Bischofswerda
Merken

Putzkauer holen ihre Schätze ans Licht

Die „Gute Stube“ im Putzkauer Herrenhaus wird für zwei Tage zum Dorfmuseum. Zur 675-Jahrfeier des Ortes stellen viele Bewohner Ausstellungsstücke bereit.

Von Ingolf Reinsch
 3 Min.
Teilen
Folgen
Jeanette Glebe von der Initiative Rittergut und Erhard Dietmar Lenz zeigen das Rittergutswappen aus der Putzkauer Kirche. Es hing an der Loge, die den Herrschaften im Gotteshaus vorbehalten war. Die Kirchgemeinde stellt das Wappen für die Ausstellung zur
Jeanette Glebe von der Initiative Rittergut und Erhard Dietmar Lenz zeigen das Rittergutswappen aus der Putzkauer Kirche. Es hing an der Loge, die den Herrschaften im Gotteshaus vorbehalten war. Die Kirchgemeinde stellt das Wappen für die Ausstellung zur © Steffen Unger

Putzkau. Die Glocke des ehemaligen Rittergutes in Putzkau, die sich jetzt auf dem Boden des Herrenhauses befindet, wird nur zu besonderen Anlässen angeschlagen. Im Jahr 2008 kehrte sie nach 50 Jahren in den Ort zurück. Die Odyssee der 1573 in Freiberg gegossenen Glocke hatte im Jahr 1958 begonnen, als sie vom Turm des Torhauses abgenommen und der Stadt Bischofswerda übereignet wurde. Die Glocke kam ins damalige Stadtmuseum. Eine Karteikarte aus dem Jahr 1961 verbucht den Zugang in den Museumsfundus. An diesem Wochenende ist die Karte als Leihabe der Stadt Bischofswerda in einer historischen Ausstellung im Putzkauer Herrenhaus zu sehen, die die Initiative Rittergut und der Chronist Erhard Dietmar Lenz gemeinsam gestalten.

Beitrag fürs Festjahr

Die Ausstellung ist der Beitrag der Initiative Rittergut im laufenden Festjahr „675 Jahre Putzkau“, sagt deren Vorsitzende Jeannette Glebe. Die „Gute Stube“ im Herrenhaus wird dafür für zwei Tage zum Ortsmuseum. 130 Positionen umfasst die Liste der Exponate, die Erhard Dietmar Lenz seit Beginn dieses Jahres zusammengetragen hat. Wobei sich hinter einer Position auch mehrere Ausstellungsstücke verbergen können. Vieles stammt aus seiner eigenen Sammlung. Hinzu kommen Leihgaben von zahlreichen Putzkauern, aber auch Institutionen, wie dem Landesamt für Archäologie und der Kirchgemeinde. Insgesamt 23 Leihgeber stellen Exponate zur Verfügung. Es war nicht schwer, die Putzkauer dafür zu gewinnen, ihre historischen Schätze zu zeigen, sagt Erhard Dietmar Lenz. Viele von ihnen hatte er schon vor einigen Jahren befragt, als er für seine Putzkauer Ortschronik recherchierte.

Webgewicht aus der Bronzezeit

Am Wochenende ist vieles zu sehen, was sonst im Verborgenen schlummert. Das älteste Ausstellungsstück ist ein Stein, der möglicherweise in der Bronzezeit als Webgewicht genutzt wurde. Erhard Dietmar Lenz fand ihn vor einigen Jahren in einem Kieshaufen und übergab ihn dem Landesamt für Archäologie. Das historisch wertvollste Stück der Ausstellung ist aus seiner Sicht das Quittungsbuch des Mittelmüllers, auch Hebermüller genannt. Es dokumentiert lückenlos alle Geschäfte der Mühle zwischen 1791 und 1899 – ein einmaliges Zeugnis der Wirtschaftsgeschichte. Sehenswert sind ebenso vier von zehn Prager Groschen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie wurden im Jahr 1914 bei Putzkau gefunden. Neben dem Mühlenbuch dokumentieren weitere Ausstellungsstücke das Landleben von einst. Etwa eine Getreidemetze, mit der bis 1920 gemessen wurde. Eine böhmische Metze beinhaltete rund sechs Liter. Auch ein Dielenbrett mit der Jahreszahl 1878 wird gezeigt. Es war versteckt unter dem Fußboden und wurde bei Sanierungsarbeiten in einem Haus an der Neukircher Straße gefunden. „Nachdem das Putzkauer Eisenbahnviadukt 1878 fertiggestellt war, suchten sich die Handwerker neue Arbeit, zum Beispiel in den Wohnhäusern“, sagt Erhard Dietmar Lenz. Es sind auch Geschichten wie diese, die die Exponate interessant machen.

Erinnerung an Kriegszeiten

Kanonenkugeln erinnern an Kriegszeiten. Ebenso eine Patronehülse vom April 1945, die Erhard Dietmar Lenz auf seinem Grundstück fand. Damals standen dort, am Sandberg, noch keine Häuser. Kurz vor Kriegsende gab es ein Gefecht.

Etliche historische Fotos und Postkarten, aber auch Gemälde runden die Ausstellung ab. Darunter ist ein Panoramabild aus dem Jahr 1850. Es zeigt Putzkau und seine Umgebung, wie man beides in der Natur nie sehen kann: mit Stiebitz- und Galgenberg, dem Hohen Hahn, dem Dahrener, Davids- und Valtenberg. Möglich wird die aufwendige Schau durch die Hilfe mehrerer Partner. Die Putzkauer Elektrofirma Israel stellt die Sicherungstechnik kostenlos bereit, der Museums- und Geschichtsverein sowie der Münzverein Bischofswerda stellen Vitrinen zur Verfügung.

Ausstellung im Herrenhaus Putzkau, Ottendorfer Straße. Geöffnet am 18. und 19. Mai jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.