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Schmeckwitz hat seit 200 Jahren ein Heilbad

Ab Juli 1818 wurden auf Anregung von Dr. Bönisch aus Kamenz mehrere Mineralquellen erschlossen. Damit begann eine interessante Geschichte.

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© privat

Von Norbert Portmann

Schmeckwitz. Aus historischen Dokumenten ist zu entnehmen, dass es 1818 Voruntersuchungen durch den Kamenzer „Stadtphysikus“ Dr. Bönisch mit Vertretern des Klosters und Grundbesitzer Robel am „Weinberg“ bei Schmeckwitz gegeben hat, ob sich „die aus dem dortigen Braunkohlenlager kommenden Schwefelquelle, in deren Nähe sich auch eine schwache Eisenquelle befindet“, für eine Badeanstalt eignen würde, die man fortan „Marienborn“ nannte. Dem Arzt Dr. Bönisch war es tatsächlich vorbehalten, eine Quelle zu finden, die durch ihren Schwefelgehalt die bisher einzige seiner Art in Sachsen war. Im Juli und Dezember 1818 wurden noch zwei weitere Quellen entdeckt. Eine war die Eisen- und die andere eine Mineralquelle, auch Rosenquelle genannt.

Am 13. Juli 1818 wurde mit dem Badebetrieb zunächst im Forsthaus mit einer Wanne begonnen. Noch im gleichen Jahr wurde ein Bade- und Brunnenhaus errichtet. In diesem befanden sich sieben Stuben mit acht Wannen. Dann wurde es erweitert auf zwölf Stuben und 14 Wannen. In sieben darüber liegenden Wohnzimmern waren zunächst die Gäste untergebracht. 1819 folgte der Bau eines zweiten Wohnhauses für die Badegäste mit Speise- und Gesellschaftssaal, 14 Fremdenzimmern, Billardzimmer, Küche und anderen Räumlichkeiten. Durch den Badeinspektor Petschke wurde das Bad geleitet. Für ein Warmbad im Jahre 1819 mussten die Badegäste vier Groschen entrichten. Die Zimmerwochenpreise lagen entsprechend der Lage und Ausstattung zwischen einem und drei Talern. Im Jahre 1821 war das Bad vollständig im Besitz der Familie Horn. Frau Inspektor Horn, damals war es üblich, dass die Ehefrauen so angesprochen wurden, schenkte 1831 das Bad dem Barmherzigkeitsstift in Kamenz. Durch diesen wurde es 1839 an Georg Payern unter der Maßgabe verkauft, dass bedürftige Kranke des Stiftes unter sehr günstigen Bedingungen im Bad verweilen können sollten. Georg Bensch erwarb es 1847. Bensch erneuerte die Gebäude sowie die Parkanlage. Mitte der 1850er-Jahre muss ein neues Haus mit Bädern und Gästewohnungen entstanden sein. Durch die Besitzer von Marienborn und die Badeärzte, u. a. Dr. Roederer, Dr. Spann und Dr. Grohmann, wurde zu den Behandlungsmethoden in der Lokalpresse und darüber hinaus berichtet. Die genannten Ärzte praktizierten auch in Kamenz. Am 31. Januar 1878 starb Georg Bensch – und sein Sohn Hermann führte das Bad weiter.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Badeanwendungen oft noch mit einer Trinkkur verbunden. Den Zeitungsinseraten war auch zu entnehmen, dass es im 19. Jahrhundert eine Badesaison gab, die in der Regel im Mai begann und vermutlich im Spätherbst endete. Sicherlich war man auch von der gesundheitsfördernden Wirkung des Honigs überzeugt und bot diesen gleichfalls den Kurgästen an. Georg Robel aus Nebelschütz gründete 1870 in Bad Marienborn einen Bienenzüchterverein. Am 24. September 1887 kaufte der Kamenzer Fleischermeister Moritz Hesse über eine Versteigerung für den Preis von 38 000 Mark das Bad Marienborn und verpachtete es an einen gewissen Haubold. Der bisherige Besitzer Hermann Bensch starb im Januar 1888. Bad Marienborn besaß auch eine Mineralquelle. Durch die Badegäste wurde aber nur wenig von dem Quellwasser Gebrauch gemacht, da es offenbar Durchfall verursachte. Die weitere Entwicklung von Marienborn verlief bis zum Ausbruch des
Ersten Weltkrieges kontinuierlich. Des Weiteren konnte in Erfahrung gebracht werden, dass in den Jahren 1903, 1904 und 1905 jeweils 1 400 Mineral- und 1 000 Moorbäder verabreicht wurden.

