Von Verena Weiß
Maserati und BMW sind verschwunden. Stattdessen steht derzeit ein Kleinwagen auf dem Hof… Das Pirnaer Finanzamt hat die Privatinsolvenz des Liebstädter Schlossherrn Ralph Neunteufel beantragt.
Der SZ liegt ein Beschluss des Amtsgerichts Dresden vor, wonach das Gericht einen Rechtsanwalt beauftragte, ein Gutachten zu den Verbindlichkeiten von Neunteufel zu erstellen und alle Gläubiger ausfindig zu machen.
Kontopfändung erfolglos
Kein Liebstädter kennt den 47-jährigen Geschäftsmann wirklich. Keiner weiß, warum sich der Österreicher in Liebstadt niederließ. Das Leben in einem prächtigen Schloss, das hoch über der Stadt thront, hatte wohl für Ralph Neunteufel seinen Reiz – ebenso die Geschäfte.
Ob Global Castle Management GmbH, Neunteufel Corporate Finance oder die Firma Racing4You Motorsport GmbH: Womit der Finanzberater hinter den dicken Schlossmauern tatsächlich sein Geld verdient, weiß womöglich nur er selbst. Mittlerweile ist aber klar: Die Geschäfte liefen nicht immer glatt, vermutlich auch nicht beim Schlosskauf.
Über zwei Jahre zogen sich die Verhandlungen hin. Immer wieder kam es zu Unstimmigkeiten zwischen der Stadtverwaltung, dem Privatmann und den Liebstädter Bürgern, die sich vehement gegen einen Verkauf an Neunteufel aussprachen. Doch die Mehrheit der Räte entschied damals anders. Die hoch verschuldete Stadt Liebstadt konnte das Schloss nicht mehr halten und wollte um jeden Preis verkaufen.
Für rund 155000 Euro ging Schloss Kuckuckstein im Mai 2007 an Ralph Neunteufel bzw. die Global Castel Management GmbH. Denn einen Monat nachdem die Entscheidung der Räte fiel, gründete Neunteufel zum Zweck des Schlosskaufes die Gesellschaft, Stammkapital 150000 Euro.
Schon damals lag Neunteufel im Clinch mit den Finanzbehörden. Das Finanzamt Sigmaringen pfändete nur wenige Monate zuvor Neunteufels Konto – offenbar ohne Erfolg. Denn statt des vom Finanzamt eingeforderten Betrages von 176000 Euro wies sein Konto nur ein Guthaben von 6,14 Euro auf. Das belegen Dokumente, die der SZ vorliegen. Trotzdem konnte Neunteufel für die Global Castle Management GmbH als Bürge eintreten.
Bonität wurde angezweifelt
Dabei gab es auch in Liebstadt zu dieser Zeit ernste Zweifel an Ralph Neunteufels Bonität, blieb er doch zunächst den Nachweis über seine Finanzlage gegenüber der Stadt schuldig. Hauptsächlich deshalb rissen die Verkaufsverhandlungen mit der Stadt ab. Sein zweiter Anlauf war von Erfolg gekrönt.
Das ist mittlerweile drei Jahre her. 500000 Euro soll die Schlossgesellschaft laut Kaufvertrag bis Juni 2012 in die Sanierung des Schlosses stecken, vor allem in Dach und Fassade. Immerhin: Die Privaträume, die Ralph Neunteufel bewohnt, ließ er modernisieren. Der Rest des Schlosses bröckelt weiter vor sich hin. Dabei hat die Global Castle Management GmbH nach Angaben des Pirnaer Landratsamtes bereits Fördergelder aus dem Landesprogramm für Denkmalschutz kassiert.
Nun fragen sich die Liebstädter, wie es mit dem Schloss weitergeht. Kann ein Geschäftsführer, dem die Privatinsolvenz droht, Kuckuckstein vorm weiteren Verfall retten? Wird die Global Castle Management GmbH trotzdem ihre Vertragsverpflichtungen erfüllen?
Von Ralph Neunteufel selbst fehlt unterdessen in Liebstadt jede Spur. Für die SZ war er nur per E-Mail zu erreichen. Geldprobleme gebe es keine. „Ich bin seit Jahren in geordneten finanziellen Verhältnissen.“ Auch um das Schloss müsse man sich keine Sorgen machen. „Die Eigentümer-GmbH geht wohl weiterhin von der Sanierung des Schlosses aus, wie ich gehört habe“, erklärt Geschäftsführer Neunteufel. Das Unternehmen gehört seiner 80-jährigen Mutter.