Von Carina Brestrich
Freital. Eine blaue Spielzeug-Rakete war der Anfang. Zwölf Stunden hat das Testobjekt gedauert. Dann war der etwa 60 Zentimeter hohe Plastik-Hohlkörper fertig. Einfach ausgedruckt. Mit einem 3D-Drucker. So einer steht im Freitaler Technologiezentrum, bei der Firma SEs Solutions. Seit einem Jahr hat sie einen Drucker, der dreidimensionale Objekte aus Kunststoff drucken kann. Nach eigenen Angaben ist es sogar der größte in ganz Sachsen. Mit ihm kann die Firma Werkstücke mit einer Größe von maximal 100 mal 80 mal 60 Zentimeter ausdrucken.


Serle-Johann Espig hat SEs Solutions 2013 gegründet. Das Unternehmen entwickelt Dachboxen für Autos. Bevor Serienteile in größerer Stückzahl produziert werden, werden zunächst Prototypen und Anschauungsmodelle angefertigt. Diese ließ die Firma in ihrer Anfangsphase bei Partnerfirmen drucken. „Der Bestellprozess hat uns aber immer Zeit gekostet“, sagt Espig. Zeit, die für ein junges Start-up kostbar ist, insbesondere, wenn die ersten eigenen Produkte vom Band laufen. Deshalb entschied sich die Firma, selbst einen 3D-Drucker zu kaufen.
Einen mittleren fünfstelligen Betrag hat Espig in das Gerät investiert. Es ist eines von wenigen in Deutschland. Während kleinere 3D-Drucker inzwischen schon im privaten Bereich zu finden sind, sind großformatige Drucker noch selten. „Deutschlandweit gibt es nur eine Handvoll Hersteller“, sagt Espig. SEs Solutions entschied sich für den Münchner Hersteller German Rep Rap, der selbst noch ein Start-up ist.
Faden für Faden
Gedruckt werden kann mit dem Riesendrucker nahezu alles: Schmuck, Ersatzteile für die Spülmaschine oder auch Innenverkleidungen fürs Auto. Nötig dafür ist zunächst ein dreidimensionaler Datensatz, der am Computer erstellt wird. Dann kann der große Metallkasten mit der Glasklappe loslegen. Filament heißt das Material, das er verarbeitet. Das ist ein dünner, aufgerollter Kunststofffaden. Dieser wird auf bis zu 200 Grad erhitzt und über eine feine Düse im Druckkopf auf das Druckbett gespritzt. Je nach Wunsch ist der Plastikfaden zwischen 0,1 und 0,6 Millimeter dick. Damit am Ende auch ein dreidimensionaler Gegenstand entsteht, trägt der Drucker Faden für Faden übereinander auf. Parallel dazu senkt sich das Druckbett millimeterweise ab. So kann das Objekt wachsen.
Bis es fertig ist, dauert es je nach Größe wenige Minuten bis hin zu einigen Tagen: „Nutzt man die volle Größenkapazität, dauert es bis zu einer Woche“, sagt Steffen Gramsch. Er ist Produktdesigner bei SEs Solutions und ist zusammen mit einem Kollegen für die Bedienung des Riesendruckers zuständig. „Die meiste Arbeit erfolgt eigentlich am Computer“, sagt er. Den Rest erledigt der Drucker von selbst. Nur hin und wieder müssen er und seine Kollegen mit der Zange ran. Dann etwa, wenn Stützstrukturen entfernt werden müssen. Diese feinen Geflechte sind nötig, wenn ein Teil größere freischwebende Elemente enthält.
Weil das Gerät mit den eigenen Produkten derzeit noch nicht voll ausgelastet ist, druckt SEs Solutions inzwischen vereinzelt auch für andere, junge Unternehmen. Auch Zulieferer für die sächsische Automobilindustrie und Firmen aus der Verpackungsindustrie nutzen diese Möglichkeit. Was genau sie bauen lassen, dazu aber muss sich Firmenchef Serle-Johann Espig bedeckt halten: „Da es Prototypen sind, sind wir natürlich zur Geheimhaltung verpflichtet“, sagt er geheimnisvoll.