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Schlaganfall-Behandlung deutlich verbessert

Die Neurologie im Elblandklinikum Meißen hat kräftig ausgebaut und das ist auch nötig.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Was ist nur plötzlich mit dem Bein los? Es knickt weg, kann nicht belastet werden, scheint gelähmt zu sein. Und wenn der alte Herr etwas sagen will, fehlen ihm die Worte.

Dr. Martin Wolz leitet als Chefarzt die Neurologische Klinik, die auf Schlaganfälle, Parkinson und geriatrische Fälle spezialisiert ist.
Dr. Martin Wolz leitet als Chefarzt die Neurologische Klinik, die auf Schlaganfälle, Parkinson und geriatrische Fälle spezialisiert ist. © Elblandkliniken

Solche Symptome sind typisch für einen Schlaganfall. Entweder ist irgendwo ein Blutgefäß verstopft oder es gibt eine Blutung im Hirn. Jetzt zählt jede Minute, wenn nicht Sekunde. Mit Blaulicht und Sirene geht es ins Elblandklinikum Meißen, zentral in der Mitte des Landkreises gelegen.

Mit zehn Betten und vier Ärzten hat Chefarzt PD Dr. med. Martin Wolz hier vor fünf Jahren begonnen, die Klinik für Neurologie aufzubauen. Die sogenannte Stroke-Unit, eine Spezialstation für Schlaganfälle, bildet das Herzstück. Mittlerweile ist die Klinik insgesamt auf über 60 Betten mit einem Team von etwa 18 Ärzten angewachsen. Über 2 500 stationäre Behandlungsfälle werden alljährlich am Standort gezählt. „Das ist eine Erfolgsgeschichte, die hier geschrieben wird“, sagt der Geschäftsführer der Elblandkliniken Frank Ohi.

Positive Effekte hat das vor allem für Patienten im Landkreis. Die Qualität der Behandlung wurde seit 2012 deutlich gesteigert. Ablesen lässt sich das unter anderem an dem um mehr als zwei Prozentpunkte verbesserten Qualitätsindex der Initiative Qualitätsmedizin im Vergleich der Jahre 2012 zu 2016 in Bezug auf die Anzahl der Todesrate bei Schlaganfällen. Hier liegt die Meißner Klinik mittlerweile deutlich unter dem erwarteten Referenzwert.

Die Ursachen für den Qualitätsanstieg sind vielfältig. Eine wichtige Grundlage bildet die hohe Kompetenz im Ärzteteam, die sich auch in der Mitgliedschaft der Klinik im sogenannten SOS-Netz ausdrückt, welches auf Schlaganfälle spezialisierte Kliniken in Ostsachsen vereint. Mit der Universitätsklinik in Dresden besteht eine enge Kooperation.

Um keine Zeit zu verlieren, ist der Ablauf in der Stroke Unit standardisiert und eingeübt. Kommt der Patient an, wird umgehend eine Computertomografie des Schädels durchgeführt. Die hirnversorgenden Gefäße werden mit einem Kontrastmittel oder mittels Ultraschall dargestellt, meist wird mit dem MRT noch ein weiteres Schnittbild des Gehirns angefertigt. Im Idealfall kann das Blutgerinnsel im Kopf mit einer speziellen Therapie aufgelöst werden. „Wir leisten uns in Meißen einen hohen personellen, technischen und räumlichen Aufwand, den nicht viele Häuser vorhalten“, sagt PD Dr. Martin Wolz.

Für ein aktuelles Beispiel verweist er darauf, dass erst kürzlich mit Fördergeldern ein zweiter Computertomograph angeschafft wurde. Als weitere Besonderheit zeichnet die Elblandkliniken die Möglichkeit einer nahtlosen Anschlussbehandlung in der auf neurologische Fälle spezialisierten Reha-Klinik in Großenhain aus. Deren Chefarzt, PD Dr. Imanuel Dzialowski arbeitete seit mehreren Jahren in der neurologischen Klinik in Meißen und ist dort auch noch weiterhin tätig.

„Dadurch kennt er die Patienten bereits und kann individuell, und ohne Zeitverzug die passenden Behandlungsmethoden fortsetzen“, sagt Chefarzt Wolz. Ambulant können sich die Patienten später in der ebenfalls in Großenhain angesiedelten neurologischen Praxis von Dr. med. Irena Hochstetter behandeln lassen. Über die Elblandkliniken Polikliniken GmbH gehört auch diese zum kommunalen Gesundheitskonzern.

Als zweites und drittes Standbein neben dem Schwerpunkt Schlaganfall hat sich die Meißner Neurologie in den letzten fünf Jahren auf Parkinson und geriatrische Fälle spezialisiert. „Bei Parkinson-Patienten haben wir mittlerweile ein Einzugsgebiet, welches bis weit über den Landkreis hinausreicht“, sagt Martin Wolz. Die Elblandkliniken gehören seinen Angaben zufolge zum bundesweit agierenden Kompetenznetzwerk Parkinson und können Expertisen vorweisen, die nicht zum allgemeinen Standard gehören. Ähnlich trifft dies auf die geriatrische Station zu, wo besonders die geriatrische Spezialisierung von Dr. Wolz gefragt ist.

Klinik-Chef Ohi sieht den Ausbau und die Konzentration auf die Neurologie in Meißen als eine Antwort, auf die immer älter werdende Einwohnerschaft des Kreises. „Wir decken hier ganz zentral und aus einer Hand ein immer wichtiger werdendes Behandlungsspektrum ab“, sagt er. Das habe sich mittlerweile bis in den Dresdner Landtag herumgesprochen, wo PD Dr. Wolz jüngst als Experte für eben diesen Bereich gehört wurde.