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Schiekel findet neue Azubis – in Vietnam

Um Facharbeiter zu bekommen, betreibt das Dohnaer Unternehmen großen Aufwand. Der soll sich für beide Seiten auszahlen.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Um Ilona Weidners Job beneiden sie viele. Ihr Chef Peter Schiekel schickte die Sozialpädagogin vor einiger Zeit nach Vietnam. Im Gepäck hatte sie etwas Außergewöhnliches: Edelstahlteile. Sie vermittelten eine konkrete Vorstellung von dem Betrieb, in dessen Auftrag sie in Asien nach Azubis suchte. Die Schiekel-Präzisionssysteme liefern ihren Kunden aufs Tausendstel genaue Produkte. Die Teile ermöglichten Ilona Weidner aber auch, sofort einen Eindruck vom technischen Verständnis der Kandidaten zu bekommen.

Die drei Vietnamesen, die jetzt mit einem deutschen Jugendlichen die Lehre zum Zerspanungsmechaniker begannen, haben zum Teil Abitur und ein Studium absolviert. „Daheim in Vietnam habe ich zwei Jahre darum gekämpft, in Deutschland einen Beruf erlernen und dann auch dort arbeiten zu können“, sagt Lam Phan. „Nun bin ich sehr froh, dass es geklappt hat. Es ist eine Ehre, hier tätig sein zu können.“

Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern hat das Schiekel-Unternehmen bereits. Vor Jahren machte der Betrieb mit Spaniern von sich reden. Weil Schiekel hier keine Mitarbeiter fand, ging er nach Spanien und investierte einiges. Eine seit Langem in Dresden wohnende Spanierin wurde engagiert, um Fragen von der Wohnung über die Sprache bis zu den vielen kleinen Wichtigkeiten im Alltag zu klären. Geholfen hat es nur bedingt. Inzwischen sind von den zehn Spaniern nur noch drei da, zu groß war das Heimweh.

Bei den Vietnamesen soll das anders werden. Sie sprechen zum Beispiel schon gut Deutsch. Die Spanier lernten es erst hier. Ilona Weidner nimmt das Trio vor allem im ersten Jahr unter ihre Fittiche. Sie hat langjährige Erfahrungen mit ausländischen Auszubildenden und Fachkräften. Und sie kümmert sich nicht nur um die Vietnamesen und erklärt ihnen das deutsche Leben, sondern organisiert auch interkulturelle Schulungen, um den deutschen Mitarbeitern etwas von der Lebenswelt ihrer neuen Kollegen zu vermitteln. Einer lernt die Asiaten gleich von Anfang an kennen: Sidney Gierth aus Rosenthal-Bielatal. Er ist der vierte neue Lehrling bei Schiekels.

Die kommenden dreieinhalb Jahre sollen gut investierte Zeit sein – für die vier jungen Leute und für Schiekel. Schließlich wird es immer schwerer, Facharbeiternachwuchs zu finden. Die drei Vietnamesen wollen nach ihrer Ausbildung im Unternehmen bleiben. Sie sehen hier ihre berufliche Zukunft, sagen sie.