Schlimmste Borkenkäfer-Plage in Sachsen

Tharandt. Verheerende Mischung: Stürme, Dürre und Hitze haben eine extreme Borkenkäferplage in Sachsens Wäldern befördert. "Wir sehen die stärkste Massenvermehrung mindestens seit Ende des Zweiten Weltkrieges", sagt der Professor für Waldschutz an der TU Dresden, Michael Müller, vor einer Fachtagung zur aktuellen Lage der Deutschen Presse-Agentur. Das Trockenjahr 2018 habe die Population beim Großen Buchdrucker, der Fichten befällt, explodieren lassen. "Abhängig von Temperatur und Tageslänge konnte er drei statt normalerweise zwei Generationen hervorbringen." Das seien statt 1000 Nachkommen pro Elternpaar im Jahr 20 000 und mehr.
Akut betroffen sind laut Müller die Fichtenwälder: "Die Bäume sind empfindlicher als normal." Dafür hätten die Herbststürme im Wechsel mit Dürre und Schneebruch sowie der Trockenstress durch die Dürre 2018 gesorgt. "Der Sommer ging von April an durch, der übliche Wechsel mit Niederschlägen und Austrieb im Juni fiel vollkommen aus", sagt der Wissenschaftler. "Ein vitaler Baum könnte von diesen Käfern gar nicht besiedelt werden, der würde sie abwehren und im Harz ersticken."
Vorgeschädigte Bäume indes werden massenhaft besiedelt. "Die Insekten fressen zwischen Rinde und Holz und zerfressen damit die Lebensschichten des Baumes." Der Große Buchdrucker, ein die Fichte liebender Borkenkäfer, sei dafür besonders prädestiniert. "Wir erwarten aber auch entsprechende Folgen bei Kiefer, Eiche und Rotbuche." Dort seien es wiederum andere Borkenkäferarten.
Laut der staatlichen Forstverwaltung summiert sich die Menge an Schadholz auf fast zwei Millionen Kubikmeter. "Die betroffenen Bäume müssen so schnell wie möglich aufgearbeitet und verarbeitet und aus dem Wald geschafft werden, damit Insekten, die sie schon besiedeln, nicht rauskommen", sagt Müller. Weitere Optionen: beregnen, ganz im Wasser oder so lagern, dass die Insekten nicht zurückfliegen können - oder die Behandlung mit Insektiziden als letzte Option. "Das sind zugelassene Mittel und es gibt strenge Vorschriften", so Müller.
Sonst könne nicht mehr getan werden als hoffen, "dass es gut regnet und nicht so eine Dürre kommt wie im letzten Jahr". Dann könnten sich bisher nicht vom Borkenkäfer befallene Bäume vom Dürrestress erholen. Zudem müssten das Schadholz in den Wäldern kontrolliert und frisch befallene Bäume möglichst schnell entnommen werden. Das sei eine Sysyphusarbeit, aber enorm wichtig. "Es hängt von diesem Jahr ab, wie es weitergeht und ob es schlimmer wird." Laut Müller ist der Borkenkäfer früher dran als sonst. "Normalerweise schwärmen sie erst Anfang Mai." (dpa)