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Schlimme Notlüge nach dem Sex

Eine junge Mutter erfindet eine Vergewaltigung, um einen Seitensprung zu vertuschen. Das hat gravierende Folgen.

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© dpa

Von Yvonne Popp

Freital. Die Angeklagte ist völlig verzweifelt. Wenn sie könnte, so sagt sie am Amtsgericht in Dippoldiswalde, würde sie sofort alles rückgängig machen. „Ich habe damals gar nicht nachgedacht. Ich wollte einfach nur meine Familie retten“, sagt die 26-Jährige unter Tränen. Doch ihre Notlüge hat die Situation nicht besser gemacht. Im Gegenteil.

Was war passiert? Im Herbst 2016 ließ sich die junge Frau mit einem anderen Mann ein. „Es gab zu der Zeit Probleme mit meinem Partner“, erzählt sie. Oft habe es Streit gegeben, auch am 12. November 2016. Nachdem ihr Lebensgefährte nach dem heftigen Wortwechsel die gemeinsame Freitaler Wohnung verlassen hatte, war die 26-Jährige zu einem Freund gefahren. Kennengelernt hatte sie ihn während einer berufsbildenden Maßnahme. Bei diesem Mann bekam sie nun die Liebe und Aufmerksamkeit, die sie bis dahin so vermisst hatte. Die zweifache Mutter räumt ein, sich zu ihm hingezogen gefühlt zu haben.

Es kam, wie es kommen musste. Sie schliefen miteinander. Auch Zukunftspläne wurden geschmiedet. Doch am nächsten Morgen beschlichen die junge Frau Zweifel. Zurück in Freital, schrieb sie ihrer Bekanntschaft, dass sie es sich anders überlegt habe und nun doch lieber bei ihrem Lebensgefährten bleiben wolle. Der Mann aus Dippoldiswalde reagierte darauf aber sehr verärgert. Via WhatsApp teilte er dem Partner der Angeklagten mit, was in der Nacht zuvor geschehen war.

Weil ihr Partner darauf sehr wütend reagierte, die sofortige Trennung und auch das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn forderte, behauptete die junge Frau schließlich, dass der Geschlechtsverkehr nicht einvernehmlich stattgefunden habe. Dazu sagt sie heute: „Ich habe mich so unter Druck gesetzt gefühlt, dass ich mir nicht anders zu helfen wusste“, gibt sie zu.

Ihr Lebensgefährte glaubte ihr und rief die Polizei. Den Beamten gegenüber blieb die Deutsche ebenfalls dabei, vergewaltigt worden zu sein. Weder im Krankenhaus bei der rechtsmedizinischen Untersuchung, noch als ihr angeblicher Vergewaltiger kurz darauf verhaftet wurde, stellte sie die Dinge richtig.

Einige Stunden Untersuchungshaft

Von Anfang an aber habe es Ungereimtheiten in diesem Fall gegeben, erklärt die leitende Ermittlerin in Dippoldiswalde. Deshalb sei der Beschuldigte, der sich sehr gegen die Vorwürfe zur Wehr gesetzt hatte, schon nach wenigen Stunden wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Klarheit hatte schließlich die Auswertung der Mobiltelefone aller Beteiligten gebracht. Die Chat-Verläufe zeigten, dass sich die Angeklagte und der Mann aus Dippoldiswalde sehr nahe gestanden hatten. Nichts in den Nachrichten, die sie sich beide auch nach der gemeinsamen Nacht noch geschickt hatten, ließen darauf schließen, dass der jungen Mutter Gewalt angetan worden wäre. Mit diesen Fakten konfrontiert, sei die Angeklagte während einer erneuten Vernehmung im März 2017 zusammengebrochen und habe alles zugegeben, berichtet die Beamtin in der Gerichtsverhandlung.

Dass die Polizei so schnell und gründlich gearbeitet hatte, war für den zu Unrecht beschuldigten Mann ein großes Glück. Unter Umständen hätte er sonst womöglich lange Zeit in Untersuchungshaft gesessen. Auch handelt es sich bei einer Vergewaltigung um ein schwerwiegendes Verbrechen. Allein der Verdacht sei belastend und habe Folgen, macht die Richterin der Angeklagten klar. Wegen falscher Verdächtigung muss die Deutsche, die sich aktuell in Ausbildung befindet, nun 1 800 Euro Strafe zahlen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.