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Schiedsrichter kehrt im Rollstuhl aufs Fußballfeld zurück

Robert Hubrich will nach seiner schweren Verletzung wieder so leben wie früher – so gut das möglich ist.

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Von Marcel Pochanke

Das Reich von Robert Hubrich ist 60 Meter lang und etwa einen Meter breit. Für die nächsten 50 Minuten wird der junge Mann im gelben Jersey diesen schmalen Streifen nicht verlassen. Auf der einen Seite des Streifens stehen Zuschauer, Betreuer und auch ein Kamerateam des MDR. Auf der anderen kämpfen die Nachwuchsfußballer aus Herrnhut und Bertsdorf im Kreis Görlitz um Punkte.

Seitdem Robert Hubrich bei einem Motorradunfall eine Querschnittslähmung erlitt, hat er viele Kämpfe zu bestehen und musste Lebensziele neu bestimmen. „Es geht erst einmal darum, wieder so leben zu lernen wie vorher.“ Ein kleines Ziel hat er nun erreicht: Er konnte seine Arbeit als Schiedsrichter wieder aufnehmen. Und ist damit der einzige in Sachsen, der vom Rollstuhl aus pfeift. „Meines Wissens sogar der einzige in Deutschland“, sagt Johann Stein, Präsident des Oberlausitzer Fußball-Verbands. Eine Sondergenehmigung und zwei erfolgreiche Tests waren dafür notwendig. Jetzt leitet Hubrich das Spiel von draußen, darf nur bei einer Spielunterbrechung aufs Feld. Unterstützt wird er von einem Assistenten mit Fahne auf der gegenüberliegenden Seite.

Vor dem Unfall war Hubrich einer der hoffnungsvollen jungen Schiedsrichter des Kreises, pfiff in der Bezirksklasse. Also hat er mit den etwa Zehnjährigen auf dem Platz keine Mühe. Ruhig rollt er die Linie entlang. Seine Entscheidungen sind sachlich und unaufgeregt. Am Ende gewinnt Herrnhut, Hubrichs Heimatverein, mit 1:0. Keine Entscheidung wurde kritisiert.

Demnächst auf Kunstrasen

Im Kinderbereich werden keine Schiedsrichter von außen angefordert, das wäre zu teuer. So wird Robert Hubrich vor allem auf dem heimischen Platz Spiele der E- und D-Junioren leiten. Ab der nächsten Altersklasse wird auf dem Großfeld gespielt. Hier stößt der Schiedsrichter im Rollstuhl an seine Grenzen. „Die Kinder zu pfeifen, ist für mich ausreichend. Es ist einfach wichtig, so etwas machen zu können“, sagt er. Und Herrnhut soll ab Herbst einen Kunstrasen bekommen, die Fördermittel dafür seien jetzt bestätigt worden, berichtet Johann Stein. Das käme auch Robert Hubrich entgegen, der auf einem vom Regen aufgeweichten Hartplatz nur schlecht fahren kann.