Drei Kureinrichtungen

Nach dem Ersten Weltkrieg begann das segensreiche Wirken von Elsa Brändström, dem „weißen Engel von Sibirien“, über den an anderer Stelle schon oft berichtet wurde. Am Ende des Zweiten Weltkrieg wurde das Kurhaus von der Wehrmacht in die Luft gesprengt. Vom Arbeits-Sanatorium ist nur das Badehaus erhalten. In diesem wurden viele Kriegsflüchtlinge einquartiert. In den Nachkriegs- und DDR-Jahren blieb es ein Wohnhaus. Dank Barbara und Hartmut Zschorlich wurde das fast verfallene, aber sehr geschichtsträchtige Gebäude 1999 gekauft. Am 3. Oktober 2004 wurde es als „Ferienhaus Bad Marienborn“ eröffnet. Insgesamt bieten fünf Ferienwohnungen den Herholungssuchenden Gelegenheit zur Übernachtung und zum Kennenlernen der Gegend. Stilvoll wurden das ehemalige Badehaus saniert und eine Ausstellung mit Erinnerungen an Elsa Brändström eingerichtet. Zu den Gästen zählte auch der Schriftsteller Dr. Ralph Giordano aus Köln.

Seit 1904 wurde übrigens von „Bad Schmeckwitz“ gesprochen, da es zu diesem Zeitpunkt bereits drei Kureinrichtungen gab. 1889 war an der Straße von Rosenthal nach Räckelwitz das spätere Kurhaus „Bad Heil“ entstanden. Zunächst war es ein gewisser Michal Kokel aus Räckelwitz, der 1888 auf dem Grundstück von Herbrich eine Kunst- und Handelsgärtnerei einrichtete. Später erwarb es die Gärtnerei Emil Sperling. Unter dem Grundstück lagerte Moor, und der Besitzer erkannte dessen Wert für Heilprozesse. Die neue Heileinrichtung nannte sich „das kleine Bad Marienborn“. Heilerfolge bei Gicht- und Rheumakranken blieben nicht aus. Emil Sperling schuf aber mit dem Erwerb des „kleinen Marienborn“ 1901 das eigentliche „Bad Heil“ als Moor- und Eisenschwefelbad. Der Name „Bad Heil“ war aus der Wortumkehrung von Heilbad entstanden. Sperlings schufen sich damit ein weiteres berufliches Standbein. Es war nur ein kleiner Kurbetrieb mit 15 Betten. Die Saison begann am 1. Mai und endete zum 10. Oktober. Einst hatte „Bad Heil“ auch ein Restaurant und eine Poststation. Heute ist weder das Restaurant, die Poststation, noch das „Bad Heil“ in Betrieb. Nur hier war 1946 der Kurbetrieb wieder aufgenommen worden, er musste aber 1965 wegen verschlissener Technik eingestellt werden.

Später TBC-Heilstätte

1904 kam dann das „Johannesbad“ dazu. Der Panschwitzer Arzt Dr. Nikolaus Rachel hatte sich mit der Heilkraft von Moor beschäftigt. Für seine Kuranstalt kam ihm das Schmeckwitzer Moor gelegen. Schon 1900 hatte ein gewisser Johannes Noack vor dem heutigen „Johannesbad“ ein Bad mit sechs Wannen errichtet und nannte es „Neues Moorbad Schmeckwitz“. Johannes Noack war der Besitzer des Braunkohlebergwerkes „Johannisglück“, das sich ebenfalls am Nordhang des Weinberges befand. In der Nachbarschaft gab es das Braunkohlenwerk „Bergmannshoffnung“. Von dieser Badeinrichtung ist nur noch der Glockenturm erhalten geblieben. Dr. Rachel entwickelte unterdessen das Johannesbad zu einem der bedeutendsten Kurhäuser Sachsens. Vermutlich wurde es bis zu seinem Tode im November 1930 durch ihn selbst geleitet. Bekannt ist, dass das Kurhaus im Krieg als Lazarett diente. Nach Kriegsende waren kurzzeitig Haut- und Geschlechtskranke untergebracht. Ab 1947 wurde das Kurhaus eine TBC-Heilstätte. Diese Funktion behielt das Gebäude bis 1965. Ab 1965/66 war das Johannesbad eine Außenstelle des Bezirkskrankenhauses Arnsdorf. Seit dem 1. Juni 1994 ist das Johannesbad in Trägerschaft des Caritas-Sozialwerkes des Bistums Dresden-Meißen.

Die drei Schmeckwitzer Bäder gehörten zu jenen in Sachsen, denen außerordentlich gute Heilerfolge zugeschrieben wurden, da die Ärzte und das Fachpersonal Hervorragendes leisteten und das Moor und die Quellen von bester Qualität waren. Man achtete hier beizeiten auch auf leichte und reduzierte Kost, die mitentscheidend für eine erfolgreiche Kur waren. Diese Herangehen war damals sehr weitreichend.