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Sachsens Krankenhäuser im Qualitäts-Check

Die AOK bewertet die Ergebnisse bei OPs von Hüfte bis Prostata. Doch nicht alle sind mit dem Verfahren einverstanden.

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Liegen sie erst einmal auf dem OP-Tisch, können Patienten nur noch vertrauen.
Liegen sie erst einmal auf dem OP-Tisch, können Patienten nur noch vertrauen. © dpa (Symbolfoto)

Von Katrin Saft

Wer zu einer planbaren Operation ins Krankenhaus muss, möchte vorher wissen, wo er gut aufgehoben ist. Zwar sind die Kliniken verpflichtet, Dutzende Leistungsparameter zu erfassen und in jährlichen Qualitätsberichten zu veröffentlichen. Doch für Laien sind diese kaum verständlich. Und ein Vergleich ist angesichts von 78 Krankenhäusern in Sachsen fast unmöglich.

Die AOK will deshalb Patienten mit einem Krankenhausnavigator im Internet die Orientierung erleichtern. Er listet nicht nur bundesweit Kliniken in einem wählbaren Umkreis auf, sondern bewertet für acht verschiedene Eingriffe auch die Behandlungsqualität – so zum Beispiel für den Einsatz künstlicher Knie- und Hüftgelenke, die Entfernung von Gallenblase und Blinddarm und für die Prostata-OP. Die Daten werden jährlich aktualisiert. Jetzt sind die neuen Ergebnisse online.

„Demnach gehören 40 Kliniken in Sachsen bei mindestens einem der acht Eingriffe zu den deutschlandweit besten 20 Prozent“, sagt AOK-Plus-Vorstand Rainer Striebel. „Vier Krankenhäuser schneiden im Bundesvergleich sogar bei vier oder mehr Eingriffen überdurchschnittlich gut ab.“ Dazu zählen zum wiederholten Mal die Oberlausitz-Kliniken in Bautzen, außerdem das Helios Vogtland-Klinikum Plauen, die Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck und die Sana Kliniken Leipziger Land.

Für die Bewertung hat das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen die verschlüsselten Abrechnungsdaten genutzt, die die Kliniken an die AOK liefern. Erfasst wurden in den acht Bereichen alle stationären Eingriffe zwischen 2014 und 2016 sowie eine einjährige Nachbeobachtungszeit. Zwar berücksichtigt das Verfahren ausschließlich AOK-Patienten. Doch das sind in Sachsen mehr als die Hälfte aller Versicherten. „Vorteil unserer Methode ist, dass Komplikationen bis zu einem Jahr nach dem stationären Eingriff mit einbezogen werden können“, sagt Striebel. Das sei gerade deshalb von Bedeutung, weil ein Großteil der Komplikationen erst nach den durchschnittlich 7,3 Tagen Krankenhausaufenthalt auftreten würden.

Ganz uneigennützig betreibt die AOK den Analyse-Aufwand nicht. Denn wenn Krankenhäuser mangelnde Qualität liefern, ist das nicht nur schlecht für Patienten, sondern auch teuer für die Kasse. Doch wie sich Qualität messen lässt, ist nach wie vor umstritten. Große Krankenhäuser wie die Unikliniken, die gehäuft Problemfälle behandeln, fühlen sich nach der AOK-Methode nicht gerecht bewertet, da bei ihnen naturgemäß mehr Komplikationen zu erwarten seien. „Wir fordern mehr Transparenz, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind“, sagt Professor Maria Eberlein-Gonska, Leiterin des Qualitätsmanagements an der Uniklinik Dresden. Die AOK indes beteuert, dass sie einen Risikoausgleich vornehme und den Kliniken Gespräche anbiete.

Die Krankenhausgesellschaft Sachsen kritisiert, dass der Navigator der Komplexität des Themas nicht gerecht wird. Denn damit die Daten für Patienten leicht verständlich sind, vereinfacht die AOK in der Darstellung. Die im bundesweiten Vergleich 20 Prozent besten Krankenhäuser markiert sie im Netz mit drei Lebensbäumen – analog dem Kassenlogo. 60 Prozent der Kliniken sind mit zwei Lebensbäumen „durchschnittlich“, und die 20 Prozent mit den niedrigsten Qualitätswerten bekommen einen Lebensbaum, der für „unterdurchschnittlich“ steht.

Zweifelsfrei jedoch zeigen die Daten laut AOK-Plus-Chef Striebel einen Zusammenhang zwischen hohen Fallzahlen und besseren Behandlungsergebnissen – so zum Beispiel bei den endoprothetischen Eingriffen an Knie und Hüfte sowie bei der Entfernung der Prostata bei Krebs. „Vor diesem Hintergrund ist eine flächendeckende Krankenhausversorgung in Sachsen zwar weiterhin von Bedeutung, allerdings muss nicht jedes Krankenhaus jede Leistung erbringen“, sagt er. Der neue Landeskrankenhausplan setze hier mit der Konzentration von Expertise in ausgewählten Zentren bereits einen richtigen Akzent. Striebel: „Für eine langfristig gute medizinische Qualität ist allerdings eine sektorübergreifende Betrachtung von ambulanter und stationärer Versorgung nötig.“

www.aok.de/krankenhausnavigator