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Schlecker-Bande schlägt in Großröhrsdorf zu

Die kleine Filiale an der Mühlstraße ist zum zweiten Mal das Ziel eines Überfalls.

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Reiner Hanke

Bereits zum zweitenmal innerhalb eines Jahres war vorgestern der Schlecker Drogeriemarkt in Großröhrsdorf auf der Mühlstraße Ziel eines Raubüberfalles. Gegen 18.30, kurz vor Ladenschluss, betraten die zwei dunkel gekleideten Täter das Geschäft und bedrohten die Angestellten laut Polizei mit einem pistolenähnlichen Gegenstand. „Plötzlich standen sie mit einer Pistole hinter mir, wollten die Einnahmen aus der Kasse und den Tresorinhalt“, berichtet die stellvertretende Filialleiterin Kerstin Graff. Ihre Kollegin habe die ganze Zeit mit dem Gesicht zur Wand im Sanitärraum ausharren müssen. Kunden waren nicht im Geschäft.

Mit buntem Beutel geflüchtet

Das Geld stopften die Täter in einen bunten Stoffbeutel, bevor sie flüchteten. Mehrere 1000 Euro sollen die Gangster diesmal nach Polizeiangaben erbeutet haben. Ein beherzter Nachbar habe mit dem Auto sogar die Verfolgung aufgenommen. Die Täter waren aber schon abgetaucht. Auch von der Polizei wurden sie an dem Abend nicht mehr aufgespürt, obwohl die Beamten mit einem Großaufgebot zum Tatort eilten. Sogar ein Hubschrauber kreiste über der Stadt und ein Fährtenhund war im Einsatz, um die Spur der Täter aufzunehmen, teilte die Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien gestern mit.

Die Serie der Überfälle auf Filialen des Drogerie-Discounters reißt nicht ab. Inzwischen hat sich Sachsens Landeskriminalamt (LKA) eingeschaltet und ermittelt auch im Großröhrsdorfer Fall. Erst Anfang der Woche schlug die Schleckerbande in Waldheim bei Döbeln zu. Mit diesen beiden Fällen hat die Sonder-Ermittlungsgruppe beim LKA nun sachsenweit 55 Schlecker-Überfälle seit Beginn der Raubserie im Vorjahr auf dem Tisch. Täter gelang es der Soko Schlecker bisher nicht zu überführen. Alle diese Straftaten ähnelten sich in der Art und Weise, wie sie begangen wurden und seien den selben Tätern oder der Tätergruppe zuzuordnen, schätzt LKA-Pressesprecherin Christin Gerull ein.

Die Gewerkschaft Verdi fordere unterdessen schon seit Jahren Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in den bundesweit knapp 11000 Schlecker-Filialen. Das sei auch in Sachsen dringender den je nötig, sagt Sonja Zimmer, stellvertretende Geschäftsführerin von Verdi Ostsachsen in Bautzen. Die Gewerkschaft setze derzeit alles daran, Sicherheitsfragen in den Tarifverträgen mehr Gewicht zu verschaffen. Außerdem kritisiert Verdi die schmale Besetzung der Schlecker -Märkte als Sicherheitsrisiko.

Es sei fürchterlich, dass die Großröhrsdorfer Filiale nun schon zum zweiten Mal überfallen wurde, sagt Verkäuferin Kerstin Graff und schüttelt den Kopf über die Dreistigkeit der Täter. Körperlich verletzt wurde laut Polizei niemand dabei.

Aber oft heilen seelische Wunden viel schwerer. Jene Kollegin, die den Überfall im Vorjahr miterleben musste, habe heute noch Probleme und leide unter Schlaflosigkeit. „Wie soll das nur weitergehen?“ fragen sich die Schlecker-Mitarbeiterinnen. Die Angst vor einem weiteren Überfall schwingt in den Worten mit.