Von Cornelia Mai
An so ein schlechtes Apfeljahr kann sich Karla Kitsche von der gleichnamigen Fruchtsaftkelterei aus Lauba (Kekila) nicht erinnern. „Wir sind jetzt in unserer 25.Saison“, sagt sie. 80 Prozent ihres Umsatzes macht die Kekila mit Lohnmosterei. Doch fehlen dafür in diesem Jahr die Früchte. Schon bei den Sauerkirschen haben die Kunden dieses Jahr nur etwa zehn Prozent der Menge zum Saften gebracht wie zum Vergleich der Vorjahre. Bei den Äpfeln sieht es bis jetzt sogar noch trüber aus. Seit dem 1. September werden diese zum Mosten angenommen. Statt der sonst im Vergleichszeitraum erhaltenen 78Tonnen seien es diesmal nur sieben gewesen, erzählt die Laubaerin. Die Mostereien in Ebersbach und Neugersdorf haben dasselbe Problem. Bei Linkes wird derzeit ausschließlich Aronia gepresst. Gunter Mitschke in Ebersbach hofft noch auf Birnen, Holunder und Quitten.
Warum fällt die Apfelernte dieses Jahr so schlecht aus?
Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht als Ursache die starken Wetterextreme. Einem zu kalten und nassen Frühjahr mit verzögertem Wachstum sei ein zu heißer und zu trockener Juli gefolgt. Deshalb wird bei der Obsternte mit Ernteeinbrüchen von zehn bis 15Prozent gerechnet. Allerdings scheint der Einbruch im Altkreis Löbau-Zittau noch extremer auszufallen. Zwar gibt es hier keine großen Obstbauern. Doch sind sich Keltereien wie Kleingärtner einig: So ein schlechtes Obstjahr habe es überhaupt noch nie gegeben. Das sagt auch Klaus Heerwald aus Löbau. Er beschäftigt sich seit den 60er Jahren mit dem Obstanbau. Zur Hauptblüte- und -befruchtungszeit hätten wegen der Kälte und der Nässe die Bienen und anderen Insekten gefehlt. Selbst das Laub habe sich nicht richtig entwickeln können, sei verkrüppelt gewesen und zeitig abgefallen, erzählt der Kleingärtner. Bei Sauerkirschen und Pfirsichen hatte ein starker Pilzbefall die Früchte geschädigt.
Was kann man gegen solche Ernteeinbrüche tun?
Nicht sehr viel, wie Klaus Heerwald weiß: „Bei derartigem Extremwetter hilft sich die Natur nunmal nicht selbst“, sagt er. Allerdings gäbe es seit diesem Jahr ein sehr wirkungsvolles Breitbandfungizid, das gegen alle möglichen Pilzkrankheiten hilft, die durch die Nässe verstärkt aufgetreten sind.
Müssen die Mostereien nun Leute entlassen?
Gunter Mitschke in Ebersbach hofft, dass er seine zwei Mitarbeiter trotz des schlechten Apfeljahres weiter beschäftigen kann. Es gäbe sehr gute Jahre mit einer Obstschwemme wie 2000 und dann eben auch schlechte Jahre: „Damit muss man leben“, sagt er. „Vielleicht bücken sich ja noch ein paar Leute nach Fallobst, das es auch am Straßenrand gibt“, empfiehlt er. Karla Kitsche aus Lauba hofft noch auf die späten Apfelsorten.
Wo finden die Verbraucher trotzdem heimisches Obst?
Auf sächsische Äpfel müssen die Kunden trotzdem nicht verzichten. So wird es zum Beispiel zum Kemnitzer Oktoberfest einen Ostsächsischen Apfelmarkt geben. Mitorganisator Thomas Kneschke hat dafür den Meißner Obstgarten Geisler gewinnen können, der zum Markt am 3. Oktober eine Tonne frisch gepflückte knackige Herbstäpfel mitbringen wird. „Bei Bedarf“, so verspricht Thomas Kneschke, würden die Meißner auch noch einmal mit einer Ladung Äpfel zum Familienfest am 10. Oktober kommen.