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Sachsens heißes Pflaster

Unter Sachsens Erde gibt es massenweise ungenutzte Energie. Wo die Wärme vorhanden ist, zeigtein neuer Geothermieatlas – Hausbesitzer aufgemerkt.

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Von Stephan Schön

Kräftig rot und orange leuchten die Farben dieser Sachsenkarte. Sie sieht ungewöhnlich aus. Dafür steckt allerdings mächtig viel Energie drin. Nicht direkt in der Karte, aber in den Regionen, die sie darstellt. Sachsens neuer Atlas der Geothermie zeigt, wo genügend Wärme vorhanden ist, sodass man sie gut nutzen könnte. Gestern hat das Umweltministerium die Erdwärmekarte im Internet freigeschaltet.

Fast unter jedem Grundstück ist ein Mini-Kraftwerk vorhanden. Nur angezapft wird es bisher viel zu selten. Dabei bieten sich manche Regionen ideal an, sagt Geoökologin Karina Hofmann vom Landesamt für Umwelt und Geologie. Ideale Bedingungen, so erklärt die Wissenschaftlerin, liegen im Erzgebirge mit seinen kristallinen Gesteinen. Die seien ideal wärmeleitend. „Günstiger geht es eigentlich nicht mehr.“ Und sie wirbt für die Nutzung dieser Wärmeenergie.

Wo genau die guten Stellen sind, das zeigt die neue Karte für jeden einsehbar. Bis vor die Haustür in den Garten lässt sich damit schauen. Oder exakter gesagt, sogar unter den Garten.

Eine Karte für Wärmesuchende

„Wir schaffen hier eine Übersicht im Wanderkartenmaßstab“, sagt die Geologin. So detailliert wie bisher bundesweit nirgends sollen die Fakten abrufbar sein. Großenhain, Riesa, Meißen, Flöha und Döbeln sind schon da. Als nächste kommen die sächsischen Ballungsräume hinzu. Alle restlichen Kartenblätter folgen online in den kommenden zwei Jahren, kündigt Karina Hofmann an. Was nun für jeden Häuslebauer mit ein paar Mausklicks sichtbar wird, ist die direkt für ihn nutzbare Energie in 70, 100 oder 150 Metern Tiefe. Alle 100 Meter steigt die Temperatur um etwa drei Grad. Dies reicht, um lauwarmes Wasser nach oben zu bringen und dann mithilfe von sogenannten Wärmepumpen weiter zu erhitzen. Oder im Sommer dann damit zu kühlen. Entscheidend für die Nutzung der Erde als Wärmequelle sind letztlich die Gesteinsarten im Untergrund und das dort fließende Grundwasser. Beides leitet letztlich immer wieder neue Wärme heran zu den Zapfstellen im Boden.

Das Erzgebirge einerseits, aber eben auch das Elbtal mit seinen wasserreichen Schichten seien geradezu ideal dafür, sagt Karina Hofmann. Auf 50 Meter genau können dies die Geologen nun vorhersagen.

Das gelingt nur, da die Geologen das gesammelte Wissen von rund 400000 Bohrungen der Vergangenheit dafür nutzen und auch die noch laufende hydrogeologische Kartierung des Landes. Aus diesen Fakten lassen sich die Prognosen zur möglichen Energienutzung aus der Erde so präzise gewinnen, wie sie nun der Geothermieatlas zeigt.