Von Stefan Lehmann
Riesa. Sie brachten ihren Kunden per Zug nach Dresden und von dort mit dem Auto nach Riesa: Der Weg, den die Riesaer Schleuserbande nutzte, lässt sich anhand der Gerichtsprotokolle nachvollziehen. Dass sich die Männer ausgerechnet eine sächsische Kleinstadt als Zwischenstopp aussuchten, erscheint zunächst eher ungewöhnlich. Denn die meisten Illegalen passieren die Grenze weiter im Süden, sagt Bernd Förster, Sprecher der Bundespolizei in Pirna: „Mit Blick auf die Bundeslage bleiben die Grenzen zwischen Deutschland und Bayern ein absoluter Schwerpunkt.“
Allerdings würden auch in Sachsen immer wieder Schleusungen festgestellt. Und vor diesem Hintergrund ist der Riesaer Fall wiederum sehr typisch, wie es scheint. „Die nach Sachsen führenden Hauptverkehrswege sind erfahrungsgemäß auch die Hauptmigrationsrouten“, erklärt Bernd Förster. Insbesondere die A 4 bei Ludwigsdorf und die A 17 bei Breitenau seien beliebte Transitpunkte. Insbesondere auf der A 4 habe die Bundespolizei in den vergangenen Wochen mehrere Schleuser erwischt. „Gerade mit Blick auf Dresden kommt es auch dazu, dass Migranten mit Fahrzeugen, also Pkw und Transporter, nach Deutschland geschleust werden und an Bahnhöfen abgesetzt werden.“ In Sachsen spiele außerdem die Zugverbindung von Prag nach Dresden eine wichtige Rolle. Auf diesem Weg hatten auch die Riesaer Schleuser ihren Kunden von Wien aus ins Land gebracht.
Generell verzeichnet die Bundespolizei für Sachsen in diesem Jahr bisher weniger Schleusungen als im ersten Halbjahr 2015. Die Zahl der Fälle sei um etwa 50 Prozent zurückgegangen, so Förster. Erfolgreichstes Mittel gegen Schleuserbanden sei immer noch die internationale Vernetzung – und vor allem: die Schleierfahndung. Auch die drei Schleuser im Riesaer Fall wurde mehrmals von Polizeibeamten ertappt, als sie illegale Einwanderer in ihrem Auto transportierten. Da wussten sie nicht, dass die Hamburger Polizei sie ohnehin schon längst auf dem Schirm hatte: Ihre Handys wurden überwacht. Am 3. Dezember erfolgte schließlich in mehreren Städten zeitgleich der Zugriff. Am vergangenen Donnerstag sind die drei Iraker am Landgericht Hamburg zu Haftstrafen verurteilt worden, die zur Bewährung ausgesetzt wurden.