Mit Sarah Gierig-Thomas darf man sich nicht allzu oft treffen. Ziemlich schnell kneift sonst der Hosenbund. Die Neustädter Schokoladen-Sommelière redet nicht nur gerne über ihre Leidenschaft, sondern hat auch immer Kostproben ihrer neuesten Kreationen dabei. „Ich fülle zurzeit ganz viele Pralinen mit Nougat, das mögen die Leute.“ Verständlich. Das Konfekt ist köstlich.
Sarah kennen viele aus der Backstube oder von der Straße, immer mehr Menschen kennen sie auch aus Fernsehen und Zeitung. In den vergangenen Monaten war das Gesicht der 32-Jährigen in diversen Medien zu sehen. „Das Interesse kam ganz plötzlich“, berichtet sie und zählt auf, wer alles über sie geschrieben oder berichtet hat: Sie war zu Gast bei der Sendung ARD-Buffet, wo sie eine winterliche Ganache zubereitete; sprach bei MDR Jump und Radio Dresden; gab dem Spiegel ein Interview und die Deutsche Presse-Agentur klopfte auch an. Dieser Text wurde von diversen Zeitungen und Magazinen abgedruckt oder online gestellt, wodurch sich die frohe Kunde von Ostdeutschlands erster Schoko-Sommelière in ganz Deutschland verbreitete. Und das über ein Jahr, nachdem der Neustädterin offiziell dieser Titel von der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks verliehen wurde. „Manchmal dauert’s eben länger“, sagt sie entspannt.
Sarah macht sich keinen Druck. Auch jetzt nicht, wo sie eine gewisse Bekanntheit durch ihre Expertise erlangt hat, sucht sie nicht nach neuen Aufgaben, sondern lässt diese auf sich zukommen. Der Terminkalender ist auch so schon prall gefüllt. Die Bäcker- und Konditormeisterin arbeitet vorwiegend nachts in der elterlichen Backstube. „Zum Glück hat meine Azubine jetzt ausgelernt, sie macht tolle Torten und verziert sie schön, das ist eine große Hilfe.“
Hauptsache, es glitzert
Wo andere die Tagstunden zum Schlafen nutzen würden, arbeitet Sarah noch ihre Termine ab, gibt Seminare für Bäcker und Pralinenkurse, spricht sich mit Kunden ab, fährt auf Messen und Veranstaltungen. Kürzlich moderierte sie beispielsweise das 1. Dresdner Schokoladenfestival im Zwinger. Und dann ist da noch ihr Pferd Nana, das sie, so oft es geht, sieht. Nicht zu vergessen: ihr Ehemann. An den Wochenenden ist dann Zeit für Freunde. Entspannte Abende auf der Couch? Gibts bei der Blondine nicht.
„Solange es mir Spaß macht, ist es okay, so viel Stress zu haben.“ Auf die schokoladigen Termine freue sie sich immer besonders, streiche sie im Terminkalender ab. Sarah liebt Schokolade, das spürt man bei jedem Gespräch mit ihr. Das Experimentieren mit der Süßigkeit liegt ihr besonders. Zurzeit stehe sie total auf Gewürze, verrät sie, mischt Marsala in die Ganache und verziert Tafeln mit getrocknetem Ingwer. Was mögen denn die Kunden besonders gern? „Sie mögen fruchtige Füllungen und Pralinen, die nicht ganz so süß sind. Oftmals entscheiden sie aber rein nach der Optik.“ Gut, dass Sarah gerne alles opulent verziert, mit Glitzer und Schimmer, Blüten und Klecksen. Einige ihre Kreationen werden im noblen Restaurant Kastenmeiers im Kurländer Palais in Dresden als Dessert verkauft.
Günstiger bekommt man Sarahs Schoki in der Bäckerei in der Bahnhofstraße in Neustadt. Und Sarah, schon mal Gedanken über einen eigenen Laden gemacht? Die 32-Jährige denkt kurz nach. „Ausgeschlossen ist das nicht, aber Pläne gibt es definitiv noch nicht.“ Sie fühlt sich wohl in Neustadt, kennt viele ihre Kunden seit ihrer Kindheit. Trotz ihrer wachsenden Bekanntheit ist ihr deshalb eines wichtig: „Ich will bodenständig bleiben.“
Was nicht heißt, dass Sarah nicht vorangehen will. Die Überlegung ist da, einen Onlineshop für ihre Produkte einzurichten. Auch 2019 will sie wieder Seminare an der Bäckerfachschule in Dresden geben und an verschiedenen Messen teilnehmen. Und dann steht da noch dieses eine große Projekt an. Drüber reden darf Sarah Gierig nicht, auch, wenn es ihr in den Fingern juckt. Nur so viel: Klappt alles wie geplant, wird man Sarahs hübsches Gesicht noch viel häufiger sehen als jetzt.