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Schneckenkorn tötet Hund Zac

Das Gift lag im Wald in Lindenau. Seine Besitzerin glaubt, dass ein Tierhasser dafür verantwortlich ist.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Die letzten Überbleibsel liegen noch immer im Gebüsch. Zacs Frauchen nimmt ein Taschentuch und kratzt die blauen Körner zusammen, die ihrem Hund zum Verhängnis geworden sind. Richtig fassen kann sie es immer noch nicht, dass der geliebte Vierbeiner so qualvoll sterben musste. Ihren Namen will die Radebeulerin lieber nicht in der Zeitung lesen. Das wäre ihr alles etwas zu viel, sagt sie. Die letzten Tage waren aufregend genug. Und traurig.

Zac sah so ähnlich aus wie dieser  Hund.
Zac sah so ähnlich aus wie dieser Hund. © Kristin Richter

Vergangenen Freitag ist sie mit ihrem Hund, einem sechsjährigen Labrador-Rüden, in Lindenau am Zechstein spazieren. Wie so oft, lässt die 46-Jährige das Tier im Wald frei laufen. Plötzlich rennt Zac schnurstracks eine steile Böschung herunter. Irgendetwas muss er gewittert haben. Ehe sich sein Frauchen durchs Gebüsch schlagen kann, hat er schon gefressen. Ein Granulat, das in einer aufgeschnittenen Tüte am Boden liegt. „Buchhandlung“ steht auf dem Beutel.

Die Frau zieht den Rüden weg, läuft mit ihm nach Hause. Dort angekommen setzten bald schon die ersten Symptome ein. Weil seine Halterin auf Arbeit muss, übernimmt ihre Mutter, die im selben Haus wohnt, die Pflege des Hundes. „Er hat unwahrscheinlich gezittert und seine Pupillen waren weit geöffnet“, sagt die Rentnerin. Die Radebeulerin bekommt jetzt richtig Angst.

Sie ruft einen Bekannten um Hilfe, trägt den Hund zusammen mit ihm ins Auto. Zum selber laufen ist er schon zu schwach. Ungefähr eine Stunde ist der Spaziergang im Wald da erst her. Die Fahrt in die Notfalltierklinik nach Dresden wird zur Tortur. Zac geht es immer schlechter. Doch im Feierabendverkehr dauert die Fahrt fast eine Stunde. „Das war Horror für mich“, sagt die Radebeulerin. In der Tierklinik angekommen, machen die Ärzte ihr schon keine großen Hoffnungen mehr. Röntgenbilder zeigen, dass Zac eine große Menge Schneckenkorn gefressen hat. Dem Labrador wird der Magen ausgepumpt, er bekommt einen Einlauf. Doch die Rettungsversuche bleiben vergeblich. „Er ist elendig kaputt gegangen“, sagt die Frau.

Schneckenkorn, mit dem Gartenliebhaber Schnecken zu Leibe rücken, ist für Hunde extrem giftig. Das Problem: Die Vierbeiner mögen den süßen Geschmack der Chemiekeule. Das im Schneckenkorn enthaltene Metaldehyd ist ein Nervengift. Es führt zu Herzrasen, Muskelkrämpfen und löst einen Temperaturanstieg auf bis zu 43 Grad Fieber aus, sodass nach kurzer Zeit die Organe versagen. Schon rund ein halbes Gramm pro Kilo Körpergewicht ist für einen Hund tödlich.

Die Halter von Hund Zac fragen sich jetzt, wie das Gift in den Lindenauer Wald gekommen ist. Sie haben einen schlimmen Verdacht. Ihrer Meinung nach hat Zac einen Köder gefressen, der mit Schneckengift präpariert war. „Das Gift ist eigentlich geruchlos“, sagt sein Frauchen. Der Hund sei aber zielstrebig darauf zu gerannt. Er müsse etwas gerochen haben. Die Überreste der blauen Kügelchen, die sie noch Tage später findet, sind verklumpt und mit einer braunen Masse verklebt. Hat hier jemand gezielt Köder geformt? Oder nur achtlos seine Gartenabfälle entsorgt? In der Böschung liegen auch alte Blumentöpfe und Pflanzen. Doch selbst wenn kein Tierhasser dahinter stecken sollte, wäre die Schneckenkornentsorgung im Wald fatal. Auch Wildtiere können daran verenden.

Zacs Besitzer glauben nicht an eine Unachtsamkeit. Auch weil die Gifttüte mit einem glatten Schnitt geöffnet war. Sie möchten jetzt andere Hundehalter warnen. Sie sollen aufpassen, ob die blauen Kügelchen auch an anderen Stellen in der Stadt auftauchen. Bei Facebook gibt es inzwischen Gerüchte, dass neben Schneckenkorn auch Fleischbällchen mit Rasierklingen am Zechstein ausgelegt wurden. Angeblich seien insgesamt schon drei Hunde gestorben. Bei der Polizeidirektion Dresden sind bisher noch keine aktuellen Fälle aus Radebeul bekannt. Sprecher Marko Laske rät, Anzeige zu erstatten, wenn man solche Köder findet.