Auch die Bühne und die Beleuchtung im Sachsenhof sind super“, sagt Peter Noack. Und nun? „Ja, wir haben lange nach einem Ersatz gesucht und uns jetzt auf den Bürgergarten geeinigt.“

Auch die Tanzschule Graf muss sich nach einer neuen Lokalität für ihren Abschlussball umsehen. Der Nächste im März findet laut Dorit Graf in Oppitzsch im Ferienhof Reichert statt. Wie es danach weitergeht, steht im Moment noch nicht fest.

Glaubt man den Erzählungen, wurde der Gasthof nur gebaut, weil ein Maurermeister mit dem Namen Carl Gottlob Härtel Mitte des 19. Jahrhunderts bei einer Lotterie gewonnen hat. Handfeste Belege sind dafür heute jedoch nicht mehr aufzutreiben. Härtel soll von seinem Gewinn das Grundstück an der Wettiner Straße (heute Hauptstraße) gekauft haben, um darauf das Gasthaus mit Fremdenzimmern zu bauen. Entsprechend dem Straßennamen taufte er es Wettiner Hof. Laut eines Beitrags des Lokalhistorikers Siegfried Wallat wechselte das Hotel mehrmals den Besitzer. Wilhelm Franke, der das Haus Anfang der 30er Jahre umbaute, hatte ein besonderes Faible für niederländische Dekoration, die bis heute in der Gaststätte zu sehen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Hotelgeschäft eingestellt. Die Gaststätte wurde ab Anfang der 50er Jahre unter dem Namen Sachsenhof weitergeführt – dann unter dem Dach der staatlichen Handelsorganisation (HO). Den Namen verwendete, unabhängig davon, vor 25 Jahren der neue Wettiner Hof an der Hohen Straße.

Erst seit Gunthild Häschel das Haus nach der Wende übernahm, wird es wieder als Hotel genutzt. Versuche, das bekannte Gasthaus und Hotel an einen neuen Betreiber zu verkaufen, sind bislang fehlgeschlagen. „Ausgeschrieben ist es. Da kümmert sich ein Makler drum“, sagt Peter Häschel. Die Köchin des Sachsenhofs wechselt laut Hoteldirektorin Heiderose Dörschel übrigens ab Februar zum Wettiner Hof.