Von Dirk Schulze
Sebnitz. Der Regen prasselt natürlich ausgerechnet bei der Rede des Vizeverbandschefs aufs gläserne Hallendach. Kurz darauf bricht die Sonne wieder durch. Das steht symbolisch für die Schwierigkeiten des Gartenbaugeschäfts, sagt Theresa Philipp von der Gärtnerei Klein: Die Branche ist extrem vom Wetter abhängig, es lässt sich kaum verlässlich planen. Bis Ostern steckte der Frost im Boden, da hat kein Mensch Frühblüher gekauft, weil er sie nicht hätte pflanzen können. Eine Woche drauf ist auf einmal Sommer. Nun will der Kunde keine Frühblüher mehr. Tausende Primeln hat die Gärtnerei umsonst herangezogen, das Frühlingsgeschäft ist quasi ausgefallen. Dafür kommen die Gärtner jetzt mit den Balkon- und Beetblumen kaum hinterher.
Zum Start der Pflanzsaison hat der Landesverband Gartenbau in die Gärtnerei Klein nach Sebnitz eingeladen. Es ist der offizielle Auftakt für die Kampagne „Blühendes Sachsen“, bei der am Wochenende landesweit die Gärtnereien mit Festen und Aktionen zum Blick hinter die Kulissen einladen und ihre Neuheiten präsentieren – zum zwanzigsten Mal. Im Jubiläumsjahr hat der Landesverband die Sebnitzer Gärtnerei zum Gastgeber erwählt, um hier seine Pflanze des Jahres zu präsentieren: eine eigens in Dresden gezüchtete Pelargonie namens Schokoladenmädchen mit schokobraunen Blättern und kirschrot leuchtenden Blüten. Eine große Ehre, wie Firmenchef Frieder Klein erklärt.
Die Gärtnerei am Sebnitzbach existiert bereits seit 121 Jahren und zählt damit zu den ältesten Unternehmen der Stadt. Sie ist bis heute ein Familienbetrieb, mit Christa und Frieder Klein schaffen die beiden verheirateten Töchter Anne Steinbrück und Theresa Philipp mit an den schier endlosen Pflanztischen, in denen jetzt zum Saisonauftakt bis zu 100 000 Zöglinge stehen. Etwa 80 Prozent der Produktion werden ostdeutschlandweit per Lkw in Großmärkte ausgefahren, in denen die örtlichen Blumenläden ihre Ware einkaufen. Die übrigen 20 Prozent gehen in Sebnitz direkt über die Theke. Über die Jahre musste sich das Unternehmen immer wieder wandeln. Ein Standbein genügt längst nicht mehr, erklärt Gartenbauingenieur Frieder Klein. Heute zählen auch die Grabpflege sowie der Garten- und Landschaftsbau zu den angebotenen Dienstleistungen.
Der Landesverband Gartenbau hat die Sebnitzer Gärtnerei aber auch in den Fokus gerückt, um auf die Herausforderung für die Betriebe im grenznahen Raum aufmerksam zu machen. Auf den Märkten hinter der tschechischen Grenze werden Blumen zum Einkaufspreis verramscht. Den dortigen Händlern dienen sie als Lockmittel oder Feigenblatt, erklärte Vizeverbandschef Frank Lehmann. Er spielt damit auf oft kolportierte Drogengeschäfte an. Pflanzen seien jedoch keine Billigware. „Wer Blumen in regionalen Gärtnereien kauft, sorgt nicht nur für ein blühendes Zuhause, sondern auch für ein blühendes Sachsen“, sagte Lehmann.