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Sanierungs-Ruck für Meißen

Endlich wird das alte Eckhaus am Elbberg saniert. Doch ein Meißner Ehepaar hat noch viel mehr vor: ein mondänes Wohnquartier in Bahnhofsnähe.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Ein erstauntes Raunen, schnalzende Zungen, anerkennendes Kopfnicken. Das sind die Reaktionen, die das Gesehene bei den meisten der acht Mitglieder des Meißner Bauausschusses auslöst. Ihre Gefühlsregungen wirken auch ohne Worte und verdeutlichen: Was die Radebeuler Architekten Frank Mehnert und Dirk Georgi vom Team Architektur Tragwerk da in einer aufwendigen Power-Point-Präsentation vorführen, ist nicht alltäglich.

So wird das Wohnquartier von der Elbe aus aussehen. Ganz links das sanierte Eckhaus, im Vordergrund die Einfahrt zur Tiefgarage am Elbberg.
So wird das Wohnquartier von der Elbe aus aussehen. Ganz links das sanierte Eckhaus, im Vordergrund die Einfahrt zur Tiefgarage am Elbberg. © Visualisierung: Architektur Tragwerk

Als „Quantensprung für Meißen“, bezeichnet es gar der Stadtrat Oliver Morof (ULM/FDP) – und hat mit dieser Einschätzung wohl recht. Lächelnd nimmt auch der Meißner Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) Notiz von den Plänen der Architekten. Seit Jahren sucht er nach Lösungen für eine unansehnliche Ecke in bester Lage: Die Häuser zwischen der Bahnhofstraße 6 bis 11. Vor ziemlich genau drei Monaten hatte die SZ mit Bezug auf das verfallene Eckhaus am Elbberg gefragt: „Was passiert mit dir?“ Seit einigen Tagen kann diese Frage beantwortet werden. „Wir haben das Haus gekauft und planen es zu sanieren“, sagt die Meißner Immobilienverwalterin Christa Maier. Zusammen mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Andreas Maier, will sie das Haus in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wieder ansehnlich machen. Dabei sollen die Fassade erneuert, die Grundrisse der Räume im Inneren verändert werden. „Im zweiten und dritten Obergeschoss werden vier große Wohnungen zwischen 120 und 170 Quadratmetern entstehen“, sagt Christa Maier. Zum Kaufpreis für die Immobilie sagen weder ihr Mann noch sie etwas.

Gekauft haben die Maiers aber auch die Häuser Bahnhofstraße 9 und 11, letzteres erst Anfang April. Damit gehört der 54-Jährigen und ihrem vier Jahre älteren Mann nun gleich ein ganzes Häuserensemble. Diese Konstellation ermöglicht es den beiden, noch viel weiter zu gehen. Von dem Radebeuler Architektenteam, das sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen konnte, ließen sie sich deshalb ein komplett neues Wohnquartier mit vier Häusern entwerfen. Die drei bestehenden sollen nun saniert, die Lücke zwischen Hausnummer 6 und 9 durch einen Neubau geschlossen werden. Insgesamt sollen 28 neue Wohnungen, außerdem eine Tiefgarage mit 37 Stellplätzen und zwei Aufzüge entstehen. Die Bauanträge für die einzelnen Häuser sind oder werden noch gestellt, so Andreas Maier. Demnach könnten im Herbst die ersten Abbrucharbeiten beginnen. Das betrifft vor allem die Nebengelasse zur Elbe hin. „Darunter sind alte Werkshallen für den Schiffsbau und Lagerräume einer Apotheke, die bis 2005 auf der Bahnhofstraße 9 ansässig war“, so der Jurist. Ab dem Frühjahr 2018 sollen parallel die drei alten Häuser saniert und das Neue auf einer Fläche von 3 000 Quadratmetern gebaut werden.

„Im Erdgeschoss des Neubaus wird Platz für Gewerbe sein, im Ober- und Dachgeschoss planen wir acht Wohnungen zu je 130 Quadratmetern“, sagt Christa Maier. Die insgesamt sieben Wohnungen in den Häusern Bahnhofstraße 9 und 11 werden zwischen 80 und 150 Quadratmetern groß sein.

Keinen Hehl machen die Maiers aus dem voraussichtlich hohen Preisniveau für die Wohnungen. „Sozialbau macht unter diesen Bedingungen und in dieser Lage keinen Sinn. Die Nachfrage, besonders nach großen Wohnungen, ist auch im höheren Preissegment vorhanden“, meint Andreas Maier. Er und seine Frau sind die Bauherren. Sie verkaufen die Wohnungen als Eigentum an Kapitalanleger oder private Eigentümer. So wird aller Voraussicht nach der Fall eintreten, dass das Gros der Wohnungen verkauft ist, lange bevor der Häuserbau beendet ist. „Sollten Eigentümer, die von uns Wohnungen kaufen diese dann vermieten, haben wir nichts dagegen“, sagt Christa Maier. Sie schätzt, dass sich die Mietpreise um die acht Euro pro Quadratmeter bewegen werden.

Die unmittelbare Nähe zur Elbe wird den Preis der Wohnungen jedenfalls nicht drücken. „Die tiefste Stelle des Wohnquartiers wird ein eingeschossiges Gartenhaus zur Elbe hin sein. Selbst dieses liegt über einen Meter über der Hochwasserlinie HQ 100“, versichert Christa Maier. Dennoch könnten neue Mieter oder Eigentümer sparen. Denn die Gebäude befinden sich im Sanierungsgebiet Altstadt, weshalb Steuerzahler mit hohen Steuersätzen Sanierungskosten steuerlich geltend machen könnten. „Dahingehend sind Sonderabschreibungen möglich“, sagt Andreas Maier. Für nähere Erläuterungen für potenzielle Kunden stehe er bereit. Einen Namen hat das geplante Wohnensemble übrigens schon: Quartier am Elbschlösschen, benannt nach dem ehemaligen Ruderheim zwischen Eisenbahnbrücke und Elbberg.