Von Holger Gutte
Hainewalde. Schon bald könnte es für den Erhalt des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde mit dem Aufsetzen der Turmhaube ein weithin sichtbares Zeichen geben. Um das setzen zu können, ist sogar Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Sonntagnachmittag extra nach Hainewalde gekommen. Er überbrachte Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (SPD) einen Scheck für das barocke Gebäudeensemble. Als Co-Finanzierung zu einer Förderung vom Bund will der Freistaat damit seinen Beitrag für den Erhalt des Baudenkmals leisten.
330 000 Euro gibt es dafür jetzt vom Land Sachsen, 393 150 Euro vom Bund, reichlich 21 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und etwa 55 000 Euro hat der Förderverein zur Erhaltung des Baudenkmals über Sponsoren, Spenden und Veranstaltungen aufgebracht. Damit sind auch die nötigen Eigenmittel, die Großschönau als Eigentümer des Schlosses bereitstellen muss, vorhanden. Für die insgesamt 800 000 Euro soll nun die Turmhaube nach historischem Vorbild aufgebaut und aufgesetzt werden. Mit der Turmhaube auf dem Schloss wäre die Silhouette des Gebäudeensembles wieder komplett.
Das Geld reicht auch für einen Großteil der Arbeiten am Nord- und Südportal. Der seit Jahrzehnten nicht mehr begehbare Nordanbau des Schlosses mit seinem imposanten Eingang auf der Allee-Seite soll wieder nutzbar gemacht werden. Und auch die kaputten Fenster werden in diesem Gebäudebereich unter anderem wieder aufgearbeitet beziehungsweise erneuert. Das gilt natürlich auch für die große, schwere Eingangstür des Nordportals. Geplant sind hier ebenso Arbeiten an der Fassade. Putz und Zierelemente werden nach historischem Vorbild wieder restauriert. Dabei wird nur lockerer Putz abgehackt. Zudem sollen die Notvariante mit dem längst kaputten Wellblechdach bald Geschichte sein und Arbeiten an den Gauben und der Dachentwässerung erfolgen. Vorgesehen sind ebenso Sanierungsarbeiten an der Südseite der Fassade des runden Turmteiles, den man vom Park aus sieht. Von beiden Seiten kann man dann am Mittelportal sehen, wie das gesamte Ensemble mal aussehen wird, schilderte Ministerpräsident Michael Kretschmer.
„So eine Anlage gibt es im gesamten Osten Deutschlands kein zweites Mal. Deshalb ist sie auch als sächsisches Versailles bezeichnet worden“, sagt er. Michael Kretschmer betonte, wie wichtig es ist, solche historischen Gebäude zu erhalten. „Denkmalschutz ist wie schwanger sein. Entweder ist man es oder nicht“, sagt er. Realistisch ist vor 2019 aber noch nicht mit den Arbeiten zu rechnen, schilderte Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker. Die Gemeinde ist Eigentümer des Baudenkmales und kümmert sich um die Umsetzung der Projekte.
Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Fördervereins zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses, Jan Zimmermann, führte Frank Peuker am Sonntagnachmittag die zahlreichen Gäste durch das Gebäude. Zu ihnen gehörten auch Landrat Bernd Lange (CDU), Hainewaldes Bürgermeister Jürgen Walther (parteilos) und mit Dietrich von Kyaw ein Nachfahre der einstigen Schlossherren. Sie alle wurden musikalisch von den Oberländer Blasmusikanten begrüßt. „Sie haben uns kurzfristig binnen einer Woche zugesagt“, berichtet Jan Zimmermann. Und der Verein ist auch mit einem Sponsor im Gespräch, der noch einen i-Punkt auf die Turmhaube setzen könnte. Dabei geht es um die Vergoldung der Turmhaubenspitze, der Wetterfahne und des Knaufes. Die alte Wetterfahne hatte Jan Zimmermann vor vielen Jahren aus dem Schutt gezogen und aufbewahrt. Aber auch sie muss nachgebaut werden.