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Schlacht um Basra tobt

Behindert von schweren Sandstürmen rückten die amerikanischen und britischen Truppen gestern weiter auf die irakische Hauptstadt Bagdad vor. Sie planen nun auch den Angriff auf Basra.

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Bagdad. Am sechsten Kriegstag standen alliierte Verbände nach Angaben des britischen Premierministers Tony Blair nur noch 90 Kilometer vor Bagdad. Die irakische Hauptstadt wurde in der Nacht zum Dienstag erneut massiv bombardiert. Ziel der Angriffe waren auch Stellungen der Republikanischen Garde, der Elitetruppe von Staatschef Saddam Hussein. Am Boden gab es schwere Gefechte zwischen irakischen und alliierten Soldaten. Beide Seiten meldeten Tote und Verletzte.

Die südirakische Großstadt Basra war am Morgen vom britischen Militär zum „legitimen Kriegsziel“ erklärt worden. Britische Truppen zerstörten in und um Basra nach eigenen Angaben 20 irakische Panzer. Die Stadt sei aus der Luft mit Laser-gesteuerten Bomben beschossen worden. Viele irakische Soldaten seien dabei getötet worden. Die BBC sprach von einer „Hauptschlacht“ des Krieges.

Am Abend meldete der britische Sender, dass es in Basra zu einem Aufstand gekommen sei. Teile der Bevölkerung hätten sich gegen die regierungstreuen Truppen erhoben. Die britischen Verbände, die Basra eingekreist haben, hätten zur Unterstützung des Aufstandes mit Artillerie auf die irakischen Truppen in der Stadt gefeuert. Sie planten, mit Panzern in die Stadt einzurücken, um einen Erfolg der Rebellion zu sichern. Iraks Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf wies die Berichte als falsch zurück.

Kriegsgipfel

in Camp David

US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf des Krieges zufrieden. Bush sagte, die Alliierten machten „stetige Fortschritte“. Auch wenn der Feind keine Regeln und Gesetze einhalte, stehe der Ausgang der Kämpfe fest, betonte Bush in Washington. Nach Ansicht Blairs verlief der Krieg bisher „genau nach Plan“. „Wir haben unheimlich viel erreicht“, sagte er in London. „Wir brauchen Zeit und Durchhaltevermögen.“ Blair will heute mit Bush auf dessen Landsitz Camp David die künftige Militärstrategie und Iraks Wiederaufbau erörtern.

Bush gab offiziell bekannt, dass er im Kongress fast 75 Milliarden Dollar (rund 70 Milliarden Euro) für den Krieg beantragen wird. Eingeschlossen seien Mittel für humanitäre Hilfe an die Bevölkerung.

Nach Angaben des irakischen Informationsministers wurden bei Luftangriffen und Kämpfen seit Montag 16 Zivilisten getötet. In der Umgebung von El Muthanna hätten die Iraker acht US-Soldaten getötet. Generalmajor Victor Renuart vom US-Zentralkommando erklärte in Katar, bei Kämpfen in der Umgebung von Nassirijah habe es Verluste auf Seiten der Koalition gegeben.

Im Südirak stockte der Vormarsch der Alliierten wegen heftiger Sandstürme. Helikopter hätten nicht starten können, die Sicht habe teilweise nur rund 50 Meter betragen. „Es ist ziemlich hässlich da draußen“, sagte ein Sprecher des US-Zentralkommandos. Ein CNN-Reporter, der sich mit Einheiten der 7. amerikanischen Kavalleriedivision auf dem Weg nach Bagdad befand, erklärte, die Panzereinheiten würden aus geringer Nähe mit Maschinengewehren beschossen.

Am späten Abend tobten südlich von Bagdad offenbar heftige Kämpfe. Wie CNN unter Berufung auf das Pentagon berichtete, handelt es sich möglicherweise um die bisher schwersten Bodengefechte. Zwischen 300 bis 500 Iraker könnten getötet worden sein.

Am Montagabend war die Fünf-Millionen-Metropole Bagdad erneut massiv aus der Luft bombardiert worden. Augenzeugen berichteten von heftigen Explosionen am westlichen und südlichen Stadtrand. Ziel war auch der internationale Flughafen von Bagdad. Auch aus der Stadt Mossul sowie aus der Umgebung der strategisch wichtigen Öl-Stadt Kirkuk im Nordirak wurden Bombenangriffe gemeldet.

Die Verhandlungen zwischen Washington und Ankara über die Entsendung türkischer Truppen in den Nordirak dauern an. Die Gespräche des US-Gesandten Salmay Chalilsad im türkischen Außenministerium brachten gestern kein greifbares Ergebnis. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, über die türkische Präsenz im Nordirak sei aber grundsätzlich Einvernehmen erzielt worden. (dpa/AP)