Von Thomas Drendel
In Wachau gehen mysteriöse Dinge vor sich: Da parken große Limousinen vor dem Gemeindeamt. Öffentliche Sitzungen des Gemeinderates beginnen erst um 20 Uhr. Davor tagt das Gremium stundenlang hinter verschlossenen Türen. Top Secret. Nichts drang nach außen.
Jetzt ist der Grund für die Geheimhaltung klar. Wachau bereitet den Verkauf des Barockschlosses vor. Das bestätigt der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). „Es gibt etliche Interessenten für das Schloss“, sagt er. In mehreren Sitzungen haben sie ihre Ideen dem Gemeinderat vorgestellt. Deshalb fand beispielsweise in der vergangenen Woche diese unübliche Gemeinderatssitzung statt, erst der interne Teil, dann der öffentliche.“ Nach Angaben des Bürgermeisters soll es noch eine weitere Präsentationsrunde geben. Über die Konzepte der Bewerber will er noch nichts verraten. „Es sind aus meiner Sicht sehr tragfähige Ideen dabei.“ Veit Künzelmann geht davon aus, dass diesmal der Verkauf gelingt. „Ich bin da sehr optimistisch.“ Noch in diesem Jahr, voraussichtlich im November soll der Gemeinderat über den Verkauf entscheiden.
Es muss viel investiert werden
Nach Angaben des Bürgermeisters kommt es bei den Vertragsverhandlungen neben der Tragfähigkeit des Konzeptes auf die Sicherheiten an, die der neue Besitzer bietet. „Wir wissen alle, dass in das Schloss große Summen investiert werden müssen. Der Käufer muss also eine entsprechende Bonität vorweisen.“ Dann soll im Vertrag verbindlich vereinbart werden, dass innerhalb einer bestimmten Zeit die Sanierung erfolgen muss und das Schloss nicht noch weiter verfällt. Eine Rückfallklausel für den Fall der Nichterfüllung könnte ebenfalls in den Vertrag eingebaut werden. Damit will die Gemeinde Fehler vermeiden, die vor Jahren schon einmal gemacht wurden. 2002 wurde das Schloss an den Dresdner Arzt Rainar Götz verkauft. Der konnte das Haus nicht wie vereinbart sanieren. Nach einigem Streit fiel die Immobilie wieder an die Gemeinde. Zuletzt versuchte ein Radebeuler Unternehmer, im Schloss Wohnungen einzurichten. Das scheiterte am Veto des Denkmalschutzes.
Angedeutet hatte sich der Verkauf bereits Anfang August. Nach einem Inserat auf der Seite „immobilienscout24“ hatten sich zwölf Interessenten gemeldet. Sogar eine Anfrage aus Syrien ging bei der Gemeinde ein. „Die Nachfragen kamen aber zumeist aus dem Bundesgebiet. Die Interessenten forderten ein Exposé an. Einige baten auch um einen Besichtigungstermin“, sagte Roland Kaiser, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung. Die geplante Nutzung des Schlosses reichte dabei von kultureller und privater Nutzung über Kongresszentrum bis hin zur Schulungseinrichtung. „Gastronomie und Übernachtungsbetrieb werden am Rande mit betrachtet. Das Schloss soll laut den Interessenten aber nicht ausschließlich auf diese Art genutzt werden“, sagt Roland Kaiser.
Ein prächtiges Anwesen
Was immer aus dem Schloss wird, fest steht, der Käufer erwirbt ein fürstliches Anwesen. Das Haus ist mit prächtigem Stuck und teils wertvollen Deckengemälden oder Holzkassettendecken ausgestattet. Schloss Wachau zählt zu den attraktivsten und wertvollsten Schlössern des Freistaates, vergleichbar mit den Herrenhäusern in Rammenau oder Moritzburg. Der Käufer muss rigide Vorgaben des Denkmalschutzes beachten.