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Sachsens Imagefilm aus Radebeul

Erst der Werbefilm für die Lößnitzstadt, jetzt den fürs Land. Eine junge einheimische Firma überrascht mit neuem Tempo.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul/Dresden. Ein Reiter, der über eine schneebedeckte Landschaft prescht. Ein junges Mädchen, das sich seine Schlittschuhe schnürt, um übers Chemnitzer Trainingszentrum zu schweben. Skilangläufer im Erzgebirge. Ein Snowboarder im Flockenwirbel. Schnitt, Schnitt, Schnitt. Im Sekundentempo erlebt der Betrachter das Land Sachsen und seine Menschen im Winter.

Wilde Snowboard-Szenen mit Matteo Rüger im erzgebirgischen Mulda gedreht.
Wilde Snowboard-Szenen mit Matteo Rüger im erzgebirgischen Mulda gedreht. © Centre Films
Hat einen Teil der Luftaufnahmen gedreht: SZ-Fotograf Arvid Müller (vorn rechts).
Hat einen Teil der Luftaufnahmen gedreht: SZ-Fotograf Arvid Müller (vorn rechts). © Centre Films
Mariella Lange begleitet die Zuschauer durch den gesamten Film.
Mariella Lange begleitet die Zuschauer durch den gesamten Film. © Centre Films
Über die Erzgebirgsweiten preschen bei Grünhain-Beierfeld.
Über die Erzgebirgsweiten preschen bei Grünhain-Beierfeld. © Centre Films

Der neue Winterfilm für den Freistaat Sachsen steht unter dem Youtube-Video. „Öffne die Augen und dein Herz! Fühle, was dich bewegt! Und entdecke den Winter in Sachsen“, schreiben die Macher drunter. Das Mädchen auf den Schlittschuhen fällt aufs Eis, die Figur gelingt noch nicht. Sie jammert nicht, aufstehen, weitermachen.

„So geht sächsisch“, heißt die Kampagne, mit der die Landesregierung gute Stimmung für Sachsen verbreiten und Menschen hierher in den südöstlichen Zipfel der Bundesrepublik locken will.

„Videos schauen sich die meisten Leute auf dem Handy an. Keiner will mehr als drei Minuten sehen, sonst klickt er weiter“, sagt Martin Förster. Er und Eric Schmidt sind das Herz der Radebeuler Videoproduktionsfirma Centre Films. Sie haben den neuen Sachsen-Film zusammen mit Freunden aus dem Film- und Fotofach gedreht.

Ein 28- und ein 29-Jähriger. Wer die beiden finden will, bekommt eine Hinterhofadresse an der Meißner Straße genannt. Ein Firmenschild gibt es nicht – auch aus Sorge vor Langfingern. Die neuen Räume eines ehemaligen Gewerbebetriebes haben sie erst vor einigen Wochen angemietet. Die Stromkabel für den riesigen Bildschirm und die Schnittplätze am Computer selbst verlegt.

Immer wieder klingelt Martins Handy. Nachfragen von Interessenten, Absprachen mit Partnern für die Drehs. Und zwischendurch ein Blick auf den Daumen hoch bei Facebook. 1 600-mal Zustimmung in den ersten 24 Stunden. Martins Mundwinkel zieht es noch ein wenig mehr nach oben.

„Es war unser bisher aufwendigstes Projekt“, sagen die beiden zum neuen Sachsen-Winterfilm. In genau den sieben Tagen, an denen das Land im letzten Winter Schnee hatte, musste gedreht werden. Die Darsteller für den Streifen fanden die beiden auf unterschiedliche Weise. Durch Rumfragen – vom Skiladen mit Tipps nach Holzhau gekommen, einen Telemarkfahrer kennengelernt. Und auch ganz klassisch, die junge Eiskunstläuferin Mariella Lange mit einem Casting im Chemnitzer Trainingszentrum.

Zwei Minuten und 44 Sekunden Sachsen im Winter. Ein halbes Jahr haben Förster und Schmidt an dem Film geschnitten. Dreimal hätten sie dabei neue Strukturen gewählt. Kern ist immer die junge Eiskunstläuferin, die durch den Film führt.

Ähnlich dem Bild der jungen Frau, die durch Radebeul läuft, reitet und schwimmt sie im Imagefilm über die Lößnitzstadt. Das Video ziert den Internetauftritt Radebeuls seit etwa einem Jahr. In den höchsten Tönen wurden die beiden Filmemacher dafür gelobt. Und für neue Aufträge gebucht. Ein Video über die aus New York und London stammende Folk-Rock-Band Trouble Notes wird gerade fertig geschnitten. Für den Automobilzulieferer Schaeffler-Gruppe drehen die beiden ein 360-Grad-Video für eine Messe. Gute Arbeit für das Zwei-Mann-Team, das an sich immer wieder den Anspruch stellt, „anders als andere zu sein“.

Martin Förster: „Die Sequenzen müssen so gut sein und so rüberkommen, dass der Betrachter sagt: Das würde ich mir ausdrucken und als Poster an die Wand hängen.“ Förster kommt von der Fotografie und weiß, was das bedeutet. Schmidt hat eine Erzieherausbildung, „damit ich mich notfalls ernähren kann“. Aber die Filmerei war immer sein Wille.

Hohe Ansprüche an Qualität setzen sich die beiden. Lernen ständig Neues aus der Branche kennen. Und haben wenig Geld. Eine neue Kamera ist eins der nächsten Ziele. „Das fängt bei 50 000 Euro an“, sagt Eric Schmidt und seufzt. Man sieht den beiden an, dass sie ihre Einnahmen in sich selbst investieren. Ihr Persönlichstes ist ihre Videofirma Centre Film. Und auch noch der Film vom letzten Jahresurlaub. Eine Woche im Frühjahr in Schottland. Auf den mussten die Freunde in diesem Jahr ganz besonders lange warten. „Weihnachten wollen wir ihn geschnitten haben. Vorher war eben Sachsen dran.“