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Triumph für Sagan, Schock für Zabel

Im vierten Anlauf schlägt der dreimalige Weltmeister zu und sprintet in Colmar zum Sieg. Für zwei deutsche Profis gibt es an diesem Tag schlechte Nachrichten. 

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Jubel schon vor der Ziellinie: Bora-Hansgrohe-Profi Peter Sagan ist in Colmar zum Etappensieg gesprintet.
Jubel schon vor der Ziellinie: Bora-Hansgrohe-Profi Peter Sagan ist in Colmar zum Etappensieg gesprintet. © David Stockman/BELGA/dpa

Von Emanuel Reinke

Colmar. Die Berg- und Talfahrt durch das Elsass gewonnen, das deutsche Team Bora-hansgrohe nahe der heimischen Grenze beglückt: Radsport-Rockstar Peter Sagan hat den Waffenstillstand der Gelb-Favoriten genutzt und am Vortag des ersten großen Tour-de-France-Showdowns einen hart umkämpften Etappensieg gefeiert.

Der dreimalige Weltmeister gewann am Mittwoch nach 175,5 km den Zielsprint des fünften Teilstücks in Colmar. Nach zuvor zwei missglückten Sprint-Anläufen war es Sagans erster Etappensieg bei der Tour 2019. "Man braucht Geduld, dann kommt auch der Sieg", sagte Sagan: "Die Tour ist für uns jetzt eine schöne Angelegenheit."

Insgesamt kommt der sechsmalige Gewinner des Grünen Trikots nun auf zwölf Tageserfolge. Am Mittwoch ließ er Wout van Aert (Niederlande/Jumbo-Visma) und Matteo Trentin (Italien/Mitchelton-Scott) hinter sich.

"Das ist richtig cool! Wir haben den ganzen Tag hart gearbeitet, Peter hat es dann vollendet. Das ist geil", sagte Sagans deutscher Teamkollege Emanuel Buchmann: "Jetzt haben wir einen Sieg, das ist sicher auch befreiend für das Team." Sagan hatte bei den bisherigen drei Einzeletappen die Plätze zwei, fünf und vier belegt.

Bester Deutscher auf dem anspruchsvollen Teilstück mit zwei Bergwertungen der zweiten Kategorie war der Kölner Nils Politt (Katusha-Alpecin) auf einem starken achten Platz.

Das Gelbe Trikot trägt weiter der Franzose Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step), der die Gesamtführung am Montag in Epernay übernommen hatte. Sagan, der in der Sprintvorbereitung auf die Hilfe des deutschen Shootingstars Maximilian Schachmann (Berlin) setzen konnte, baute derweil seine Führung in der Punktewertung aus. Der Etappensieg war eines der Ziele des Slowaken, der siebte Gewinn des Maillot vert ist sein Hauptanliegen. Bislang teilt sich Sagan die Rekordmarke mit dem früheren deutschen Top-Sprinter Erik Zabel.

Geburtstagsgrüße bei voller Fahrt

Für die Favoriten auf den Gesamtsieg war die Ausfahrt ins Elsass ein Warmfahren für das erste wirkliche Kräftemessen. Die 160,5 km lange sechste Etappe am Donnerstag hat es in sich: Auf dem Weg von Mülhausen zur Bergankunft in La Planche des Belles Filles stehen gleich sieben Anstiege auf dem Plan. Es ist die bislang härteste Etappe der diesjährigen Rundfahrt.

Am Mittwoch schlug das Feld von Beginn ein äußerst hohes Tempo an. Erst nach etwa 30 Minuten schafften vier Fahrer den Absprung, darunter auch der Belgier Tim Wellens (Lotto-Soudal) als Träger des Bergtrikots. Zuvor waren mehrere Fluchtversuche gescheitert, auch Politt hatte es vergeblich probiert.

Das Hauptfeld hielt das Quartett allerdings über Stunden an der kurzen Leine, so passierte im Rennen lange nicht allzu viel. Politts Teamkollege Rick Zabel (Unna) fand sogar die Zeit, um seiner Freundin Leonie zu gratulieren. Der 25-Jährige hielt bei voller Fahrt einen handgeschrieben Zettel in die Kamera eines Begleitmotorrads: "Happy Birthday, Leo", stand dort neben einem gemalten Herz geschrieben.

Erst an der Cote des Trois-Epis (2. Kategorie), dem dritten Anstieg des Tages, machten die Verfolger ernst. Der Rückstand wurde stetig geringer, immer mehr Fahrer verloren den Anschluss an das Hauptfeld. Der Lette Toms Skujins (Trek-Segafredo) wurde als letzter Ausreißer 22 km vor dem Ziel gestellt. Dann bereiteten sich Sagan und Co. auf den Zielsprint vor, den auch eine späte Attacke von Ex-Weltmeister Rui Costa (Portugal/UAE Team Emirates) nicht mehr verhinderte.

Auf den letzten Metern ließ Sagan nichts mehr anbrennen. 

Fahren die Tour wohl letztmalig für ihr Team Katusha-Alpecin:  Nils Politt (l) und Rick Zabel.
Fahren die Tour wohl letztmalig für ihr Team Katusha-Alpecin:  Nils Politt (l) und Rick Zabel. © dpa/Clara Margais

Schlechte Nachrichten gab es bereits vor dem Start für Nils Politt und Rick Zabel: Das deutsche Radsport-Duo steht vor einer ungewissen Zukunft. Ihr Team Katusha-Alpecin steht vor der Auflösung, Politt und Zabel dürfen sich ab sofort nach neuen Rennställen umsehen. Nach Informationen der französischen Sportzeitung "L'Equipe" wird die Mannschaft zum Saisonende aus dem Profi-Radsport verschwinden.

Teamsprecher Falk Nier wollte das Aus der Mannschaft auf dpa-Anfrage noch nicht bestätigen, ließ aber durchblicken: "Teamchef Jose Azevedo hat dem Personal und den Fahrern mitgeteilt, dass die Zukunft unsicher ist und sich in den nächsten Tagen entscheiden wird. Wer sich nach neuen Möglichkeiten umschauen will, kann dies tun." Beide hatten noch einen Vertrag bis 2020.  (sid, mit dpa)