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Sachsens Polizeidrohnen droht die Bruchlandung

Seit Anfang 2008 werden die Fluggeräte erfolglos getestet. Nun könnten die hohen Kosten das Projekt stoppen

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Von Gunnar Saft

Es sind Wunderwerke der Technik und sie sind teuer: ferngesteuerte Flugdrohnen, die mit Mini- Kameras bestückt sind.

Bereits seit Februar 2008 testet auch das Bundesland Sachsen zwei dieser Geräte auf ihre Tauglichkeit für Polizeieinsätze. Im günstigsten Fall sollen die Flugdrohnen künftig bei der Beobachtung von Menschenaufläufen helfen, Beweisfotos von Straftätern liefern oder im unwegsamen Gelände die Suche nach Personen oder Gegenständen erleichtern. Ein genau so ehrgeiziges wie bislang erfolgloses Projekt. Bis heute lieferten die High-Tech-Geräte kein einziges vor Gericht verwertbares Foto. Mittlerweile hat das zuständige Innenministerium das Pilotprojekt offiziell nur noch zu unverbindlichen Testflügen degradiert und sich damit von den einst ehrgeizigen Zielen losgesagt.

Bisher ganze 18 Einsätze

Der Grund: Statt für Erfolgsmeldungen sorgt das Projekt vielmehr für ständigen Ärger und Kritik. So dauerte es zunächst ein Vierteljahr, bis eine für zwölf Monate angemietete Flugdrohne erstmals unter Einsatzbedingungen aufsteigen konnte. Leihgebühren (76000 Euro) und die Anschaffung von Technik zur Auswertung der geplanten Luftaufnahmen (22000 Euro) hielten die Kosten dennoch extrem hoch. Später haderte man wiederum mit der Bedienung des komplizierten Fluggeräts – Abstürze und Zusammenstöße inklusive. Ans Aufgeben denkt der Freistaat trotzdem nicht, im Gegenteil. Mit dem Verweis, dass die bisher getestete Drohne zu leicht sei, wurde im vergangenen Jahr mit der MD 4-1000 ein schwereres Nachfolgemodell angeschafft. Für das werden seitdem jeden Monat 2380 Euro Leasinggebühren fällig. Aber auch hier sind die Ergebnisse eher mager. Auf Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Sabine Friedel musste die Staatsregierung jetzt einräumen, dass die beiden bisher getesteten Flugdrohnen lediglich 18-mal eingesetzt worden sind – während eines Zeitraums von mehr als zwei Jahren.

In ganzen zehn Fällen kamen die Drohnen letztlich bei Fußballspielen zum Einsatz. Dabei waren die Geräte eigens angeschafft worden, um der Polizei bei gewaltgefährdeten Sportereignissen eine bessere Übersicht zu verschaffen und so für mehr Sicherheit zu sorgen.

Ansonsten wurden die Fluggeräte meist nur bei unspektakulären Fällen getestet wie bei der Suche nach Cannabispflanzen in einem Maisfeld oder im Zusammenhang mit Einbrüchen in der Sächsischen Schweiz. Und das immerhin für Gesamtkosten, die Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) offiziell mit bisher 110800 Euro angibt.

Grüne: „Teurer Quatsch“

Der Abgeordnete Johannes Lichdi (Grüne) fordert, dass sich Minister Ulbig von diesem „Überwachungsspielzeug“ trennt. Die Erprobung habe nicht zu strafrechtlich verwertbaren Aufnahmen geführt. Der Wert für die Beweissicherung sei gleich Null. So einen „teuren Quatsch“ dürfe sich Sachsen nicht länger leisten, wettert Lichdi. Tatsächlich steht das Projekt längst auf der Kippe. Die anstehende Haushaltskürzung, so ist zu hören, dürfte das Aus für das Projekt Polizeidrohne bedeuten. Egal wie die noch bis September 2010 geplante Testphase ausfallen sollte.